Auf den dritten Band der Sandman-Reihe war ich sehr gespannt. Sie bildet den Abschluss des ersten Hörspiels und ihre Geschichten faszinierend mich besonders. Ob das im Comic auch so grandios sein würde?

In meiner Rezension „Sandman: Traumland“ von Neil Gaiman gehe ich auf meine Eindrücke beim Lesen ein.


 

Sandman – Traumland von Neil Gaiman
© Cover: 2017 DC Comics

Infos zum Buch
Genre: Fantasy
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahre
Band 3 von 12
 
Autor Neil Gaiman
Zeichner Kelly Jones, Charles Vess,
Colleen Doran, Malcolm Jones III

Originaltitel The Sandman #17-20
Übersetzt von Gerlinde Althoff
 
erschienen bei Panini Verlags GmbH
Veröffentlicht 11. Oktober 2007
Seiten 100
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

SANDMAN ist aus gutem Grund die meistgelobte und mit Preisen ausgezeichnete Comic-Serie der 90er-Jahre: Die intelligente, tiefgründige Story, elegant geschrieben von Neil Gaiman und abwechselnd illustriert von den gefragtesten Künstlern der Comic-Branche, bietet eine reichhaltige Mischung moderner Mythen und finsterer Fantasy, in der zeitgenössische Literatur, historisches Drama und Legenden nahtlos ineinander übergehen. Die Saga des Sandman enthält eine Reihe von Erzählungen, die in der neunten Kunst einzig dastehen, und die Geschichte als solche werden Sie nie mehr vergessen.

TRAUMLAND vereint vier packende Storys, die unter die Haut gehen. Die Geschichte über die Uraufführung von William Shakespeares Ein Sommernachtstraum gewann den World Fantasy Award. Die schöne Muse Calliope wird von einem jungen Schriftsteller gefangen gehalten, der Material für ein neues Buch benötigt. Die Tyrannei der Menschen, aus dem Blickwinkel einer Katze gesehen, ist das Thema der zweiten Geschichte, während die letzte von einer unsterblichen, unverwundbaren Frau handelt, die nichts anderes will, als tot sein.

TRAUMLAND ist das dritte Buch aus der 10-bändigen SANDMAN-BIBLIOTHEK. Die SANDMAN-Bücher können sowohl in der Reihenfolge ihres Erscheinens als auch einzeln gelesen werden.

© Klappentext: Panini Verlags GmbH


„Sandman: Traumland“ ist ein schmaler Sammelband. Lediglich vier Geschichten werden erzählt, deren Kern doch alle das Träumen haben. Jedes Kapitel behandelt einen anderen Schwerpunkt, rückt andere Protagonisten in den Vordergrund. Wieder bedient sich Neil Gaiman an unterschiedlichen Quellen zur Inspiration seiner Geschichten.

In Kapitel „Kalliope“ verbindet er altgriechische Mythologie mit dem zwanzigsten Jahrhundert. Das Thema der Muse und dem rücksichtslosen Ausbeuten dieser wird eindrücklich dargestellt. Es zeigt, wie rücksichtslos der Mensch im Willen zum Erreichen seiner eigenen Träume sein kann.

In „Der Traum von tausend Katzen“ rücken unsere tierischen Begleiter in den Fokus. Wir erleben aus ihrer Perspektive, wie sie das Zusammenleben mit uns empfinden und welchen geheimen Traum sie möglicherweise hegen.
Im „Ein Sommernachtstraum“ begegne ich William Shakespeare, der schon im zweiten Sammelband einen kleinen Gastauftritt hatte. Dieser kleine Erzählfaden wird hier zu einer Hauptgeschichte weitergesponnen. Was unglaublich faszinierend ist. Besonders da dieses Kapitel als Hommage an das echte Stück von Shakespeare verstanden werden kann. Dennoch werden hier echte Elemente des Stückes mit Fantasie zu einem geschmackvollen Ganzen verbunden.

Im letzten Kapitel „Fassade“ bedient sich Neil Gaiman wieder an einer Figur aus dem DC-Universum. „Element Girl“ wird in den Fokus gerückt. Obwohl ich mich in der großen bunten Comic-Welt vom DC-Universum nicht auskenne und mir demnach auch die Hauptfigur nichts sagt, gelingt es Neil Gaiman mir mit einfachen Mitteln Zugang zu ihrer Persönlichkeit und ihrer Geschichte zu gewähren. Dennoch ist das Kapitel schwerer zugänglich für mich und ich bin froh, dass ich es inhaltlich schon aus dem Hörspiel kenne. So komme ich leichter durch dieses sehr bedrückende Kapitel.

