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Voller Spannung habe ich den finalen Band der Trilogie „Die Herren des Schakals“ erwartet. Ich mochte die ersten beiden Bücher total gern und wollte unbedingt die letzten offenen Fragen geklärt haben.

In meiner Rezension „Usir: Die Herren des Schakals“ von Roxane Bicker enthülle ich, ob meine Erwartungen und Hoffnungen sich erfüllt haben.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar vom Hybrid Verlag erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Usir: Die Herren des Schakals von Roxane Bicker
© Umschlaggestaltung: Creativ Work Design, Homburg

Infos zum Buch
erschienen beim Hybrid Verlag
Veröffentlicht 30. November 2021
ca. 596 Seiten
Band 3 der Reihe Die Herren des Schakals
erhältlich als gebundenes Buch, Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

München, 1891. Seit seinem Versuch, Anubis zu beschwören, liegt Bernhard Junker in katatonischer Starre. Jetzt, zwei Jahre später, erwacht er und verübt grausige Bluttaten. Rosa und ihr Mann Paul versammeln in München die Gemeinschaft, die schon Junkers Beschwörung verhindert hat: Daisy und Maresh reisen aus London an, Carl Wilhelmi von seinen Ausgrabungen in Ägypten, Franz Gattenbrink aus seiner Praxis. Gemeinsam begeben sie sich auf Junkers blutige Spur, um ihn aufzuhalten. Ihre Suche führt sie bis nach Kampanien, zu altrömischen Dichtern und hinein in die ägyptische und griechisch-römische Mythologie.

© Klappentext: Hybrid Verlag

Endlich war es so weit. Das Geheimnis um die Herren des Schakales sollte sich in USIR, dem letzten Teil der Trilogie, lüften und ich brannte so sehr darauf, alles zu erfahren. Doch der Einstieg in die Geschichte fiel mir unglaublich schwer. Ich bekam überhaupt gar keinen Zugang zu den aktuellen Geschehnissen und fühlte mich total verloren. Ständig überkam mich das Gefühl, elementare Dinge aus den vorherigen Bänden vergessen zu haben. Normalerweise kann ich mich noch gut an einzelne Geschichten erinnern, auch wenn die Lesezeit schon eine Weile her war. Doch bei USIR wollte mir das irgendwie nicht gelingen. Da es sich hierbei um eine Serie handelt, sodass die einzelnen Teile nicht unabhängig voneinander lesbar sind, hätte ich mir am Anfang ein Personenregister und eine kurze Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse gewünscht. Vielleicht wäre ich dann nicht so hilflos in die Geschichte gestolpert.

Total schockiert war ich allerdings von den Protagonisten. Was um Himmelswillen war mit meinen geliebten Figuren Rosa, Daisy, Paul, Franz und Carl gesehen? Die sonst so gradlinige Rosa steckte plötzlich in einer Sinnkrise und der elegante Franz verkam vor Liebeskummer zu einem zotteligen Brummbären. Daisys ursprünglicher Liebreiz war im entfernten London verschwunden und Carl buddelte fröhlich in ägyptischen Sand. Ich war fassungslos.
Es dauerte eine Weile, bis mir dämmerte, dass zwischen den Ereignissen aus ASET und USIR zwei Jahre lagen und sich natürlich die Welt dazwischen weitergedreht hatte. Aber mit solchen gravierenden Veränderungen hätte ich nie gerechnet.

Gefühlt dauerte es ewig, bis ich endlich dem Faden folgen konnte, der mich zu den aktuellen Ereignissen in München zur Weihnachtszeit 1891 führte. Die alte Detektivgruppe hatte sich wieder zusammengefunden, auch wenn der ursprüngliche Grund von finsteren Entwicklungen überschattet wurde. Plötzlich hatte ich nicht mehr das Gefühl von Freunden, sondern von Fremden zu lesen.
Mittendrin wurde eine seltsame Schnitzeljagd eröffnet, die mit reichlich Flirterei untermalt wurden, die für meinen Geschmack völlig deplatziert waren. Zwischendurch blitzten ein paar spannende Szenen auf, die jedoch immer wieder von Augenblicken zunichtegemacht wurden, die ich einfach nicht verstand. Manchmal verging Zeit zwischen einzelnen Handlungen, aber diese waren nie klar abgegrenzt. So verlor ich manchmal auch den Überblick, war verwirrt, musste mich neu orientieren und die ursprüngliche Spannung war dann wieder futsch.

