„Marta schläft“ war mal ein Überraschungsbuch, welches ich bei einem Gewinnspiel gewonnen hatte. Es lag lange auf meinem Stapel ungelesener Bücher, aber zum Glück ergab sich die Gelegenheit, diese Geschichte in einer größeren Buddy-Read-Runde zu entdecken.
In meiner Rezension „Marta schläft“ von Romy Hausmann nehme ich euch mit zu meinem Wechselbad der Gefühle, die mir dieses Buch beschert hat.
© Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur GmbH
erschienen bei
dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Veröffentlicht 24. April 2020
ca. 400 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
Klappentext
© Klappentext: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
An „Marta schläft“ hatte ich ehrlicherweise keine großen Erwartungen. Weder der Klappentext noch das recht schlichte schwarz-weiße Cover sagten groß etwas aus. Einzig ein paar Meinungen, die ich bisher so aufgeschnappt hatte, versprachen eher ein durchwachsenes Lesevergnügen. Aber so etwas spornt mich ja eher an, denn ich möchte mir gern eine eigene Meinung bilden, da Geschmäcker bekanntlich verschieden sind.
Ich kam recht gut in „Marta schläft“ rein. Zu Beginn wurde ich mit drei unterschiedlichen Erzählperspektiven vertraut gemacht. Icherzählerin Nadja berichtete mir im aktuellen Zeitgeschehen von ihren Gedanken, Gefühlen und wie sie in eine ziemlich abstruse Situation hineinschlitterte, welche sie versuchte, mit ihren zahllosen Ängsten und Zweifeln zu meistern.
Der personale Erzähler nahm mich mit zu Nelly und deren Erlebnisse im Jahr 2014. Und dann gab es noch mysteriöse Briefausschnitte, wo nicht klar war, wer schreibt da an wen. Insgesamt schien alles irgendwie so gar nicht miteinander zusammenzuhängen und ich war anfänglich wirklich sehr ratlos. Es dauerte auch eine ganze Weile, bis die Geschichte an Fahrt aufnahm.
Romy Hausmann ließ sich mit ihrer Inszenierung Zeit. Es war nicht so, dass ich mich gelangweilt hätte, aber das Spannungslevel war schon recht niedrig. Ein paar vereinzelte Theorien schwirrten durch meinen Kopf, aber irgendwie wollte nichts wirklich passen.
Doch plötzlich lüftete sich der Vorhang, eine kleine Ecke erlaubte mir einen Blick auf das große Ganze und ich war mit einem Mal völlig gefangen in der Geschichte.
Ein perfides Psychospiel entblätterte sich da vor meinen Augen und ließ mich vor Aufregung zittern. Oh ja, ich konnte es gar nicht fassen, wie sich alles so schlüssig und unfassbar gut ausgearbeitet vor mir ausbreitete. Und immer, wenn ich dachte: „Jetzt habe ich es durchschaut“, brachte Romy Hausmann eine so scharfe Wendung in die Ereignisse, dass ich es vor Spannung kaum aushielt.
Dazu kam der fesselnde Schreibstil, der mich durch die ich-Perspektive emotional richtig nah ran an Nadja brachte, mich aber durch den personalen Erzähler wieder auf Distanz schickte. Das erzeugte ein Wechselbad der Gefühle. Ich litt, bangte und hoffte mit Nadja, hatte Mitleid mit ihr und wünschte ihr Kraft dies alles durchzustehen.
Auf der anderen Seite musste ich oft den Kopf vor Fassungslosigkeit schütteln, weil die menschlichen Abgründe wirklich sehr dunkel sein können.
Das alles klingt jetzt nach einem absoluten Lesehighlight und bis auf den letzten Meter war ich auch fest überzeugt, dass es eins für mich werden würde. Doch dann, tja, da kam das Ende. Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Mir leuchtet der Schluss von „Marta schläft“ kein bisschen ein. Für meinen Geschmack passte er überhaupt nicht zum Buch. Er wirkte so lustlos dahin geklatscht, irgendwie musste ja das Ganze zum Ende kommen. Empfand ich die Entwicklungen bis zu einem gewissen Punkt als vollkommen logisch und realistisch, so saß ich nach dem Zuschlagen des Buches einfach nur ratlos davor. So ein packender Psychothriller und dann das. Schade. Das Ende hat mir diese Geschichte schlussendlich vermiest. Ich konnte das Handeln der einzelnen Figuren einfach nicht mehr nachvollziehen, es passte irgendwie nicht zu dem Bild, dass ich mir von ihnen während des Lesens gemacht hatte. Außerdem wirkte es nicht schlüssig und ich fragte mich ernsthaft, wozu dieser ganze Aufwand so umständlich betrieben wurde, wenn es am Ende auch so viel einfacher hätte gelöst werden können, wie es zum Schluss auch kam.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein Psychothriller, der sich langsam entfaltet, um dann Stück für Stück die Puzzleteilchen an die richtige Stelle fallen zu lassen, damit ein perfides Gesamtbild enthüllt wird.
