Das Buch habe ich zum Muttertag von meinem Mann geschenkt bekommen und ich war gleich begeistert. Die Story klang super aufregend und ich konnte meine Neugier nicht zähmen. Noch am selben Tag fing ich mit dem Lesen an.

In meiner Rezension zu
„No Mercy – Diese Fahrt überlebst du nicht“
von Taylor Adams
sage ich ehrlich, ob das Buch halten konnte,
was mir der Klappentext versprach.

No Mercy - Diese Fahrt überlebst du nicht von Taylor Adams
© Cover: Sandra Taufer, München

Infos zum Buch
erschienen beim Heyne Verlag
Veröffentlicht 14. Dezember 2020
Originaltitel Eyeshot
Übersetzt von Robert Brack
ca. 399 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Die Fahrt in ein neues Leben wird für sie zum Albtraum

Mit einem vollgepackten Auto sind James und Elle auf dem Weg in ein neues Leben. Doch ihre geplante Route durch einen Abschnitt der Mojave-Wüste ist von einem Steinschlag blockiert. Das Paar muss auf eine schlecht ausgebaute Straße ausweichen. Kurz darauf bleibt ihr Wagen liegen. Sie sitzen fest – mitten im Nirgendwo, mit nur einer Flasche Wasser und ohne Handyempfang. Was die beiden noch nicht wissen: Sie sind nicht allein in der Wüste. Eine Meile entfernt hat ein Scharfschütze Position bezogen. Bis auf das Auto gibt es weit und breit nichts, was ihm die Sicht verstellt. Der Himmel ist klar. Es ist der perfekte Tag für ein paar Zielübungen …

© Klappentext: Heyne Verlag

Für mich war das Cover schon der absolute Hingucker. Es unterstrich den Klappentext und suggerierte eine Ödnis mitten in der Wüste und den harten Kampf ums Überleben. Außerdem war das Buch auch haptisch interessant, denn der untere Teil war rau. So entstand beim Darüberstreichen für mich der Eindruck Sandkörner zu fühlen.
Das Cover war gut gewählt, da es den Schauplatz perfekt widerspiegelte.

Der Start in die Geschichte gefiel mir ausgezeichnet. Es wurde sofort eine Spannung aufgebaut und es blitze schon hier der Humor des Autors durch. Mich machte der Einstieg neugierig auf die kommenden Ereignisse, denn eins war klar: Ich hatte soeben den Antagonisten kennengelernt.
Nach diesem interessanten Anfang wurde es erst einmal relativ gemütlich, doch die Spannung blieb unterschwellig spürbar.

Als Nächstes lernte ich das Ehepaar Elle und James kennen. Das zwischen den beiden nicht alles rund lief, war sofort erkennbar. Jedoch wurde relativ schnell klar, welche Sorgen sie quälten und ich hatte Mitleid mit ihnen. Eine richtige Beziehung konnte ich an diesem Punkt noch nicht zu ihnen aufbauen, hier blieb alles erst einmal relativ oberflächlich. Was wiederum die beklemmende Atmosphäre verstärkte und mich gleichzeitig mehr in die Geschichte zog.

Hauptsächlich wurde die Geschichte aus der personalen Erzählperspektive geschildert, doch hier und da wechselte sie auch in die auktoriale Erzählebene, sodass ich an kleinen Punkten auf zukünftige Ereignisse sehen konnte und wie ein Vogel eine interessante Draufsicht auf das Geschehen bekam. Am Anfang sorgte es dafür, dass mir die Figuren ein Ticken zu unnahbar waren, doch später brachte mir genau dieser Perspektivwechsel den bitternötigen Abstand. Dazu später mehr.
Die Handlungen spielten größtenteils im Hier und Jetzt. Allerdings ließ Taylor Adams an passenden Stellen einzelne vergangene Episoden aus dem Leben der drei Hauptfiguren einfließen. Dadurch lernte ich die Figuren erst im Laufe der Geschichte besser kennen und verstand auch, warum sie so handelten. Dies gefiel mir richtig gut, denn im Grunde wurde ich mit zwei Protagonisten genauso unvorbereitet, wie sie in eine Todesfalle katapultiert, an dessen Ende der Antagonist auf uns lauerte. Der Kniff dabei war, dass ich ihm auch über die Schulter schauen konnte. So war ich allen Figuren gegenüber im Vorteil, was der Spannung aber keinen Abbruch tat, denn ihre Handlungen blieben dennoch sehr oft unvorhersehbar.
Die Randfiguren blieben eher im Hintergrund, da es zu ihnen zu wenig Details gab. Aber sie machten das Geschehen noch unberechenbarer für mich, was mich dazu brachte, gebannt dem Geschehen zu folgen.

