Es macht Spaß, wenn ich eine Lieblingsreihe hintereinanderweg lesen kann, ohne ein Jahr auf die nächste Erscheinung warten zu müssen. Es hat also definitiv auch Vorteile, wenn Bücher etwas länger auf dem Stapel ungelesener Bücher schlummern.

In meiner Rezension „Todeschmerz“ von Andreas Gruber verrate ich euch, ob mich auch dieser Band wieder begeistern konnte.


 

Todesschmerz von Andreas Gruber
© Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Infos zum Buch
erschienen bei Goldmann Verlag
Veröffentlicht 13. September 2021
ca. 592 Seiten
Band 6 der Todesreihe
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Mitten in den brisanten Ermittlungen um einen Verräter in den eigenen Reihen werden BKA-Profiler Maarten S. Sneijder und sein Team abgezogen und nach Norwegen geschickt, um den Mord an der deutschen Botschafterin aufzuklären. Doch das Motiv bleibt rätselhaft, und die norwegische Polizei verweigert die Zusammenarbeit. Sneijder muss kreativ werden – und macht damit einen besonders mächtigen Gegner auf sich aufmerksam. Als dann noch ein erstes Mitglied von Sneijders Team einem kaltblütigen Killer zum Opfer fällt, steht Sneijder vor seiner bisher größten Herausforderung …

© Klappentext: Goldmann Verlag

„Todesschmerz“ passte mit seinem Cover optisch wieder super zu den restlichen Bänden der „Todesreihe“, auch wenn mir anfänglich nicht klar war, was die Fische zu bedeuten hatten. Aber ich kann euch schon jetzt verraten, dass dies im Buch aufgeklärt wird und diesen Schachzug fand ich klug durchdacht. Interessant fand ich allerdings, dass zum ersten Mal eine Karte im Buch abgedruckt wurde. Zu sehen war Norwegen, dem neusten Schauplatz für Sneijder und sein Team. Aber wirklich benötigt habe ich die Karte beim Lesen nicht.
Für alle, die die anderen fünf Bände noch nicht kennen, sei verraten, dass die Bücher in sich abgeschlossen sind. Ihr könnt ohne Vorkenntnisse problemlos den Ereignissen folgen. Allerdings empfehle ich von vorne zu beginnen, da die Kernfiguren sich und miteinander im Verlauf weiterentwickelt haben.

Der Prolog war gleich voller Spannung aufgebaut, auch wenn ich den Handlungsverlauf an sich nicht überraschend empfand. Aber das war auch gar nicht notwendig, denn ein kleines Detail sorgte sofort dafür, dass ich voller Neugier auf die nächsten Ereignisse war. Außerdem war es mir eine wahre Freude, Sneijder und sein Team endlich wieder begleiten zu können. Mir sind sie alle mittlerweile sehr ans Herz gewachsen und der gemeine Klappentext lag mir da schon wie ein Stein im Magen. Was für grausame Dinge würden den Protagonisten widerfahren und warum muss so ein tolles Team wieder auseinandergerissen werden?
Die Geschichte entwickelte sich anfänglich eher gemütlich, wurde aber mit reichlich hitzigen und scharfzüngigen Dialogen gewürzt, die mir Freude bereiteten. Außerdem wurde der Radius der Erzählungen durch verschiedene Perspektivwechsel erweitert, sodass ich einen größeren Überblick über die Geschehnisse erhielt. Zusätzlich zum Gegenwartsstrang führte Andreas Gruber einen zweiten Erzählfaden ein, der sich von der Vergangenheit ins aktuelle Zeitgeschehen vorarbeite. Zwar lud dieser auch wieder reichlich zum Spekulieren ein, war aber lange nicht so raffiniert gesponnen worden, wie ich es sonst von der Todesreihe gewohnt bin.

