Als ich das Cover zum ersten Mal sah, war ich sofort verliebt. Und dann stand auch noch das Wort „Tokyo“ im Titel. Logisch, dass ich das Buch unbedingt haben wollte. Obwohl ich das Young-Adult-Genre eher selten lese. Als Japan-Fan war die Geschichte jedoch ein Muss für mich.

In meiner Rezension „Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe“ von Emiko Jean plaudere ich ganz offenherzig meine Meinung zum Buch aus.


 

Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe von Emiko Jean
© Umschlaggestaltung: dtv nach einer Illustration von John Ed De Vera

Infos zum Buch
erschienen bei dtv
Veröffentlicht 20. Juli 2022
Originaltitel Tokyo Ever After
Übersetzt von Katarina Ganslandt
Empfohlenes Lesealter: ab 13 Jahren
ca. 384 Seiten
Band 1 der Tokyo-Ever-After-Reihe
erhältlich als gebundenes Buch und eBook
 

Klappentext

Und plötzlich bist du Prinzessin von Japan

Bislang war Izumi Tanaka ein ganz normaler amerikanischer Teenager. Das einzig Besondere in ihrem Leben sind ihre japanische Herkunft und ihr unbekannter Vater. Alles verändert sich, als sie herausfindet, dass dieser Unbekannte kein Geringerer als der zukünftige Kaiser von Japan ist. Und das wiederum bedeutet, dass Izzy plötzlich kaiserliche Kronprinzessin ist – immer nur einen kulturellen Fauxpas vom nächsten Skandal entfernt. Wird ihr Prinzessinnentraum zum Albtraum oder kann sie ihn zu einem Happy End führen, Ritter in strahlender Rüstung inklusive?

© Klappentext: dtv

Erst einmal muss ich sagen: Wow. Das Cover ist in Wirklichkeit noch viel schöner und ich liebe es total. Sehr überrascht war ich, als ich den Schutzumschlag ablegte und darunter ein richtig edel wirkendes Buch zum Vorschein kam. Vorne auf dem Buchdeckel prangt ein wunderschöner silberner Schmetterling, der im Sonnenlicht herrlich schillert. Auf dem Buchrücken sind in silberner Schrift der Name der Autorin und der Titel des Buches aufgedruckt. Mir gefällt diese Komposition mit dem Schutzumschlag richtig gut. Aber nicht nur äußerlich, auch innerlich ist das Buch toll. Direkt am Anfang erwartet mich der Stammbaum der Kaiserlichen Familie, was ein schöner Überblick über die Personen gibt, denen ich im Verlauf des Buches mal mehr, mal weniger intensiv begegnen werde.
„Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe“ ist der erste Teil von „Die Tokyo-Ever-After-Reihe“ und so viel sei schon jetzt verraten, Band 2 wird auf dieses Buch aufbauen.

Der Einstieg in „Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe“ war leicht und angenehm.
Hauptsächlich erzählt mir Izumi, die Protagonistin selbst, was sich ereignet. Durch die Ich-Perspektive konnte ich lediglich verfolgen, wie Izumi etwas wahrnahm, wie ihre Gedanken, Gefühle, Meinungen und Beobachtungen zu den Ereignissen sind. Das stärkte die Bindung zwischen Izumi und mir sehr und ich mochte sie sofort.
Izumi wächst in einer Kleinstadt in den Südstaaten auf und gehört einer Minderheit an. Das lassen sie die Bewohner des 3.000 Seelenortes Mount Shasta auch gern mal spüren. Hinzukommt, dass sie nicht mal ihre eignen Wurzeln kennt. Kein Wunder also, dass sie anfänglich reichlich unbedarft, ja beinahe kindlich naiv wirkt, als die frohe Kunde kommt, dass ihr Vater ein japanischer Prinz ist. Und dennoch, Izumi ist charakterstark und weiß, wie sie mir Respekt abringen kann. Während ich schon manches Mal das Handtuch geworfen hätte, hält Izumi eisern durch. Izumi wächst mit ihren Herausforderungen und ihre Entwicklung gefiel mir ausgesprochen gut.

Die einzige Perspektive außerhalb von Izumis Wahrnehmung sind Zeitungsartikel des „Tokyo Tattler“, die jedoch nicht immer in chronologischer Reihenfolge und passend zum zeitlichen Geschehen im Buch zu lesen sind. Der Kniff ist geschickt gesetzt, denn so schwante mir beim Lesen oft, dass bald etwas Ungutes geschehen könnte, was gleich die Spannung in die Höhe sausen ließ.
Generell jedoch mochte ich es sehr, dass sich Emiko Jean die Zeit nimmt, die wichtigsten Charaktere intensiv einzuführen, genauso wie die Settings mit viel Liebe fürs Detail, ohne dabei abschweifend darzustellen. Besonders Izumis Freundinnen und ihre Chats sind oftmals sehr lustig.
Ja, „Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe“ ist eine typische Young-Adult Story, die sehr wohl an ähnliche Plots wie „Plötzlich Prinzessin“ oder „Ein Herz und eine Krone“ erinnert. Aber das, was Emiko Jean erschaffen hat, ist einfach zauberhaft und dennoch erfrischend anders.
Izumis Reise nach Japan, zu ihrer Familie väterlicherseits, ist vor allem eine Reise zu sich selbst und zu ihren Wurzeln. Dass dies nicht einfach sein kann, ist Izumi anfänglich gar nicht bewusst. Und genau das habe ich so an dem Buch geliebt. Der Wunsch dazuzugehören ist omnipräsent und der Preis erschreckend hoch. Das regt zum Nachdenken und mitfühlen an. Manche Szenen sind dabei so real, dass sie mitten aus dem Leben gegriffen wirken.
Der Schreibstil ist unglaublich fluffig, absolut einnehmend und ich habe es geliebt, dass japanische Begrifflichkeiten sofort im Kontext erklärt wurden.