„Sandman: Traumland“ besticht nicht nur durch die intensive Erzählung, sondern auch durch die Gesamtkonzeption der Illustrationen. Die Künstler haben vielfältige Kulissen und eindrucksvolle Charaktere erschaffen. Das Abtauchen in die jeweilige Geschichte ist nicht immer einfach, dennoch bin ich fasziniert von der Umsetzung. Das Farbspiel ist auf den einzelnen Erzählpunkt sorgsam abgestimmt. Die Unterteilung durch die Panels unterliegt der Dynamik der jeweiligen Geschichte. Sehr beeindruckend.

Obwohl alle vier Kapitel jeweils von anderen Hauptfiguren dominiert werden und Dream in drei davon dieses Mal keinerlei direkte Erwähnung findet und auftaucht, so ist Dream doch stets Dreh- und Angelpunkt.
Sehr freue ich mich, dass seine Schwester Death dieses Mal ein bisschen mehr Raum im Comic „Fassade“ erhält. Die Idee um den Tod als Person finde ich richtig gut umgesetzt. Death ist neutral, weil sie für jeden da ist. Besonders in diesem Kapitel wird dies deutlich transportiert. Sie wirkt beinahe wie eine Freundin.

„Sandman: Traumland“ ist eine tolle Graphic Novel. Auf den ersten Blick wirken die einzelnen Geschichten träumerisch zart, doch auf den zweiten Blick offenbaren sie ihre Vielfältigkeit und Tiefe. Wieder gelingt Neil Gaiman mit Leichtigkeit uns Lesenden einen Spiegel vorzuhalten. Abgerundet durch das stimmige Artwork ist „Sandman: Traumland“ ein Lesegenuss. Da die Geschichten in sich völlig abgeschlossen sind, kann „Sandman: Traumland“ auch unabhängig vom Rest der Reihe gelesen werden. Dennoch gibt es wieder verbindende Elemente, sodass ich die komplette Serie wirklich jedem nur ans Herz legen kann.

Sandman – Traumland von Neil Gaiman
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Vier Geschichten mit Bezug zu den Träumen. Vom Traum der Herrschaft über den Menschen, der Gabe, ein bedeutender Autor bis hin zum Traum, endlich kein Monster mehr zu sein, werden verschiedenste Themen angesprochen und stilvoll beleuchtet.

Lesen:

Kann ich sehr empfehlen. Die Träume von Individuen sind verschieden, dies wird in diesem Band klar herausgearbeitet, aber auch welche Konsequenzen es haben kann, diese wahr werden zu lassen.

Weglegen:

Wer das Sandman-Universum noch nicht kennt, sollte vielleicht noch nicht gleich mit diesem Band durchstarten. Die Vielzahl an versteckten Botschaften kann erdrückend wirken. Also lieber erst einmal den Comic von vorne anfangen zu lesen.

Mal ehrlich:

Der dritte Sammelband „Sandman: Traumland“ ist mit seinen vier unabhängig voneinander lesbaren Geschichten schmal. Doch davon sollte sich niemand täuschen lassen, denn der Comic ist wahnsinnig gehaltvoll und es braucht Zeit, sowie volle Konzentration, die vier Storys zu begleiten und zu erleben. Neil Gaiman versteht es, mit verschiedensten Elementen zu spielen und sie so miteinander zu verbinden, dass daraus etwas sehr Kluges entsteht.
Besonders gut gefallen hat mir in einem Kapitel der Mix aus historischen Wahrheiten und dem träumerischeren Erfindungsreichtum Neil Gaimans. Leider kenne ich den echten Sommernachtstraum von Shakespeare nicht, sodass mir wohl eine wesentliche Komponente fehlte. Doch auch da gelingt es dem Autor mich voll abzuholen.
Alle vier Kapitel haben das Träumen als Kernthema. Ich bin froh, vorher das Hörspiel gehört zu haben, da es mir in der Kombination leichter fiel, die Vielfältigkeit des Comics zu begreifen.
Die Illustratoren haben ebenfalls wieder hervorragende Arbeit geleistet und den Erzählungen Leben eingehaucht. Die Szenenbilder sind ausdrucksstark und auch die Farbgestaltung perfekt darauf abgestimmt.
Insgesamt ein sehr sehens- und erlebenswerter Comic, wenn auch hier und da auch etwas schwerzugänglich für mich.

Fazit:

Mit vier Geschichten zwar ein schmaler Sammelband, aber inhaltlich sehr umfangreich und unterhaltsam. Die Kombination aus Text und Zeichnung überzeugt auch dieses Mal wieder auf ganzer Linie. Allerdings ist der Comic sehr gehaltvoll und daher an manchen Stellen nicht so leicht zugänglich.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*