„Das Loft“ habe ich bei einem Gewinnspiel gewonnen. Da hatte ich gleich doppelten Grund zur Freude, denn es kam sogar signiert bei mir an. Lustigerweise hatte die Veranstalterin der Auslosung das Buch auch noch nicht gelesen, sodass wir daraus spontan ein Buddy-Read gemacht haben.

In meiner Rezension „Das Loft: Sie sind deine besten Freunde – aber kannst du ihnen trauen?“ von Linus Geschke beleuchte ich, wie mir die Umsetzung des Thrillers gefallen hat.


 

Das Loft: Sie sind deine besten Freunde – aber kannst du ihnen trauen? von Linus Geschke
© Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Infos zum Buch
erschienen bei Piper
Veröffentlicht 24. Februar 2022
ca. 352 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Drei sind einer zu viel

Ein schickes Loft in Hamburg. Ein Paar Anfang dreißig, Sarah und Marc, und ihr Mitbewohner Henning, Marcs bester Freund. Drei Jahre lang sind sie aufs Engste verbunden, teilen ihre Träume und Sehnsüchte. So scheint es zumindest. Dann aber wird Henning grausam ermordet, und sämtliche Spuren deuten auf Sarah und Marc. Hat sie ihn getötet, war er es? Haben sie es gemeinsam getan? Und was hat ihre einst so große Liebe von einen Tag auf den anderen zerrissen? Bei den Vernehmungen erzählt jeder seine eigene Geschichte, aber nur eine ist wahr. Wenn überhaupt …

Jeder hat seine Geschichte – und seine Abgründe: Psycho-Spannung von Bestsellerautor Linus Geschke

© Klappentext: Piper

„Das Loft“ hat definitiv ein Cover, welches ich ansprechend finde. Auch der Klappentext weiß neugierig zu machen und ich war wirklich gespannt auf das Buch. Von Linus Geschke habe ich bislang noch kein Werk gelesen und war daher auch ganz froh, dass ich für den Einstieg das Buch erwischte habe, welches zu keiner Reihe gehört, sondern ein Einzelband ist.
Im Nachgang muss ich feststellen, dass der Titel eigentlich total nichtssagend ist und im Grunde nicht so recht zum Inhalt passt.

Der Aufbau von „Das Loft“ war gewöhnungsbedürftig, denn er hielt für mich drei Perspektiven bereit. Marc und Sarah erzählten in der Ich-Form, was sie denken und fühlen, was sich oftmals im Schwelgen an Erinnerungen verlor. An und für sich mochte ich, dass ich zwei Sichtweisen auf ein und dasselbe Ereignis erhielt, aber im Verlauf der Geschichte wurde es mir dann manchmal zu viel. Es zog sich so alles irgendwie doppelt zu lesen, auch wenn die Wahrnehmung der beiden manchmal wirklich sehr verschieden ist. Aber für meinen Geschmack hätte das Ganze geraffter sein können. Zusätzlich irritierte mich, dass sich die beiden in ihren Gedankengängen manchmal direkt ansprachen, dann wiederum übereinander redeten, als würden sie mir erzählen, was sie jeweils am anderen mochten oder nicht. Mehr Einheitlichkeit hätte ich besser gefunden.
Hinzu kommt noch der personale Erzähler, der die Kriminalhauptkommissarin Bianca Rakow begleitet. Ihre Erlebnisse, Handlungen und Gedankengänge bleiben stets im Hier und Jetzt. Wer sich jetzt freut, dass wir Lesenden an ihren Ermittlungen richtig teilhaben, den muss ich enttäuschen. Oft schwenkt der personale Erzähler in private Bereiche ab, was ich schon schade fand.

Das Spiel mit der Eigen- und Fremdwahrnehmung war interessant, da besonders die Selbstdarstellung der beiden Verdächtigen Marc und Sarah durch die Beteiligung der Sicht ihres jeweiligen Partners und von Bianca noch zusätzlich in einem anderen Licht dargestellt wurde. So war es schwierig herauszufiltern, wie viel ich glauben kann und was die Wahrheit tatsächlich ist. Das führte zu reichlichen Spekulationen auf meiner Seite und doch ertappe ich mich dabei, dass ich den Charakter Henning wesentlich interessanter fand als den Rest der Truppe. Über ihn erfuhr ich aber nur durch die Erzählungen der anderen etwas, sodass Henning nie richtig greifbar wurde und durch seine Launigkeit das meiste Interesse bei mir weckte.