Lesen:
Wenn ihr ungewöhnliche Psychothriller mögt und Lust auf ein großes Verwirrspiel habt.
Weglegen:
Wenn ihr klare Geschichten mögt und es von Anfang an gleich richtig zur Sache gehen muss.
Mal ehrlich:
„Marta schläft“ hat die Buchgemeinschaft bisher wirklich gespalten, entweder es war gut oder schlecht. So fing ich ohne große Erwartungen mit dem Lesen an. Ich kam gut in die Story rein und mochte auch die drei verschiedenen Perspektiven. Da wäre zum einen Nadja, die selbst die aktuellen Ereignisse erzählte, dann Nelly, deren Erlebnisse der personale Erzähler schilderte und zum Schluss noch jemand, der Briefe schrieb. Da jede Sichtweise gut abgegrenzt war, konnte ich gut folgen.
Am Anfang fand ich alles recht verwirrend und schwer zu durchschauen. Auch plätscherte die Handlung so ein bisschen vor sich hin, doch auf einmal wurde es total packend, als es anfing sich so langsam aufzudröseln und Zusammenhänge sichtbar wurden. Da entblätterte sich Stück für Stück das Psychospielchen, welches ich erschreckend realistisch und unfassbar gut umgesetzt empfand. Ich war total begeistert, bis das Finale kam.
„Hä?“ war mein Gedanke, nachdem ich das Buch zu geschlagen hatte. Was war das bitteschön für ein Ende? Für mich passte es einfach nicht zur Story. Zudem habe ich es nicht verstanden, weil ich die Kehrtwende der Figuren einfach vollkommen unlogisch empfand. Tatsache ist, dass der Schluss ganz klar meine Begeisterung für das Buch gekillt hat.
Fazit:
Ein Thriller, der braucht, bis er sich zur vollen Blüte entwickelt hat, dann aber auf den letzten Metern so rasant in sich zusammenfällt, dass es dem Buch insgesamt nicht gerecht wird.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf einen rasanten Thriller mit viel Action und einem perfiden Spiel?
Dann empfehle ich euch:
No Mercy – Diese Fahrt überlebst du nicht von Taylor Adams
Sowohl bei Büchern als auch bei Serien liebe ich diesen Moment, wenn plötzlich alles Sinn ergibt. Da kann ich dir „Springflut“ (Buch und Serie) wärmstens empfehlen.
LG Lara
Okay, das klingt sehr spannend, liebe Lara.
Da ich das Buch (noch) nicht kenne, schaue ich mir das gern näher an.
Liebe Grüße
Mo
Danke für die ehrliche Rezension. Schade, dass das Ende Dir nicht gefallen hat. Wegen dem Cover: Mir ist schon häufiger aufgefallen, dass das Cover, je unauffälliger, ein umso besserer Roman verbirgt.
Wenn das Ende nicht so schlecht gewesen wäre, dann hätte das ja auch gestimmt. Das hält mich davon ab, dass ich das Buch lese, habe ich hier einige, die meine Aufmerksamkeit fordern.
Aber ich habe auch schon bei anderen Büchern die Erfahrung gemacht, dass sie anfangs schwierig und verworren waren, durchzusteigen, wenn man es geschafft hat, dann aber echt gut wurden und am Ende aber dann wohl schnell fertig werden mussten. Da hätte das Lektorat ein Auge drauf haben sollen. Meine Meinung.
Liebe Grüße, Bea.
Liebe Bea,
tatsächlich spaltet das Buch die Lesenden. Die einen finden es super genial, die anderen gar nicht gut. Ich bin relativ unvoreingenommen daran gegangen und war auch lange der Meinung, dass es mir bis zum Schluß gefallen würde. Aber das Ende, nun ja. Ich denke auch, dass das Lektorat da gerne mehr hätte darauf einwirken können.
Liebe Grüße
Mo
Marta schläft habe ich bisher nicht gelesen. Von Romy Hausmanns ersten Thriller war ich begeistert.
Liebe Charlotte,
Liebes Kind von Romy Hausmann mochte ich auch total. Das hier ist aber anders vom Stil und leider am Ende nicht meins. Der Rest war aber durchaus spannend gestaltet.
Liebe Grüße
Mo