Mitte Januar habe ich euch das Buch näher vorgestellt und euch gesagt, dass ich mich auf die Geschichte freue. Von Katherine Webb habe ich bislang noch kein Werk gelesen, aber für einen guten Krimi bin ich immer zu haben.
In meiner Rezension „Der Tote von Wiltshire“ von Katherine Webb nehme ich euch mit in den Auftakt einer neuen Krimireihe und beleuchte, was mich beim Lesen erwartet hat
Leseexemplar
❧ Vielen Dank an Stephanie Berlehner für die Freigabe im Bloggerportal
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München
erschienen beim Diana Verlag
Veröffentlicht 28. Dezember 2022
Originaltitel Stay Buried
Übersetzt von Babette Schröder
ca. 480 Seiten
Band 1 der Reihe Lockyer & Broad ermitteln
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch, Multimedia-CD und eBook
Klappentext
© Klappentext: Diana Verlag
„Der Tote von Wiltshire“ hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht. Ich komme nur behäbig in die Geschichte, da Katherine Webb sehr ausführlich in ihren Beschreibungen ist und dabei vieles andeutet, aber nur weniges genauer erklärt. Zudem sind die Kapitel recht lang, was immer ein Problem für mich ist. Zu Beginn markieren die Kapitel einzelne Tage, an denen die Ereignisse geschehen, später verwischt die Grenze und so umfassen manchmal mehrere Kapitel einen gelebten Tag.
Dreh- und Angelpunkt von „Der Tote von Wiltshire“ ist Detektive Inspector Matthew Lockyer, der personale Erzähler, beleuchtet nur die Perspektive dieses bodenständigen Einzelgängers, der recht introvertiert erscheint und trotz Schicksalsschläge zu keinem ungehobelten Ermittler mutiert ist. Stattdessen arbeitet er gut mit seiner Kollegin Gemma Broad zusammen. Als Team gefallen sie mir, auch wenn Gemma noch recht schweigsam wirkt. Ihr Fleiß und ihre Unterstützung jedoch sind unglaublich hoch, was ich total mag. Denn Lockyer ermittelt in einem Fall, der vor vierzehn Jahren als gelöst abgeschlossen wurde. Doch Zweifel nagen seit Jahren an Lockyer, denn durch ihn wurde damals Hedy Lambert als Mörderin eines Mannes verurteilt, der in einer Scheune im Schlaf erstochen wurde. Nun gibt es eine neue Entwicklung und Lockyer ergreift die Chance, noch einmal prüfen zu können, ob er damals tatsächlich die wahre Täterin erwischt hatte oder eine Unschuldige ins Gefängnis schickte.
Katherine Webb holt weit mit den Erzählungen aus, lässt viele Details von der Umgebung, der Kleidung und den verschiedenen Eigenheiten der Persönlichkeiten einfließen. Zudem arbeitet sie mit zwei Zeitebenen.
In der Gegenwart, die im Jahr 2019 spielt, erfahre ich alles zu der aktuellen Ermittlungsarbeit zum Fall des ermordeten Mannes in der Scheune.
In die Vergangenheit tauche ich dank Lockyers Erinnerungen und damaliger Verhörprotokolle ab, allerdings liegt hier der Fokus auf der damals einzigen Tatverdächtigen Hedy Lambert. So streut Katherine Webb immer wieder Zweifel bei mir ein, ist Hedy nun Täterin oder Opfer? Bis zum Schluss bin ich mir dessen nie zu Hundertprozent sicher.
In „Der Tote von Wiltshire“ legt die Autorin viele lose Handlungsfäden aus. Das erzeugt unterschwellig Spannung, lässt aber den Kriminalroman beschaulich wirken. So kann ich mich voll und ganz auf die Ereignisse einlassen, mich von ihnen treiben lassen.
Die Spannung baut sich langsam, dafür aber nachhaltig auf. Im Verlauf wird es immer interessanter und mir beginnt das ausgeklügelte Detektivspiel Freude zu bereiten. Es ist packend mitzuerleben, wie neue Erkenntnisse auftauchen und sich daraus ein weitaus komplexeres Rätsel ergibt, als zu Beginn gedacht. Dadurch generiert Katherine Webb viele Möglichkeiten und ich entwickle eigene Theorien, was damals wirklich geschah und was der Auslöser gewesen sein könnte.
Es ist superinteressant mitzuerleben, welche langfristigen Folgen für alle Beteiligten ein Mord nach sich zieht und wie das eigene Leben dadurch beeinflusst wird.
„Der Tote von Wiltshire“ hat ein wirklich stimmungsvolles Setting, welches zwar braucht, bis es wirkt, doch mich dann einfach nicht mehr loslässt.
Die vielschichten Charaktere machen die Jagd nach der Wahrheit fesselnd. Bis zum Schluss tappe ich im Dunkeln, meine eigenen Theorien fallen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Interessanterweise ist meine Vermutung richtig, habe aber eine falsche Person in Verdacht.
Im Grunde komme ich hinter jedes dieser ausgeklügelten Geheimnisse erst, nachdem mir Katherine Webb die passenden Puzzlestückchen serviert.
Auch das Ende gefällt mir. Es ist überraschend und lässt ein paar Fragen am Rande offen, die jedoch nichts mit dem Fall zu tun haben. Der Cold Case wird restlos aufgeklärt, was ich angenehm empfinde.
Das Ermittlerteam Lockyer und Broad ist klasse und ich bin auf den nächsten Fall der beiden gespannt.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein beschaulicher Krimi, der ohne große Action und Blutvergießen auskommt. Dafür mit einer Sammlung an Geheimnissen aufwarten kann, die sorgsam von den Beteiligten verborgen und behütet werden.