So richtig mit reißen vermochte „Das Loft“ mich nicht. Mir fehlte ein bisschen der Pepp, auch die Spannung litt durch das ständige Beleuchten sämtlicher Blickwinkel. Es hatte so ein bisschen den Eindruck, als müsste ich ein und dasselbe Ereignis durch drei verschiedene Mikroskope betrachten und bewerten. Der Spannungsbogen zog erst so richtig im letzten Drittel an, als sich abzeichnete, dass sich das Finale näherte.
Das Ende war eine absolute Überraschung. Ich wäre nie auf diese Lösung gekommen und fand das richtig genial ausgetüftelt. Allerdings überzeugte mich zum Schluss Marcs Verhalten nicht ganz, sodass ein schaler Beigeschmack zurückbleibt.

<Das Loft: Sie sind deine besten Freunde – aber kannst du ihnen trauen? von Linus Geschke
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Thriller, der sich dem Ereignis durch zahlreiche Rückblicke in die Vergangenheit nähert und dabei das Spiel um Selbst- und Fremdwahrnehmung fast perfektioniert.

Lesen:

Wenn ihr ruhige Thriller mögt, deren Fokus auf dem Zwischenmenschlichen liegt und ihr zwischen Schein und Sein entscheiden müsst.

Weglegen:

Persönlich finde ich, „Das Loft“ könnt ihr lesen, verpasst aber auch nichts, wenn ihr es nicht macht. Lest die Leseprobe und ergründet, ob das Buch etwas für euch ist.

Mal ehrlich:

Dies ist mein erstes Werk von Linus Geschke und lässt mich etwas verunsichert zurück. Insgesamt gesehen mochte ich den Thriller, da besonders sein Ende sehr überraschend und mich völlig unvorbereitet traf. Ja, ich hatte ziemlich viele Idee, wie das Ganze sich auflösen würde, was dann aber geschah, war wirklich unfassbar gut.
Aber bis dahin hat es mir „Das Loft“ nicht unbedingt leicht gemacht. Die Spannungskurve blieb relativ flach. Mir wurden zwei Hauptverdächtige in einem vermuteten Tötungsdelikt präsentiert, die durch ihre eigenen Gedankenmonologe die Spuren ihrer gemeinsamen Vergangenheit erzählten. Dabei irritierte mich, dass sie mal übereinander sprachen, als würden sie mit jemand dritten reden, dann aber sprachen sie sich direkt an.
So verfolgte ich sowohl aus Marcs als auch aus Sarahs Perspektive, wie sich ihre Beziehung zueinander entwickelte, wie jeder dieselben Ereignisse unterschiedlich wahrnahm und was ihr großes schreckliches Geheimnis war, dass möglicherweise die Bluttat an ihren Mitbewohner auslöste.
Dann gab es noch die Hauptkommissarin Bianca Rakow, der ich durch den personalen Erzähler unerwartet wenig bei der eigentlichen Ermittlung nach Tathergang, Zeugenbefragung und Suche nach dem Vermissten über die Schulter blickte. Stattdessen erfuhr ich viel Privates und ihren immer neu aufgelegten Schwur, die Wahrheit aus Marc und Sarah zu kitzeln.
Als Leserin sollte ich hier versuchen zu durchschauen, was genau Schein und was wahr sein würde, aber mir war das streckenweise zu langatmig. Ich hätte es mir gern ein wenig dynamischer gewünscht.

Fazit:

„Das Loft“ ist ein Thriller, der extrem viel mit dem Thema Fremd- und Eigenwahrnehmung spielt, um so zu verschleiern, was die Wahrheit ist. Das muss der Lesende definitiv mögen, dann erhält er einen unterhaltsamen Thriller mit einem unvorhersehbaren Finale.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf einen gut recherchierten und realitätsnahen Thriller?
Dann empfehle ich euch:
Grüne Tiger von Nik Aaron Willim und Asadullah Haqmal