Von Romy Hausmann habe ich bisher alle Bücher gelesen und ich war neugierig auf ihr neustes Werk, welches sich mit wahren Verbrechen beschäftigt. Ich hatte Glück und habe das Buch im Zuge einer Leserunde gewonnen, sodass ich nun

In meiner Rezension „True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“ von Romy Hausmann davon berichten kann, ob es sich lohnt zu lesen.


 

True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht von Romy Hausmann
© Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur

Infos zum Buch
erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Veröffentlicht 17. August 2022
ca. 416 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

NICHTS IST SO GRAUSAM WIE DIE WIRKLICHKEIT

Mit den hier versammelten Fallerzählungen führt Romy Hausmann den Beweis, dass kein Thrillerautor auch nur annähernd so bizarre Verbrechen schreiben kann wie das Leben. In einfühlsamen Gesprächen mit Angehörigen und Opfern, Tätern und Ermittlern, mit renommierten Richtern, Forensikern, Medizinern und Traumaexperten spürt sie den Fragen hinter dem Offensichtlichen nach. Die Ergebnisse dieser Gespräche verdichtet sie zu einer sehr persönlichen Tagebucherzählung über die Macht der Gefühle von Opfern und Hinterbliebenen, zerstörte Leben und den Versuch, einen Abschluss zu finden. 

© Klappentext: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

In dem Buch „True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“, werden von Frau Hausmann insgesamt elf verschiedene Fälle, die sich allesamt im Ausland zugetragen haben, behandelt. Einer davon ist besonders intensiv durch vielfältige Darstellungsweisen hervorgehoben. Insgesamt werden alle Fälle relativ neutral beschrieben, aber so in Romanform verfasst, dass es sich natürlich lesen lässt. Wenn sich Verbrechen ereignen, so ziehen sich Ermittlungen und die Lösung der Taten oftmals über mehrere Wochen, manchmal sogar Jahre hin. Frau Hausmann gelingt es geschickt die Geschehnisse und Entwicklungen so zu raffen, dass es keine langatmigen Stellen gibt und mir oft vor Fassungslosigkeit der Mund offenstand.

Der Aufbau des Buches „True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“, gefällt mir gut. Neben den einzelnen Fällen gibt es themenbezogene Interviews mit verschiedensten Personen. Diese ermöglichen eine objektive Einordnung in die Realität und bietet zusätzlich nützliches Wissen. So finde ich es zum Beispiel sehr interessant, was genau das Stockholm-Syndrom ausmacht und welche verschiedenste Abstufung es gibt. Auch der Hilfeaspekt wird hier beleuchtet. Es gibt Tipps, wie der Umgang mit einem Stalker gelingen kann und diverse Hilfe-Telefonnummern.
Sehr faszinierend finde ich auch die Erklärungen diverser Thriller Autor*innen, warum sie über die Abgründe der menschlichen Seele schreiben.

Besonders gut gelungen empfand ich die Tagebucheinträge von Frau Hausmann. Hier lässt sie mich an ihren Gedanken und Emotionen teilhaben. Auch der Punkt, was die Recherche zu True Crime mit ihr als Menschen macht, finde ich interessant. Hauptsächlich erfahre ich aber, wie sehr sie der Fall von Phoebe Handsjuk vereinnahmt hat. Während bei allen anderen Verbrechen eine gewisse Neutralität in der Darstellung spürbar ist, schimmern bei diesem ungeklärten Fall die Emotionen durch. Auch ich kann mich bei dieser intensiven Betrachtung der mysteriösen Umstände des Todes von Phoebe Handsjuk nicht einer gewissen emotionalen Berührung erwehren. Ich ertappte mich dabei, wie mich die Ereignisse nicht mehr loslassen und mir ebenfalls diverse Fragen dazu durch den Kopf schießen.

Das Interesse an True Crime ist im Verlauf der letzten Jahre immer weiter gestiegen. Frau Hausmann versucht sich in ihrem Buch „True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“ auch dieser Seite anzunähern, indem sie versucht zu beleuchten, warum die Menschen so ein Wissensdurst danach entwickelt haben. Gleichzeitig probiert sie anhand ihrer ausgewählten Fälle darzustellen, was True Crime eigentlich alles ist. Besonders mag ich, dass dies Frau Hausmann gelingt, ohne Effekthascherei und mit einem hohen Maß an Feingefühl gegenüber der Angehörigen zu transportieren. Sie verschweigt nicht das Leid der Menschen, die unmittelbar von diesen Verbrechen betroffen sind. Im Gegenteil, Frau Hausmann zeigt auf eine sehr direkte Art, dass die Tat nicht nur das Opfer betrifft, sondern dass die Nachwirkungen viel größere Wellen zieht und all jene trifft, die unmittelbar davon ebenfalls getroffen werden.