Der Handlungsaufbau war richtig gelungen, denn es gelang Taylor Adams, mich an einen einzigen Hauptschauplatz zu fesseln. Ich saß mit allen Beteiligten mitten in der Mojave-Wüste auf einem schlecht ausgebauten Stück Straße fest und musste mit ansehen, in welch schlechter Ausgangslage die Opfer um ihr Leben kämpften.
Dabei spielte der Autor mit allen Beteiligten inklusive mir ein richtig perfides Spiel. Immer, wenn ich mich gedanklich wieder beruhigt hatte und das Adrenalin endlich weniger durch meine Adern floss, gab es eine überraschende Wendung, die mir gleich wieder den Atem raubte.

Abgerundet wurde das Ganze von dem sehr bildlichen Schreibstil. Besonders detaillierte Beschreibungen von Verletzungen und gut ausgeklügelter Actionszenen brachten die Atmosphäre zum Kochen. Mich holte der flüssige Schreibstil direkt ab und dabei spielte der Autor ungeniert mit meinen Emotionen. Dies gelang ihm, weil er es schaffte, mich in die Szenerie zu ziehen und die Gefühle der Figuren eins zu eins an mich weiterzugeben. Ich war beim Lesen voller Adrenalin und habe genauso gehofft, gebangt und mit dem Tod gekämpft wie Elle, James und weitere Opfer.
Trotz durchgängig hoher Spannung gab es immer wieder humorvolle Momente, die mich zum Schmunzeln oder Lachen brachten. Besonders nach besonders hohen Adrenalinschüben war das richtig befreiend. Sie lockerten das Geschehen auf und halfen mir durchzuatmen.

Dass der Täter von Beginn an bekannt gewesen war, hatte mich gar nicht gestört. Im Gegenteil, es machte die Sache um einiges intensiver und brachte zusätzlichen Nervenkitzel. Ich hatte nie den Eindruck, dass sich der Autor in Action Klischees suhlte und empfand die Szenarien als durchaus realistisch. Gut, James war manchmal ein wandelnder MacGyver, aber das tat der Story keinen Abbruch. Im Gegenteil, dadurch wurde James mir richtig sympathisch und ich fand seine Cleverness gerade in dieser emotional so angespannten Situation wirklich bewundernswert.
Bei seiner Frau Elle brauchte ich etwas länger, bis ich sie mochte. Sie wirkte gerade am Anfang ziemlich unnahbar, aber als ich ihr Schicksal kannte, verstand ich sie besser.

No Mercy - Diese Fahrt überlebst du nicht von Taylor Adams
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Der Pazifist James gerät mit seiner Frau Elle mitten in der Mojave Wüste in einen Hinterhalt. Der Kampf ums Überleben mit nichts weiter als Köpfchen gegen einen blutdurstigen Scharfschützen sorgt für spannende Unterhaltung.

Lesen:

Wenn ihr rasante Thriller mit viel Action liebt, dann wird das Buch euch begeistern können. Lasst euch voll auf das perfide Spiel und seine Figuren ein.

Weglegen:

Wer Actionstreifen à la „Stirb langsam“ nicht mag, könnte auch an dieser Geschichte nicht allzu viel Gefallen finden.

Mal ehrlich:

Noch nie hatte ich so ein starkes Verlangen während des Lesens das Ende vorweg zu kennen. Ich musste mich wirklich beherrschen nicht zwischendurch zur letzten Seite zu blättern und sie zu lesen.
Von Adrenalin aufgepeitscht saß ich völlig gebannt mit schweißfeuchtkalten Händen vor dem Buch und war gefangen in dieser ausweglosen Situation der Protagonisten mit einem unwahrscheinlich geringen Hauch Hoffnung im Bauch. Der Autor ist wirklich ein begadeter Schriftsteller. Er erschuf eine so lebendige Atmosphäre, dass ich die Hitze und die Trockenheit der Mojave-Wüste, sowie die Angst und die Gier vor und vom Tod spüren konnte. Besonders beeindruckend war der Umstand, dass sich die meisten Handlungen an nur einem Ort abspielten. Einem Abschnitt mitten im Nirgendwo, wo der Scharfschütze rund 1.500 Meter von seinen Opfern entfernt auf eine günstige Gelegenheit wartete.
Mich konnte dieser Thriller komplett überzeugen, er las sich wie perfekt ausgeklügelter Actionstreifen mit jeder Menger perfider Sidekicks.

Fazit:

Ein packender Actionthriller, der durch viele Spannungsspitzen glänzt und bestens zu unterhalten weiß. Ein echter Pageturner.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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