Am allerschönsten waren für mich die detaillierten Beschreibungen Japans. Emiko Jean gelingt es völlig natürlich japanische Gepflogenheit, die Raffinessen der japanischen Sprache, geschichtliches, Moral- und kulturelle Vorstellungen sowie das royale Kaiserliche Leben so in den Handlungsablauf einzubetten, dass ich nicht nur bestens unterhalten wurde, sondern neben bei auch etwas lernte.
Es war, als wäre ich selber vor Ort, dürfte durch den Palast streifen, müsste ebenso wie Izumi hart lernen, was es bedeutet, die Kaiserliche Familie zu präsentieren. Und mittendrin in diesem bunten Reigen aus jugendlichem Drama, Intrigen und Hoffnung, erblüht eine ganz zarte Liebe. Hach, war das schön. Ein Klischee, ja. Aber egal. Die Umsetzung ging mir so ans Herz und ich habe die vielen kleinen Details der sich gerade Verliebten total genossen und so muss es in einem Young-Adult Buch auch bitteschön sein.

Das Finale des Buches kommt mit einer großen Portion Dramatik daher, welches mich auf eine Achterbahn der Gefühle mitnahm. Was habe ich mitgelitten, gehofft und gebangt. Die Wendungen sind rasant, unvorhersehbar und ich bin nur noch so durch die Seiten geflogen, weil ich unbedingt wissen musste, wie alles endet. Das Ende ist rund und ich bin froh, dass Emiko Jean keinen gemeinen Cliffhanger gesetzt hat. So werde ich zwar dennoch auf die baldige Übersetzung des zweiten Bandes ungeduldig warten, aber immerhin einigermaßen entspannt.

Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe von Emiko Jean
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine wunderschöne emotionale Geschichte einer jungen Frau, die plötzlich eine japanische Prinzessin wird. Angereichert mit einem stimmungsvollen Japan-Setting erwarten die Leser gute Unterhaltung und viele überraschende Wendungen.

Lesen:

Wenn ihr Lust habt, euch nach Japan entführen zu lassen und einer jungen Frau bei der Suche nach ihren Wurzeln begleiten möchtet.

Weglegen:

Wenn romantisch angehauchte Storys nichts für euch sind. Doch Vorsicht: Die Geschichte ist nicht schnulzig, sondern bezaubert durch ein traumhaftes Japan-Setting.

Mal ehrlich:

Ach ja, das Buch klingt nach einer Story, die gefühlt schon viele Mal gelesen worden ist. Aschenputtel findet heraus, dass der unbekannte Papi ein Prinz ist und Schwups hängt der Himmel voller Geigen.
Das Rad muss ja nicht neu erfunden werden, um zu fahren. So ist das auch hier. Ich liebe „Tokyo ever after“. Hier stimmt einfach alles. Optisch ist das Buch ein absoluter Hingucker. Sobald der Schutzumschlag weg ist, kommt ein wunderschöner silberner Schmetterling zum Vorschein, der im Sonnenlicht in bunten Farben schillert.
Innen erwartete mich eine so herzerwärmende Story, dass ich emotional gerührt mit der Protagonistin Izumi nach Japan aufbrach, um ihre Kaiserliche Familie kennenzulernen.
Das japanische Setting ist ein geschriebener Traum. Emiko Jean gelingt es malerisch, Kyoto und Tokyo beim Lesen zum Leben zu erwecken. Unterfüttert mit interessanten Informationen rund um die japanische Kultur, Geschichte, über Traditionen und Moralvorstellungen bis hin zu Feinheiten der japanischen Sprache und den Tücken einer fremden Kultur.
Izumi war mir sofort sympathisch, ihre jugendliche Naivität und romantische Vorstellung vom Leben innerhalb der Kaiserlichen Familie klatschte so schnell auf den Boden der Realität wie ein Ei auf den Küchenfußboden. Izumi entwickelt sich spürbar und authentisch weiter und rang mir so manches Mal Respekt ab. Vor allem, wenn sie beschrieb, wie es sich anfühlt, nirgendwo wirklich dazu zugehören. In Mount Shasta war sie anders, weil sie japanisch aussieht. In Japan, weil sie sich wie eine Amerikanerin verhält. Ich mochte den Twist zwischen diesen unterschiedlichen Welten.

Ich habe es geliebt, diese besondere Mischung aus Spannung, Humor, einer romantischen Prise Liebe und einem fiesen Netz aus Intrigen.
Und wie süß kann bitteschön ein verliebtes Pärchen sein? Ich war so angetan von dieser Geschichte, die zwar ein paar Klischees bediente, aber hey, das Leben besteht nun mal manchmal aus Stereotypen.
Bis zum Schluss habe ich zwischen Hoffen und Bangen geschwankt und kann es kaum erwarten, die Fortsetzung zu lesen.

Fazit:

„Tokyo ever after“ nimmt mit auf eine emotionale Achterbahn durch zwei Kulturen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die Liebe ist hier die Kirsche auf der Sahnetorte, der Rest einfach wunderschön geschrieben und unterhaltsam bis zum Schluss.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Noch nicht genug vom Japan-Setting und es darf auch etwas intimer werden?
Dann empfehle ich euch:
Tokyo Sins von Sarah Schwartz