Aufmerksam wurde ich auf das Buch auf einer Social-Media-Plattform. Mit ihrer Begeisterung für „Glaube mir“ steckte mich eine Bloggerin so sehr an, dass ich das Buch unbedingt auch lesen wollte. Normalerweise versumpfen dann die Bücher monatelang auf meinem Stapel ungelesener Bücher, aber ich hatte Glück, dass ich die Geschichte in einem spontanen Buddy-Read lesen konnte.
In meiner Rezension „Glaube mir“ von Alice Feeney gebe ich Preis, ob mich das Buch ebenfalls begeistern konnte.
© Cover: Hafen Werbeagentur, Hamburg
erschienen bei Rowohlt Taschenbuch
Veröffentlicht 17. August 2021
Originaltitel His & Hers
Übersetzt von Karen Witthuhn
ca. 400 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
Klappentext
© Klappentext: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Optisch fand ich „Glaube mir“ nicht so ansprechend, dass ich es im Buchhandel in die Hand genommen hätte. Auch der Klappentext klang jetzt nicht so spektakulär, dass ich mich mit enormer Vorfreude auf die Geschichte gestürzt hätte. Da es aber eine Buchempfehlung gewesen ist, war meine Neugierde definitiv geweckt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass das Cover zwar relativ schlicht und nichtssagend war, aber dennoch prima zur Story passte.
Der Start in das Buch war beinahe schon gemütlich, aber interessant. Ich kam gut in die Geschichte hinein, da Alice Feeney mir die Zeit gab, ihre beiden Protagonisten, die BBC-Moderatorin Anna Andrews und DCI Jack Harper, kennenzulernen. Schon zu Beginn war spürbar, dass sie beide eine düstere Vergangenheit hatten und es Dinge gab, die sie belasteten.
Eine Besonderheit an dem Buch war, dass es nur Kapitel gab, die nach SIE und ER aufgeteilt wurden. Beide Protagonisten erzählten in ihren Abschnitten ihre Geschichte selber, was Nähe und später packende Spannung schuf.
Anna wirkte vom ersten Augenblick an auf mich zerstört. Es war sofort klar, dass ihr Privatleben in Scherben lag und sie ein offenkundiges Alkoholproblem hatte. Was ich aber sensationell fand und sonst nie in Geschichten antreffe, war, dass sie sich ihrer Sucht durchaus bewusst war und sie auch nie kleinredete. Das brachte ihr meinen Respekt ein. Zudem war spürbar, wie sehr sie ihren Job als Moderatorin liebte und wie hart sie sich ihn erarbeitet hatte. Das machte sie mir sympathisch, aber oftmals war ich mir auch unschlüssig, ob ich ihrem Schein trauen durfte.
Auch Jack schien keinen festen Boden unter den Füßen zu haben. Er wirkte oft abgelenkt und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er Angst vor Konsequenzen im beruflichen Leben hatte. Für einen Cop hätte er meiner Meinung nach dies nicht haben dürfen, allerdings machte es Jack auch zu einem herrlich unperfekten Menschen. Er war mir manchmal rätselhafter als Anna und ich konnte ihn nicht immer richtig einschätzen. Jack benahm sich so manches Mal daneben, aber dennoch schien er immer zu der Sorte Mensch zu gehören, die ein großes Herz haben.
Durch die beiden Ich-Perspektiven wurde die Geschichte immer intensiver. Bei gemeinsamen Schnittpunkten innerhalb der Ereignisse prallten mitunter unterschiedliche Sichtweisen aufeinander, sodass „Glaube mir“ an Tiefe gewann und offenbarte, wie subjektiv die eigene Wahrnehmung in Wirklichkeit ist. Zudem gab es hin und wieder eingeflochtene Rückblicke in vergangene Geschehnisse, wodurch immer wieder Geheimnisse an Licht traten, die aber nie sofort gelüftet wurden. Stück für Stück wurde ich immer tiefer in diesen Thriller gezogen und ich fand es unendlich spannend zu erleben, wie sich alles entwickelte.