So freute ich mich dann über den Schauplatzwechsel, der mich ins schöne Italien zu den Städten Neapel und Pompeji bringen sollte. Doch hier ging ich dann endgültig in dieser konfusen Geschichte unter. Roxane Bicker kramte kräftig in ihrem gewaltigen Fundus an altägyptischer, griechisch-römischer Mythologie. Eigentlich voll mein Thema in Kombination mit einem historischen Roman. Aber mir wollte es einfach nicht gelingen, den Überblick zu behalten. Mir erschlossen sich die Details nicht und es wollte sich einfach kein schlüssiges Gesamtbild erzeugen lassen. Es war spürbar, wie viele Kenntnisse Roxane Bicker in diesem breit gefächerten Wissensgebiet hatte und auch die Plotidee war erkennbar. Doch für mein Empfinden schaffte es die Autorin nicht, mir alles schlüssig zu vermitteln. Eine Übersicht über die Gottheiten hätte ich nützlich gefunden oder ein Glossar am Ende. Zwar versuchte Roxane Bicker mir das alles verständlich in der Geschichte zu vermitteln, aber ich verlor regelmäßig den Faden. Ganz raus war ich dann, als das Ganze auch noch großzügig mit griechischen Heldensagen vermengt wurde und Dichter wie Dante und Vergil Einzug hielten.

Das Ende von USIR ließ mich fragend und ernüchternd zugleich zurück. Ich war so traurig und enttäuscht. Die Fäden vom Anfang wurden teilweise nicht schlüssig beendet, es blieben Fragen offen und für meinen Geschmack war das Finale von der Trilogie einfach nur lieblos.

Das schöne und zur Reihe stimmige Cover sowie der einladende und flüssige Schreibstil von Roxane Bicker vermochten es zwar mich gnädig zu stimmen, aber der Rest konnte mich leider nicht überzeugen. Und das, obwohl das Handlungsgerüst gut war. Aber die einzelnen Effekte mochten bei mir einfach nicht zünden. Es war so so schade, denn diese Serie wurde mit jedem Band besser. Die Hauptfiguren wuchsen mit ihren Aufgaben und Abenteuern, sie wurden eine tolle Gemeinschaft. Doch in USIR zerfiel alles, was in INEPU und ASET aufgebaut wurde. Auch den Krimianteil vermisste ich fast vollständig.

Usir: Die Herren des Schakals von Roxane Bicker
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein wahres Potpourri an Mysterien quer durch die ägyptische und griechisch-römische Mythologie, gegen die sich die sechs in detektivischer Arbeit erprobten Freunde durchsetzen müssen.

Lesen:

Wenn ihr Lust auf einen historischen Roman habt, der vor lauter altägyptischer Mythologie nur so strotzt und der Kriminalanteil verschwindend gering ist.

Weglegen:

Wenn ihr die ersten beiden Teile der Trilogie „Die Herren des Schakals“ nicht kennt, wird euch USIR keine Freude machen. Bei Interesse beginnt bei INEPU.

Mal ehrlich:

Ach USIR, du solltest mein Lesehighlight werden. Deine Vorgänger INEPU und ASET haben mir Freude bereitet und mich Stück für Stück in die Mysterien der altägyptischen Mythologie eingeführt, die von je einem spannenden Kriminalfall umsponnen wurde. Und da waren ja noch die Herren des Schakals, die ständig in den düsteren Schatten umherschlichen und sich nie zu erkennen gaben. Aber du, USIR, du wolltest, nein, du solltest mir alle diese offenen Geheimnisse nun enthüllen.
Doch stattdessen hast du mein Herz gebrochen. Du hast mich überhäuft mit deinem schier unglaublichen Wissen an altägyptischer, römischer und griechischer Mythologie, hast mir von toten Dichtern erzählt, die in der Unterwelt waren und von dreiköpfigen Hunden. Hast die Schwächen meiner Lieblingsfiguren nach außen gekehrt, merkwürdige Liebeleien gefördert, Dämonen heraufbeschworen und mich verwirrt im Wirrwarr der Ereignisse zurückgelassen.
Vielleicht, USIR, wären wir zwei noch Freunde geworden, wenn ich dich nicht erst 1 ½ Jahre nach ASET gelesen hätte. Möglicherweise hatte ich zu viel vergessen von dem, was war. Aber ich zweifele da ehrlich gesagt daran. Du und ich, es hat nicht sollen sein.

Fazit:

Der Plot war gut, leider wurde die Idee nicht so an mich transportiert, dass ich die Szenarien auch wirklich verstanden hätte. Schade. Für mich leider nur ein müdes Leseerlebnis. Wer Band 1 und 2 schon kennt, sollte sich den finalen Abschluss aber nicht entgehen lassen, da dies nur meine Meinung widerspiegelt.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf einen Krimi, der euch zurück in die Goldenen Zwanziger bringt?
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