Das Buch hatte mich aufgrund des Klappentextes extrem neugierig gemacht. Da ich bislang vom Festa Verlag nur gute Geschichten gewohnt gewesen bin, fiel mir meine Kaufentscheidung deshalb nicht schwer.

In meiner Rezension „Going Under“ von S. Walden
gehe ich auf den Inhalt ein und verrate euch,
ob mich die Geschichte abholen konnte.

 

Going Under von S. Walden
© Cover: Adobe Stock – millaf

Infos zum Buch
erschienen im ‎ Festa Verlag
Veröffentlicht 26. Juni 2019
Originaltitel Going Under
Übersetzt von Katrin Hoppe
ca. 448 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Als sie an ihrer neuen High School einem geheimen Sexclub auf die Spur kommt, wittert Brooke endlich ihre Chance, sich von einer Schuld zu befreien, die schwer auf ihr lastet.

Brooke erfährt, dass die Mitglieder des Schwimmteams an einer ›Fantasy Slut League‹ teilnehmen. Sie erhalten Punkte, indem sie ahnungslose Mädchen zum Sex verführen – oder zwingen, wie Brooke weiß, denn sie kennt einen von ihnen. Er ist schuld am Tod ihrer besten Freundin. Dafür soll er jetzt büßen. Auch wenn das bedeutet, dass Brooke dasselbe durchmachen muss wie ihre Freundin. Doch sie unterschätzt, wie weit die Jungs gehen, um ihren perversen Club geheim zu halten.

nosegraze.com: »Intensiv und herzzerreißend. Ich musste weinen und lachen, was ich nicht erwartet hatte. Going Under ist eine Geschichte, die dich wirklich beeindrucken wird.«

© Klappentext: ‎ Festa Verlag

Das Cover war nicht meins. Es war irgendwie nichtssagend und im Buchhandel wäre ich wohl achtlos an „Going Under“ vorbeigelaufen. Für meinen Geschmack war es zu neutral und im Endeffekt spiegelte es nicht wirklich etwas vom Inhalt wider. Dafür gefiel mir das Innenlayout, wo an den Kapitelanfängen unterschiedlich große Bläschen zusehen waren. Im Verlauf der Geschichte wurde auch deren Bezug klar und ich fand sie stimmig zum Inhalt.

Der Einstieg in die Geschichte war von einer traurigen Atmosphäre geprägt, die mich sofort abholte. Protagonistin und Icherzählerin Brooke musste an der Beerdigung ihrer besten Freundin Beth teilnehmen. Die Situation ging mir nahe und besonders Brooks Gewissensbisse kamen hier sehr gut, sowie ungefiltert zum Ausdruck.
„Going Under“ entwickelte sich gemächlich und hatte anfänglich den Touch einer gewöhnlichen High-School-Erzählung. Die Spannung blieb dabei nur unterschwellig spürbar, da mir hier ein langsamer, aber durchaus schlüssiger Handlungsaufbau präsentiert wurde. In dessen Mittelpunkt stand eine 18-jährige Hauptfigur, zerfressen von Seelenqualen, in deren Kopf sich einen gefährlichen Plan entwickelte. Nicht ganz uneigennützig, wie mir später schien, denn Brooke hatte besonders zu Lebzeiten ihrer Freundin Beth gegenüber teilweise ein doch sehr bitteres Verhalten an den Tag gelegt.
Stück für Stück wurde klar, warum Brooke förmlich in einem Meer aus Schuldgefühlen ertrank. Obwohl Brooke intelligent wirkte, kam sie mir gleichzeitig so schrecklich naiv rüber. Ihre Stärke nahm ich ihr nicht komplett ab und ich muss gestehen, dass sie mir besonders am Anfang nicht besonders sympathisch gewesen ist. Ich fand sie bestenfalls nett. Erst später, als auch sie eine schmerzhafte Weiterentwicklung durch machte, konnte ich eine Beziehung zu ihr aufbauen und begann sie zu mögen.

