Mittlerweile bin ich ein Fan von den Büchern aus der Feder von Sandra Brown. Und ich mag auch die vertonte Version, wenngleich bei einigen Werken die Hörbücher oft stark gekürzt sind. Dieser Umstand erfüllt mich zwar nicht mit Freude, aber ich lausche gern der wundervollen Stimme von Martina Treger.
In meiner Rezension „Böses Herz“ von Sandra Brown beleuchte ich nicht nur den Unterschied zwischen Hörbuch und geschriebenen Werk, sondern auch, ob mich die Geschichte überzeugen konnte.
© Umschlaggestaltung: www.buerosued.de
erschienen bei Blanvalet Verlag
Veröffentlicht 9. Dezember 2013
Originaltitel Lethal
Übersetzt von Christoph Göhler
ca. 512 Seiten
Spieldauer: 7 Stunden und 10 Minuten
Gesprochen von Martina Treger
erhältlich als gebundenes Buch, Hörbuch und eBook
Klappentext
Vor zwei Jahren verlor Honor Gillette ihren geliebten Ehemann Eddie bei einem tragischen Unfall – das glaubte sie jedenfalls, als plötzlich ein fremder Mann blutüberströmt in ihrem Vorgarten auftaucht. Honor ahnt nicht, dass es sich um Lee Coburn handelt, der wegen Mordes an sieben Menschen gesucht wird – bis er sie und ihre kleine Tochter als Geiseln nimmt und behauptet, Eddies Tod sei kein Unfall gewesen und Honor selbst sei in großer Gefahr. Honor hat keine andere Wahl: Um sich und ihre Tochter zu schützen, muss sie Coburn vertrauen und tun was er verlangt …
© Klappentext: Blanvalet Verlag
Sandra Brown ist eine Meisterin darin, mich sofort in die Geschichte zu ziehen. Auch bei „Böses Herz“ braucht es kaum eine Seite und schon möchte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dabei legt Sandra Brown viel Wert auf lebensnahe Charaktere und authentische Dialoge.
Durch geschickt platzierte Perspektivwechsel weiß ich als Leserin schnell, worum es geht und kann ungefähr einschätzen, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Das funktioniert natürlich für Honor Gilette nicht, die plötzlich von einem fremden Mann bedroht wird. Er ist auf der Suche nach etwas, das Honors verstorbener Mann versteckt haben soll. Doch Honor weiß nicht, was das sein soll. Der Fremde, der sich als Lee Coburn entpuppt, glaubt ihr nicht und setzt völlig ungeniert Honors kleine Tochter Emily als Druckmittel ein.
Bei „Böses Herz“ mag ich sehr, dass Sandra Brown viel mit Kontrasten spielt. Da wäre zum Beispiel die zuckersüße Emily, die im Gegensatz zum kantig und eiskalten Lee Cobrun einfach nur goldig ist. Es macht unheimlich viel Spaß, den Jägern und den Gejagten gleichermaßen über sie Schulter schauen zu können.
Mitten in der chronologisch zeitlich korrekten Abfolge erfahre ich vieles über die einzelnen Figuren. Die Anzahl an Personen ist recht hoch, aber durch die unterschiedlichen Charaktereigenschaften kann ich sie leicht auseinanderhalten. Auch im Hörspiel ist das kein Problem, Martina Treger glänzt mit ihrem lebendigen Erzählton und den an die Charaktere angepassten Stimmlagen.
Die Settings sind interessant angelegt und dank des sehr bildlichen sowie mitreißend flüssigen Schreibstil runden sie das Gesamtbild perfekt ab.
„Böses Herz“ glänzt durch sein hohes Tempo und seinem konstanten Spannungsbogen. Es wird zu keiner Sekunde langweilig und ich bin völlig gebannt von den Ereignissen.
Das Besondere bei Sandra Brown Thrillern ist, dass sie das Genre gern mit einem erotisch romantischen Anteil würzt. In „Böses Herz“ ist auch eine Prise davon zu finden, allerdings im Verhältnis zum Thriller sehr bescheiden. Aber genau dieser Umstand lässt „Böses Herz“ richtig realistisch wirken und macht die Wortduelle zu einem wahren Genuss. Leider geht der Charme bei der Hörbuchfassung verloren, denn hier wurde an manchen Stellen ohne Sinn und Verstand gekürzt. Zwar ist es bei „Böses Herz“ insgesamt nicht so schlimm, aber ich finde es schon bedauerlich, wenn der Sinn einer Szene durch unbedachtes Kürzen verloren geht. Daher bin ich auch froh, dass ich das Buch zeitgleich auch als gebundenes Format vorliegen hatte.
„Böses Herz“ lebt von seinen überraschenden Wendungen und seinen vielen Erzählebenen. Für mich ist es zwar klar, in welche Richtung sich bestimmte Bereiche weiterentwickeln, aber wer der ominöse Bookkeeper ist, erfahre auch ich erst dann, als es Sandra Brown will. Wow, was für ein Showdown und welche Dramatik am Ende. Das Mitfiebern und Mitleiden kenne ich von Sandra Browns Büchern schon und auch in „Böses Herz“ gelingt es der Autorin wieder hervorragend, mich emotional mitzureißen.
