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Oft begegnet mir mein zukünftiger Lesestoff in Buchvorstellungen und nicht selten machen mich diese neugierig. Hier war das auch der Fall, wobei diese Geschichte mit einem Angebot für ein Rezensionsexemplar gekoppelt war. Da mich die Thematik sehr fasziniert hat, habe ich gern zu gesagt.

In meiner Rezension „Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu“ von Kristine Getz nehme ich euch mit in einen Thriller, der ein brandaktuelles Thema beleuchtet.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von Ullstein erhalten
❧ Vielen Dank an Tina Lurz für die Vermittlung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu von Kristine Getz
© Umschlaggestaltung: zero-media, München

Infos zum Buch
erschienen bei Ullstein
Veröffentlicht 30. Juni 2022
Originaltitel Poppy
Übersetzt von Günther Frauenlob
ca. 432 Seiten
Band 1 der „Die Emer-Murphy-Serie“
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Nichts ist zu privat, um auf Instagram geteilt zu werden. Auch nicht die Entführung deines Kindes

Vier Stunden nachdem die berühmte Influencerin Lotte Wiig ein Bild ihrer zweijährigen Tochter Poppy gepostet hat, verschwindet das Kind. Die Entführung erschüttert ganz Norwegen, denn Millionen von Menschen folgen dem Leben des bezaubernden Mädchens Tag für Tag. Erst vor kurzem wurde ein anderes Kind entführt, das zwölf Stunden später wieder auftauchte. Ist es der gleiche Täter? Kommissarin Emer Murphy erfährt von der Entführung aus den Medien, doch wegen einer psychischen Erkrankung darf sie im Moment nicht arbeiten. Aber Emer will dieses Kind unbedingt finden, denn Poppy berührt etwas in ihr. Etwas, das sie längst vergessen wollte.

© Klappentext: Ullstein

Das Cover ist für mich ganz klar ein Blickfang und auch das Kernthema des Buches, nämlich, dass Kinder als lebende Reklametafeln auf sozialen Medien benutzt werden, sprach mich sofort an. Wie oft habe ich mich schon gefragt, warum Eltern ihre Schützlinge fast völlig schutzlos Tausenden fremden Menschen aussetzen, die nicht nur harmlos sind. Unter ihnen tummeln sich auch Monster, die sich wie in einem Schlaraffenland fühlen. Kritiker werden dabei müde belächelt und vielleicht sogar als missgünstig betrachtet. Mir gefiel es gut, dass dies auch besprochen und nicht nur aus Elternsicht, sondern auch aus Followersicht bewertet wurde.

Erzählt wird „Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu“ aus mehreren Perspektiven. Neben den Eltern konnte ich ebenso der Kommissarin Emer Murphy über die Schulter schauen sowie diverse Auszüge aus einem Pädophilen-Form im Darknet, dem Twitteraccount der Polizei und von einem Mama-Forum lesen. Zwischendurch eingestreut wurden auch noch andere Figuren beleuchtet, aber stets so, dass ich nicht den Überblick verlor. Diese Mischung war jedenfalls total interessant, da es meinen Radius erweiterte und ich viel mehr Einblicke erhielt, als es den einzelnen Charakteren möglich gewesen ist. Dieser Umstand verleitete mich stets dazu mitzuraten und mich ebenfalls zu fragen: “ Wo ist Poppy?“

Unterteilt ist „Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu“ in mehrere Teile, die jeweils einen ganzen Tag abbilden. Innerhalb dessen werden die verschiedenen Blickwinkel, die immer mit den Angaben, zu welcher Tageszeit sich die Ereignisse abspielen, gekennzeichnet wurden, in Kapitel unterteilt. So entwickelt sich die Geschichte chronologisch und nachvollziehbar weiter.
Der Schreibstil ist unglaublich leichtgängig und schafft es sogar bei weniger interessanten Stellen, mich ans Geschehen zu fesseln.
Ein weiterer Pluspunkt ist für mich ganz klar die angenehme Länge der Kapitel. So entstand viel Dynamik innerhalb des Buches.

