Endlich komme ich dazu, die Reihe um den Profiler Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez weiterzulesen. Nicht zuletzt deshalb, weil ich eine tolle Buddy-Read-Partnerin gefunden habe. Mit Maggie macht der Austausch Spaß und wir kommen gut voran, sodass auch die noch zwei ausstehenden Bücher der Reihe „Todesmal“ und „Todesschmerz“ von uns gemeinschaftlich gelesen werden.

In meiner Rezension „Todesreigen“ von Andreas Gruber gehe ich der Frage auf den Grund, ob mich die Fortsetzung überzeugen konnte und sich meine Erwartungen erfüllt hatten.


 

Todesreigen von Andreas Gruber
© Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Infos zum Buch
erschienen bei Goldmann Verlag
Veröffentlicht 21. August 2017
ca. 576 Seiten
Band 4 der Todesreihe
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Sneijder und Nemez ermitteln wieder.

Nachdem eine Reihe von Kollegen auf brutale Art Selbstmord begangen haben, wird Sabine Nemez – Kommissarin und Ausbilderin beim BKA – misstrauisch. Vieles weist auf eine jahrzehntealte Verschwörung und deren von Rache getriebenes Opfer hin. Sabine bittet ihren ehemaligen Kollegen, den vom Dienst suspendierten Profiler Maarten S. Sneijder, um Hilfe. Doch der verweigert die Zusammenarbeit, mit der dringenden Warnung, die Finger von dem Fall zu lassen. Dann verschwindet Sabine spurlos, und Sneijder greift selbst ein. Womit er nicht nur einem hasserfüllten Mörder in die Quere kommt, sondern auch seinen einstigen Freunden und Kollegen, die alles tun würden, um die Sünden ihrer Vergangenheit endgültig auzulöschen …

Der vierte Fall für Sneijder und Nemez.

© Klappentext: Goldmann Verlag

Ich konnte es kaum erwarten, mit „Todesreigen“ zu beginnen, da das Ende von „Todesmärchen“ Fragen am Ende offenließ, die ich brennend gern beantwortet gewusst hätte. Und so stürzte ich mich voller Elan auf „Todesreigen“, nur damit mir der Beginn gleich mal auf den Magen schlug. Die Angst, einem Geisterfahrer auf der Autobahn zu begegnen, kann wohl jeder nachvollziehen, es dann aber auch noch zu lesen, wow. Das war heftig und ich hatte gleich einen ordentlichen Adrenalinschub bekommen.

Der vierte Teil der Reihe um Sneijder und Nemez kann unabhängig von den anderen drei Büchern gelesen werden. Relevante Details zum besseren Verständnis zwischen Ereignissen und persönlichen Beziehungen wurden so erwähnt, dass die Leserschaft nicht gespoilert wird und das nachträgliche Lesen der vorherigen Bände kein Problem darstellt. Jedoch würde ich empfehlen, von vorne zu beginnen, da sonst die Entwicklung der stärksten und immer wiederkehrenden Charaktere einfach nicht so eindrücklich ist.

Andreas Gruber nahm mich bei „Todesreigen“ mit auf eine Reise durch zwei unterschiedliche Zeitstränge. Mithilfe der auktorialen Erzählweise mit unterschiedlichen wechselnden Perspektiven wurde der Erzählkreis der Geschichte so erweitert, dass ein großer Raum für Spekulationen und viel Spannung blieb. Hinzukam, dass ein Erzählstrang rückliegende Ereignisse aus der Perspektive der aktuellen Person beleuchtete, während Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez im Hier und Jetzt unterschiedlichen Spuren nachgingen. So erfuhr ich nur stückchenweise, was zuvor geschah, was wiederum dafür sorgte, dass ich ständig mit falschen Vermutungen um die Ecke kam.
Sehr gut gefielen mir auch die Rückblenden auf längere zurückliegende Ereignisse der Vergangenheit. Dadurch gewann das mir offenbarte Bild mehr Tiefe, Zusammenhänge traten klarer hervor und zeugten davon, welche Auswirkungen falsche Entscheidungen aus der Vergangenheit in der Gegenwart haben könnten.

„Todesreigen“ war spannungsvoll aufgebaut worden, sodass ich das Buch von Anfang an nicht weglegen wollte. Andreas Gruber verstand es wieder meisterhaft für reichliches Rätsel raten zu sorgen, weil er eine Bombe nach der nächsten effektvoll platzen ließ. Nur ganz langsam enthüllten die ganzen kleinen Puzzlestückchen ein schlüssiges Gesamtbild.