„Todesschmerz“ ließ sich absolut flüssig lesen und die Dynamik innerhalb der Geschichte war rasant. Manche Ereignisse überschlugen sich förmlich, dennoch kamen die meisten Wendungen nicht überraschend für mich. Zwar büßte die Handlung nichts von seiner Spannung ein, aber ein Klitzekleines bisschen Enttäuschung machte sich schon breit. Natürlich freute ich mich, dass ich oft genau richtig lag, aber der Reiz bei Andreas Grubers Büchern ist eigentlich der, dass ich meistens daneben liege.
Dennoch hatte mich das Handlungsgerüst von „Todesschmerz“ überzeugen können. Andreas Gruber überließ nichts dem Zufall und das grenzt meiner Meinung nach schon extrem an Genialität. Nichts wird ohne Grund gesagt und alles führt am Ende auch zu etwas Neuem.
Einige Szenen waren ordentlich blutig und grauenhaft geschildert worden, sodass besonders empfindsame Lesende hier Probleme haben könnten. Dies steigerte meinen Adrenalinkick beim Lesen und ich fieberte mit den Protagonisten mit.

Insgesamt, trotz einiger Vorhersehbarkeiten konnte mich „Todesschmerz“ überzeugen. Die Verwicklungen und Entwicklungen machten mich letzten Endes sprachlos. Vor allem als mir bewusst wurde, dass besonders in diesem Metier der Strafverfolgung niemanden wirklich zu trauen ist. Besonders betroffen war ich vom Schluss, als überdeutlich wurde, dass der sonst so harte Maarten S. Sneijder auch ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Mir ging besonders die letzte Szene sehr nahe, allerdings weckte sie auch meine Neugierde auf den siebten Teil. Denn der scheint intensiv mit „Todesschmerz“ verwoben zu sein.

Todesschmerz von Andreas Gruber
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Thriller, der packend geschrieben ist und dessen Handlungen zügig vorangetrieben werden. Es wird persönlich für das Team rund um Maarten S. Sneijder.

Lesen:

Wenn ihr Lust auf einen spannungsvollen Thriller habt.

Weglegen:

Wenn ihr gern bis zum Schluss im Dunkeln tappen möchtet und keine Lust auf ein halb offenes Ende habt.

Mal ehrlich:

„Todesschmerz“ war anders als die Vorgängerbücher. Dieses Mal waren die Ereignisse und Zusammenhänge längst nicht so verworren und undurchschaubar, wie ich es gewohnt bin. Stattdessen konnte ich mir vieles schon im Vorfeld zusammenreimen. Das schmälerte aber den Reiz der Erzählung nicht, denn ich mochte die Interaktion innerhalb des Teams. Es war schon beinah harmonisch, wie gut sie alle Zusammenarbeiteten. Jedoch wurde es in „Todesschmerz“ schnell sehr persönlich und Herr Gruber war wieder mal in radikaler Vernichtungslaune. Was zwar Stimmung und Schrecken in die Geschehnisse brachte, mich aber auch traurig machte. Es war nämlich schon sehr erfrischend, Sneijder nicht allein in Action zu erleben, sondern mit einer gut funktionierenden Einheit, die ihm den Rücken stärkt.
Dank des fesselnden und bildlichen Schreibstils, den sehr eindrücklichen Schauplätzen und knackigen Kapiteln mit reichlich Perspektivwechsel ließ sich „Todesschmerz“ zügig lesen.
Den Gegenwartsstrang fand ich wesentlich interessanter als den Blick auf zurückliegende Ereignisse, der jedoch wichtig war, um eine logische Auflösung zu erleben.
Das Finale hatte mich geschockt, überrascht und auch ein bisschen motzig zurückgelassen, weil ich noch ein paar Monate warten muss, bis sich endlich der Kreis der Geschichte vollständig schließen kann.

Fazit:

„Todesschmerz“ glänzte wieder durch seinen raffinierten Aufbau und spannungsgeladenen Szenen. Vieles war vorhersehbar und nicht das beste Buch der Reihe, dennoch konnte mich der Thriller insgesamt überzeugen.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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