Ich bin so tief in „Böses Herz“ verankert, dass mich der Schluss völlig von den Socken haut. Eigentlich finde ich den Abschluss blöd, aber insgeheim muss ich Sandra Brown Respekt zollen. Ich kann mich für mein eigenes Wunschende entscheiden und irgendwie hätte ich es doch gerne gehabt, wenn es einen zweiten Teil gegeben hätte.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein temporeicher Thriller, in dessen Fokus eine junge Mutter steht, die plötzlich nicht mehr den Menschen vertrauen kann, die ihr in den schwersten Stunden ihres Lebens beigestanden haben. Spannende Unterhaltung auf der Jagd nach dem Kopf eines Verbrechersyndikats.
Lesen:
Wenn ihr packende Thriller mögt, die mit ein bisschen Liebe aufgepimpt werden.
Weglegen:
Wenn Thriller so gar nicht euer Fall sind. Dann solltet ihr das Buch weglegen und euch einem anderen Genre zuwenden.
Mal ehrlich:
Sandra Brown geht für mich immer. Ich liebe ihre Geschichten und auch „Böses Herz“ bildet hier keine Ausnahme. Die Spannung ist konstant hoch. Obwohl sich recht viele verschiedene Charaktere in dem Buch tummeln, verliere ich beim Lesen und Hören nie den Überblick.
Die Perspektivwechsel sind dynamisch und ermöglichen mir einen 360° Blick auf die kompletten Ereignisse. So kann ich mir zwar denken, wie sich die unterschiedlichen Handlungsfäden weiterspinnen werden, aber trotzdem schaffe ich es nicht, den Bösewicht hinter alldem selbstständig zu enttarnen.
Die Charaktere verhalten sich nicht immer so, wie ich es vermute und besonders das tödliche Katz-und-Maus-Spiel sorgt für packende Unterhaltungsstunden.
Ein bisschen Romantik schleicht sich auch in „Böses Herz“, ist aber den Umständen entsprechend wirklich minimal und rundet meiner Meinung nach das Gesamtwerk schön ab. Wer das nicht mag, überspringt die Passagen einfach, auch wenn dann ein paar emotionale Augenblicke nicht eingefangen werden.
Am meisten liebe ich die hitzigen Wortgefechte, die jedoch manchmal im Hörbuch ihre Wirkung einbüßen, da es sich um eine gekürzte Fassung handelt und nicht immer klug zusammengestrichen wurde. Dennoch mag ich die Umsetzung von Martina Treger. Wie immer schafft sie es hervorragend, den bildlichen Schreibstil so lebendig umzusetzen, dass ich einen Kinofilm im Kopf habe.
Der Showdown ist richtig gut und das Ende lässt mich wehmütig zurück.
Fazit:
Unglaublich spannend erzählter Thriller mit einem Hauch erotisch-romantischen Einschub. Die Entwicklung ist dank vielfältiger Perspektiven im Groben zu erahnen, doch die Auflösung weiß zu überraschen. Perfekte Unterhaltungslektüre.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf einen spannenden Thriller, in dem der Bundeskanzler in den Fokus von Ermittlungen rückt?
Dann empfehle ich euch:
Der Morgen von Marc Raabe
Von Sandra Brown habe ich jetzt schon echt sehr lange nichts mehr gelesen; aber ältere Bücher von ihr mochte ich immer. Vielleicht sollte ich mal wieder eins von ihr kaufen!!
Ich glaube die Bücher gibt es sogar noch… Sydney Sheldon merkt man halt das Alter schon an; die Bücher sind größtenteils in den 70ern erschienen. Da lief auf der Welt noch einiges anderes und die Thriller würden so heute einfach nicht mehr funktionieren. Aber ich fand sie alle sehr unterhaltsam und hab sie auch alle gelesen. War nett für zwischendurch.
Liebe Christine,
ich weiß gar nicht ob Sandra Brown noch aktuell veröffentlicht. Das sind ja hier auch schon ältere Bücher, aber sie lesen sich noch immer super 😀
Sydney Sheldon kenne ich – leider – nicht. Ich finde, dass beim Lesen im Kontext die Zeit betrachtet werden muss, indem die jeweilige Geschichte spielt. Insofern würde es inhaltlich immer noch funktionieren, aber ich weiß was du meinst.
Liebe Grüße
Mo
Liebe Mo,
was für ein cooles Thema! Ich höre nämlich total gern Hörbücher, weil ich eine weite Autofahrt zur Arbeit habe – aber hatte just den Fall, dass mich Karin Slaughters „Die letzte Nacht“ als Hörbuch überhaupt nicht abgeholt hat.
Bei deinem Tipp jetzt gehe ich dann wohl auch lieber auf die gebundene Fassung, denn Kürzungen mag ich ebenfalls nicht, vor allem, wenn es recht willkürliche sind.
Vielen Dank für die Empfehlung!
Ines-Bianca
Liebe Ines-Bianca,
ja, das mit den Hörbüchern und den Sprechenden ist echt ein Dauerthema. Wenn es nicht passt, dann kann die Story noch so toll sein. Hier ist beides gut, aber eben die Kürzungen vermiesen ein bisschen den Spaß. Wobei es eben auch Hörbücher von Sandra Brown in voller Länge gibt.
Liebe Grüße
Mo
Sandra Brown gehört zu meinen Lieblingsautoren! Hab dieses Buch sogar schon auf meinem Lesestapel zuhause, bin bis jetzt aber noch nicht wirklich dazu gekommen… Werd es aber dank deiner Rezension wieder ganz oben auf den Stapel legen. 🙂
LG,
Vici
Perfekt, liebe Vici.
Dann ganz viel Lesefreude.
Liebe Grüße
Mo