„Glaube mir“ kam mit überraschend wenig Figuren aus, die jedoch alle aus einem Netz unsichtbarer Fäden irgendwie miteinander verbunden schienen. Besonders die Entwicklung von Anna und Jack war unglaublich faszinierend mitzuerleben. Lediglich ein Charakter blieb mir persönlich bis zum Schluss zu nebulös, weil ich die wahren Absichten nie wirklich durchschaut hatte. Aber das ist für mich kein Kritikpunkt, denn das machte den Thriller auch über das Ende hinaus aufregend.
Oft schien alles so einfach zu sein, aber das täuschte gewaltig. Nichts an dieser Geschichte war je so, wie ich es vermutet hätte. Mich lud es ständig zum Mitraten und spekulieren ein. Immer wenn mich eine leichte Ahnung beschlich, kam etwas Neues dazu. Was beinahe gemütlich begann, entwickelte sich immer mehr zu einem packenden Strudel aus Plot Twists, schaurigen Spannungsmomenten, brutalen Morden und einer psychologischen Note, die mich gefährlich oft in die Abgründe der menschlichen Natur schauen ließ.
Was ich besonders an „Glaube mir“ liebte, war die Tatsache, dass Alice Feeney von Anfang bis zum Ende alles unglaublich schlüssig konstruierte und sich dabei aber Zeit ließ. Besonders die Auflösung erzählte sie geschickt und so umfassend aus, dass ich geplättet und mit rasendem Herzschlag vor dem Buch saß. Ich konnte es einfach nicht glauben, die Lösung war einfach genial.
Es gab keinen klassischen Spannungsbogen, Alice Feeney arbeite konzentriert auf den Showdown hin und zog dabei immer mehr den Nervenkitzel an.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Eine Geschichte voller Geheimnisse und Lügen. Und die Suche nach der Wahrheit, die in Wirklichkeit vom Mörder bestimmt wird.
Lesen:
Wenn ihr wendungsreiche und packende Psychothriller liebt, dann wird euch dieses Buch vom Hocker reißen.
Weglegen:
Nur weglegen, wenn ihr absolut keine Thriller lest. Ansonsten verpasst ihr ein Meisterwerk der Spannungsliteratur.
Mal ehrlich:
Wow! Was für ein unglaublich packendes Buch. Ich bin total begeistert. Bis zum Schluss habe ich wirklich nichts durchschaut.
„Glaube mir“ ist ein Psychothriller, in dem wahrlich nichts so ist, wie es den Anschein hat. Es wimmelt nur so voller Geheimnisse und strotzt vor abgrundtief gemeinen Lügen. Der Anfang war recht dialogarm, was dazu führte, dass ich viel aus dem unmittelbaren Leben der beiden Protagonisten erfuhr. Anna und Jack erzählten jeweils selbst ihre Sicht auf die Ereignisse und verrieten mir Details aus ihrer Vergangenheit, ihre Ängste, Sorgen und Kummer. Das schuf Nähe, die manchmal trügerisch wirkte. Oft hatte ich das Gefühl, in einem dichten Netz aus Geheimnissen und Lügen hängen zu bleiben, was mich wiederum zum wilden Raten animierte. Meine Mörderwahl schwankte wie eine Fahne im Wind, doch das spektakuläre Finale hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen niemals ausgemalt.
„Glaube mir“ war so spannend und unfassbar ausgeklügelt konstruiert worden, dass ich noch immer angetan bin. Hier kommen Thriller Liebhaber voll auf ihre Kosten, denn es gab auch reichlich schaurige Momente, die mir eine eiskalte Gänsehaut bescherten.
Fazit:
„Glaube mir“ garantiert eine megagute Unterhaltung vom Anfang bis zum Ende. Dieser Thriller war so herrlich verwinkelt und klasse konstruiert worden, dass ich ihn wärmstens weiterempfehle. Dieses Buch sollte wirklich jeder Thriller Liebhaber gelesen haben.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf ein sehr ausgeklügeltes Leseabenteuer?
Dann empfehle ich euch:
Das Spiel – Es geht um Dein Leben von Jan Beck