An Andreas Gruber liebe ich besonders seinen sehr bildlich detaillierten Schreibstil, der nie zu ausschweifend und immer auf den Punkt genau das trifft, was er aussagen möchte. Jedoch gab es hier einige Szenen, die für schwächere Mägen ungeeignet sind. Empfindsame Leser könnten sich hier viel Gruseln und sicherlich auch ekeln.

Besonders faszinierte mich in „Todesreigen“, wie viel Recherchearbeit Andreas Gruber in sein Werk einfließen ließ. Er präsentierte sauber ausgekundschaftete Fakten, die mein Interesse befeuerten und mich nebenbei sogar noch etwas lernen ließen. Außerdem sorgten sie für ein realistisches Leseerlebnis und rundeten das Gesamtbild sorgsam ab.

Unterhaltungstechnisch spielte „Todesreigen“ wieder ganz weit oben mit, allerdings muss ich sagen, dass mir beim letzten Teil des Showdowns ein bisschen zu viel gewollte Action herrschte. Das wirkte dann schon arg konstruiert, vielleicht wäre weniger tatsächlich mehr gewesen.

Nichtsdestotrotz wurden alle meine offenen Fragen sowohl von „Todesmärchen“ als auch hier aus diesem Buch geklärt und ließen mich mit einem zufriedenen Eindruck zurück. Besonders mochte ich in „Todesreigen“, dass die Wendungen unglaublich überraschend kamen und eine Dynamik in die Ereignisse brachten, die den Spannungsbogen konstant oben hielten.
Beeindruckend fand ich auch die weitere Entwicklung der Charaktere, die noch einmal auf ein ganz neues Niveau gehoben wurden und eine interessante Basis für die folgenden Bände schufen.

Todesreigen von Andreas Gruber
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein packender Thriller, in der es plötzlich persönlich für Maarten S. Sneijder wird. Was geschah vor zwanzig Jahren, dass eine Welle von Morden auslöst?

Lesen:

Wenn ihr Fans von actionhaltiger Unterhaltung mit einem ordentlichen Schuss Realität seid.

Weglegen:

Wenn ihr lieber keine Bücher lest, wo das Blut in Strömen fließt und der Tod regelmäßig grausam zuschlägt.

Mal ehrlich:

Was war ich gespannt auf „Todesreigen“. Wie würde es weitergehen mit Maarten S. Sneijder und seinem Eichkätzchen Sabine Nemez, nachdem „Todesmärchen“ mit einem halb offenen Ende mich verabschiedet hatte?
Es ging gleich gut los, so viel sei verraten und die Szene auf der Autobahn mit dem heranrasenden Geisterfahrer, hui, das war früh morgens der Booster für meine verschlafenen Nerven. Eine Szene, die sich eindrücklich in meine Gedanken fräste und von seltsamen Todesfällen abgelöst wurde, die plötzlich ziemlich persönlich für Sneijder und das BKA wurden. Ja, in „Todesreigen“ starben die Polizisten wie die Fliegen, und während ich nur bereitwillig den präsentieren Täter annahm, nahm mich Andreas Gruber mit auf eine Geschichte, die schon vor zwanzig Jahren begann und in der Gegenwart schreckliche Ereignisse auslöste.
Das Warum blieb für mich lange im Dunkeln gebannt hing ich an den Zeilen, nur um am Ende in einen Showdown zu rasseln, der haarscharf an der Grenze der Unglaubwürdigkeit zum Stehen kam. Insgesamt mochte ich das Buch, auch wenn es nicht ganz so effektvoll gewesen ist wie seine drei Vorgänger. Dennoch, mich konnte Andreas Gruber eindeutig wieder abholen und ich bin froh, dass dieses Mal keine meiner Fragen unbeantwortet blieb.

Fazit:

„Todesreigen“ ist voller Spannung und rascher Szenenwechsel. Jedoch blitzt manchmal ein bisschen zu viel konstruierte Action hervor, sodass es manchmal haarscharf an Übertreibung grenzt. Dennoch, oder vielleicht auch deshalb fühlte ich mich wieder bestens unterhalten und bin auf die nächsten Bände gespannt.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf einen rasanten Thriller mit viel Action und einem perfiden Spiel?
Dann empfehle ich euch:
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