Das Thema an sich war wirklich keine leichte Kost, weil es traurigerweise extrem realistisch gewesen ist. Junge Männer, die es lustig finden, Mädels nach Punkten auszuwählen und sie zu verführen oder gefügig zu machen, wenn sie nicht wollen, lösen bei mir Brechreiz aus.
Das wurde nicht besser, als die blöden Idioten mit ihrer „Schlampenliste“ prahlten und mit einem Mal völlig klar war, was Brooke vorhatte.
S. Walden beschrieb mit Feingefühl die Auswirkungen einer solch perfiden Liste und zeigte ungeschönt auf, wie sehr Opfer darunter später zu leiden haben. Es ging mir verdammt nahe und berührte mich auf eine stille Weise. Hier gab es keine haarsträubenden Spannungsbögen oder Nägel kauende Momente. Stattdessen sorgte gerade diese Schnörkellosigkeit der Erzählung für das kalte Grauen, welches mich heimsuchte. Besonders eine Szene war wirklich harte Kost und die Art, wie es erzählt wurde, liegt mir noch immer schwer im Magen.

Der Schreibstil war flüssig und bildreich. Besonders am Anfang hatte er eine Leichtigkeit, die passend zum Alter der Figuren war. Erst später wandelte er sich in eine erschütternde Ernsthaftigkeit, die zum Nachdenken anregte.
Hinein in diesen leisen und düsteren Thriller kroch eine bittersüße Liebe, die passend zum Genre des Dark Romance gewesen ist. Für Brooke stand plötzlich viel mehr auf dem Spiel, als ursprünglich gedacht. Den Zwiespalt um eine Entscheidung, die sie unweigerlich treffen musste, fand ich gut ausgearbeitet und auch die Umsetzung der Konsequenz ihres eigenen Handelns.

Going Under von S. Walden
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Das Böse lauert hinter einer typischen amerikanischen High-School-Fassade und kommt mit jungenhaftem Charme daher, welches Brooke als Rache für ihre verstorbene Freundin unbedingt in Selbstopferung vernichten will.

Lesen:

Wenn euch das Thema Vergewaltigung nicht abschreckt und ihr bereit seid für ein leise erzähltes, aber aufwühlendes Buch.

Weglegen:

Wenn ihr eine romantisch-düstere Liebesgeschichte lesen wollt, seid ihr hier falsch.

Mal ehrlich:

„Going Under“ hatte es mir wahrlich nicht leicht gemacht und ließ mich aus unterschiedlichen Grünen mit gemischten Gefühlen zurück.
Den Plot fand ich total interessant und glaubwürdig ausgearbeitet. Doch die Geschichte entwickelte sich am Anfang nur sehr langsam, war sehr spannungsarm und hielt eine Protagonistin für mich bereit, die ich nicht zu 100 % mochte.
Durch den flockigen Schreibstil war mir anfänglich hin und wieder auch zum Schmunzeln zumute und ich fand Brooke zwar naiv, aber durchaus clever.
Doch je weiter sich das ganze Bild enthüllte, umso schockierter war ich. Nicht nur wegen der Jungs, die wirklich unterste Schublade waren mit ihrem Punktesystem zu ihrer „Fantasy-Schlampenliga“ Liste, sondern auch Brooke mit ihrem Verhalten. Im Grunde war diese Racheaktion nichts weiter als der Versuch, sich selbst von der Last der erdrückenden Schuldgefühle zu befreien, die eine logische Konsequenz ihres eigenen Verhaltens gewesen waren. Mir fehlte Brookes echte Reue und so nahm ich ihr die heroisch geplante Tat nicht richtig ab. Doch zum Ende hin, als Brooke eine Weiterentwicklung durchmachte, war sie für mich viel greifbarer. Ihre Erkenntnis machte sie für mich menschlicher, sympathischer und stärker.
„Going Under“ war ein Buch, dass mit sehr leisen Tönen begann und sich zu einer dramatisch, aber leisen erzählten Geschichte weiterzuentwickeln. Es war mehr ein Thriller denn Dark Romance, auch wenn eine Liebe mit eigenen dunklen Geheimnissen eine Rolle spielte.
Insgesamt war die Geschichte glaubwürdig und hinterließ bei mir einen nachdenklichen Beigeschmack. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sich solche Dramen wirklich abspielen und dies ließ mich wirklich oft schwer schlucken.

Fazit:

Obwohl Dark Romance-Thriller draufsteht, war hier mehr Thrill als Romance enthalten. Die Geschichte berührt auf eine ganz leise und doch tiefe Weise, ließ mich teilweise fassungslos und wütend zurück. S. Walden hat ein dunkles Thema gewählt und mit Feingefühl erzählt.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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