Lesen:
Wenn ihr ruhige Krimis mögt, in denen es eine überschaubare Anzahl an Verdächtigen gibt und sie dennoch alle unschuldig wirken.
Weglegen:
Wenn ihr keine Geduld habt und es gleich zur Sache gehen muss. Hier ist der Aufbau intensiv, dadurch wirkt er gerade zu Beginn behäbig. Das solltet ihr mögen, ansonsten gibt es noch andere schöne Krimis.
Mal ehrlich:
„Der Tote von Wiltshire“ glänzte durch ein sehr überschaubares Setting und einer begrenzten Zahl an Verdächtigen, die alle einen Grund gehabt hätten, den Mann in der Scheune im Schlaf zu erstechen. Und sie alle scheinen beinahe froh zu sein, dass damals Hedy Lambert rechtskräftig als seine Mörderin verurteilt wurde. Doch war sie es wirklich?
Denn „Der Tote von Wiltshire“ ist wie ein Puzzle. Am Anfang siehst du nur die einzelnen Fragmente, aber kein Gesamtbild. Der Beginn war mühselig für mich, ich bekam den Ansatz des Falles nicht zu fassen. Das wurde vor allem dadurch erschwert, da sich die Autorin viel Zeit beim Aufbau ihres Handlungsgerüstes gelassen hat. Das hatte den Vorteil, dass dadurch vielschichtige und mal mehr mal weniger sympathische Charaktere entstanden, aber auch den Nachteil, dass es düster und behäbig wirkte.
Ihr merkt schon „Der Tote von Wiltshire“ ist ein ruhiger Kriminalroman, der völlig ohne Action und Blutvergießen auskommt. Doch gerade das machte im Verlauf den Reiz aus. Nachdem mich Katherine Webb endlich mit ihren losen Handlungssträngen geködert hatte und ich anfing mitzuraten, was wirklich geschah, war ich völlig fasziniert von der raffiniert ausgetüftelten Story.
Die überraschenden Wendungen, die immer neuen Ansätze, wer könnte ein Interesse am Tod des Mannes in der Scheune haben, fesselten mich ans Geschehen und ich hatte nur eine dunkle Ahnung, was tatsächlich geschehen war.
Am Ende, als die einzelnen Puzzlestücke das Gesamtbild ergaben, konnte ich nur staunen. Und hier offenbarte sich erst so richtig das jahrzehntelange Ausmaß einer Tragödie, die viele ins Unglück stürzte.
Fazit:
Das Buch hat ein stimmungsvolles Setting, welches bei mir Zeit benötigte, bis es wirklich wirkte. Doch dann ließ mich der Krimi nicht mehr los und nahm mich mit in ein Labyrinth aus dunklen Geheimnissen, welche die Macht hatten, Leben zu zerstören.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf einen Krimi, der einen Hauch True Crime in sich trägt und vergangene Zeiten lebendig werden lässt?
Dann empfehle ich euch:
Felix Blom. Der Häftling aus Moabit von Alex Beer
Hach, ich liebe traditionelle englische Krimis, und da scheint mir das Buch ziemlich gut reinzupassen. Leider gibt es auf diesem Sektor nicht wirklich viel Neues, was zugleich lesenswert ist. Kein blutiges Gefledder, sondern intelligente Geschichten in gutem altem englischen Ambiente – genau mein Ding. Das werde ich mir auf jeden Fall anschauen. Besonders reizt mich ja, dass es eine Reihe ist. Wenn sie gut ist, wird es ein Genuss. Bin sehr neugierig und gespannt.
LG Renate
Liebe Renate,
das hast du toll formuliert. Genauso ist das Buch. Es ist klug gedacht und besticht durch einen beschaulichen Ort, ohne durch sinnloses Gemetzel schockieren zu wollen.
Ich bin gespannt, wie dir das Buch gefallen wird.
Liebe Grüße
Mo
Hey Mo!
Ich habe schon sooft Bücher von Katherine Webb gesehen und besitze sogar selbst 3-4 Stück. Leider habe ich bisher noch keins von denen gelesen. Schade eigentlich, denn die Autorin scheint wirklich gut zu sein. Das Buch, was du vorgestellt klingt sehr gut. Werde meine Augen offen halten.
Viele liebe Grüße,
Sandra Joana
Liebe Sandra Joana,
das klingt ja spannend. Ich kenne das aber auch. Bei mir ist es Arno Strobel. Von ihm habe ich viele Bücher auf meinem SuB, aber bis auf eins noch keins gelesen.
Katherine Webb schreibt tolle Bücher, habe ich mir sagen lassen. Vielleicht befreist du sie mal von deinem SuB, lässt dich begeistern und liest dann „Der Tote von Wiltshire“.
Liebe Grüße
Mo
Ein Krimi, der ohne großes Blutvergießen auskommt und trotzdem spannend ist, klingt genau nach der Lektüre die ich momentan gut vertrage. Werde das Buch bestellen, bin schon sehr gespannt darauf. Liebe Grüße, Bea
Das freut mich sehr, liebe Bea.
Wenn du magst, lass mir doch gern nach Beenden des Buches deine Meinung da.
Liebe Grüße
Mo
Ich liebe ja Bücher generell, es muss aber immer mal ein Krimi dazwischen sein! Und ein englischer ist da bestimmt perfekt! Deine Rezension hat mich total überzeugt, ich packe das Buch auf meine Leseliste!
Liebe Grüße, Bea.
Liebe Bea,
das freut mich. Ich lese auch am liebsten bunt gemischt, so kommt keine Langeweile auf und ich lese nicht gefühlt immer ähnliche Geschichten.
Liebe Grüße
Mo