Zu Beginn stehen die Eltern von Poppy, Jens und Lotte im Mittelpunkt. Sie verdienen als Mamablogger ihr Geld durch gesponserte Beiträge und präsentieren ihre zweijährige Tochter am laufenden Band. Ob die Kleine will oder nicht, denn sonst fließt kein Geld mehr.
Anfänglich fand ich beide Eltern unangenehm, im Verlauf der Geschichte jedoch verschob sich dieses Gefühl. Gegen Jens entwickelte ich eine regelrechte Abneigung, manchmal hatte ich den Eindruck, dass Poppy für ihn nur eine Gelddruckmaschine ist. Gleichzeitig regte sich Mitleid für Lotte in mir. Eine offenbar traumatische Vergangenheit macht sie unterwürfig, wenn es um Lebens- und Entscheidungsfragen geht. Dabei schafft sie es nicht konsequent für ihre eigene Wünsche und Bedürfnisse einzustehen. Leider auch nicht für ihre Tochter. Dennoch glaube ich schon, dass sie Poppy über alles liebt.

Die Ermittlerin Emer reizte mich von allen Charakteren am meisten. Sie umgab stets eine Aura aus Geheimnissen, die ich ebenso ergründen wollte wie die Ereignisse ihres Zusammenbruchs, der zu ihrer aktuellen Dienstuntauglichkeit führte.
Generell besticht „Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu“ durch seine authentisch gezeichneten Figuren, bei denen vieles nicht so war, wie es den Anschein erwecken wollte.

Der Mix aus diversen Familienproblemen, egal ob die die Ermittlerin oder die Familie von Poppy betraf, und unterschiedlichen Traumata ist genau ausbalanciert. So bekommt die Geschichte einen erschütternden realistischen Touch.
Am meisten begeisterte mich, wie geschickt Kristine Getz die Thematik umgesetzt hatte. Das war kein schwarz-weißer Blick auf den Brennpunkt „Kinder im Netz“, sondern beleuchtete sorgfältig von verschiedensten Blickwinkeln, ohne dabei selbst wertend zu sein. Damit spielt sie ganz deutlich mit meinen eigenen Werten und verleitet mich dazu, meine eigene Meinung zu bilden.

Das Finale überraschte mich. Ich hatte wirklich keine Idee, wie das Buch enden würde. Die Aufklärung kam rasant und ausführlich. Dennoch blieben kleine Details ungelöst, wer weiß, vielleicht werden sie im zweiten Band aufgeklärt. Mir jedenfalls hat das Buch richtig gut gefallen, besonders die Auflösung fand ich schlüssig und erschreckend realistisch. Ein echter Thriller, der mir zum Schluss vor Fassungslosigkeit den Atem nahm.

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu von Kristine Getz
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Thriller mit einem brandaktuellen Thema und der Kernfrage, wer von Tausenden fremden Menschen ein Interesse daran hat, ein Kind zu entführen.

Lesen:

Wenn ihr Lust auf einen spannenden Thriller habt, der durch verschiedenste Blickwinkel Spannung erzeugen kann und den Lesenden nah am Geschehen teilhaben lässt.

Weglegen:

Wenn ihr angedeuteten Kindesmissbrauch nicht lesen mögt, solltet ihr euch einer anderen Lektüre zuwenden.

Mal ehrlich:

Auf den ersten Blick hätte ich tatsächlich nicht mit so einem vielschichtigen Thriller gerechnet. Das vordergründige Thema Kinder im Internet als wandelnde Reklametafel ist brandaktuell. Der Frage, was Eltern dazu antreiben kann, ihren Nachwuchs Tausenden fremden Menschen ungeschützt zu präsentieren, wird interessant nachgegangen.
Gleichzeitig knüpft die Autorin noch weitere Themen perfekt austariert an die Ereignisse von Poppys Verschwinden. Von persönlichen Traumata bis hin zu familiären Schwierigkeiten, die Figuren bringen viel emotionalen Ballast mit.
Der bereichert den Thriller aber auf einer menschlichen Ebene ungemein, sorgt er doch für authentische Charaktere.
Kommissarin Emer Murphy mochte ich sehr. Ähnlich wie auch Poppys Mutter Lotte umgab sie eine Aura aus Geheimnissen, die ich zu gern ergründen wollte.
Manchmal gab es ein paar Längen, doch durch den leichtgängigen Schreibstil und die angenehm kurzen Kapitel konnte ich sie recht schnell hinter mich lassen und war zügig wieder ans Geschehen gefesselt.
Mir persönlich hat das Debüt richtig gut gefallen, die Spannung baut sich langsam auf und je mehr Informationen ich gesammelt hatte, desto waghalsiger wurden meine Vermutung. Daneben lag ich trotzdem und die Auflösung war so naheliegend wie genial.

Fazit:

Ein Thriller, der zum Nachdenken und Reflektieren anregt. Aber auch zu unterhalten weiß, einen langsam aber sicher ans Geschehen fesselt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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