Mir gingen die einzelnen Fälle auf unterschiedlichste Weise nahe. Nicht alles sind Morde und es gibt auch zwei ungeklärte Verbrechen. Hier möchte ich aber eine Warnung aussprechen: Wer den Podcast von Romy Hausmann hört, wird hier auf bekannte Fälle stoßen. Einen Hinweis am Anfang des Buches würde ich gut finden.
Einen kleinen Kritikpunkt möchte ich an dieser Stelle noch loswerden. Den Untertitel „Was den Menschen zum Mörder macht“, finde ich schlecht gewählt. Im Grunde wird das überhaupt nicht thematisiert, weil die Fälle aus der Perspektive der Betroffenen beleuchtet wurden. Natürlich war mir bei dem ein oder anderen Verbrechen schon das Motiv des Täters klar, aber damit ist die Frage, was genau die Person nun zum Mörder macht, nicht hinreichend geklärt.
Kurzbiografien der Interviewpartner und Thrillerautor*innen am Ende des Buches runden „Was den Menschen zum Mörder macht“, stimmig ab.

True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht von Romy Hausmann
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Elf verschiedene Verbrechen, die sachlich in guter Kombination mit einem einnehmenden Schreibstil und diversen zum jeweiligen Kern des Verbrechens passenden Interviews vorgestellt werden.

Lesen:

Wenn ihr euch für True Crime interessiert und erfahren möchtet, was die Recherche zu solchen Fällen mit der Autorin macht.

Weglegen:

Wenn ihr den Podcast von Romy Hausmann schon kennt, wird das meiste nichts Neues mehr sein. Dann könnt ihr das Buch guten Gewissens liegenlassen.

Mal ehrlich:

Wer kennt das nicht? Manchmal lesen wir einen Thriller und denken uns „So ein Quatsch, so was würde es im wahren Leben nicht geben“. Doch Romy Hausmann zeigt mit ihren elf Fällen, dass das Leben die grauenvollsten Drehbücher schreibt, so unrealistisch sie gelesen wirken mögen.

Auf eine besondere Art wurde diese Fallsammlung aufgebaut. Neben elf völlig verschieden Verbrechen lässt sie Thrillerautor*innen, Profis von der Gesetzesseite sowie Angehörige zu Wort kommen. Dabei gelingt es ihr, die Fälle mit einer gewissen Spannung zu erzählen, ohne sich dabei irgendeiner Effekthascherei zu bedienen. Zusätzlich gewährte sie mir Einblicke in ihre eigenen Gedanken und Emotionen, indem ich Auszüge aus ihren Tagebucheinträgen lesen durfte.
Ein Fall war Romy Hausmann so stark unter die Haut gegangen, dass er sich fast über das ganze Buch zog. Da blieb es nicht aus, dass auch ich mich viel stärker damit befasste und auch emotional viel näher an diesem Verbrechen war.
Generell berührten mich die Fälle jeder auf seine eigene erschütternde Weise, doch keiner beherrschte meine Gedanken so maßgeblich wie der intensiv beleuchtete Fall von Phoebe Handsjuk. Ich wünsche ihren Angehörigen aus tiefstem Herzen, dass ihr Fall eines Tages aufgeklärt werden möge.
Bei all diesen Fällen versteht es Romy Hausmann, das Leid der Angehörigen auf eine gefühlvolle Art an mich zu transportieren. Es ist eben nicht nur das Verbrechen an sich, welches grausam ist, sondern es wirbelt das Leben aller Menschen so nachhaltig durcheinander, die davon betroffen sind. Indirekt oder direkt sie alle leiden unter den Ereignissen.

Fazit:

Ein Buch, dass Fälle von verschiedensten Blickpunkten beleuchtet und auf aufzeigt, was True Crime alles sein kann.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Neugierig darauf, True Crime mal ganz anders zu erleben?
Dann empfehle ich euch:
Ich ging in die Dunkelheit: Eine wahre Geschichte von der Suche nach einem Mörder von Michelle McNamara