Normalerweise mag ich nicht besonders gerne Fantasy lesen. Jedoch gibt es ganz klare Ausnahmen. So lese ich zum Beispiel gerne Gestaltwandler Geschichten. Wenn sie dann auch noch etwas mit Wölfen zu tun haben, bin ich immer schnell dafür zu begeistern. Da diese Voraussetzungen bei diesem Buch gegeben waren, wollte ich es unbedingt lesen.
In meiner Rezension zum Buch
„Wolfs Call – Ruf der Bestimmung“ von Jara Thomas erzähle ich euch, ob mich diese Gestaltwandler Geschichte packen konnte.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Umschlaggestaltung: Creativ Work Design, Homburg
erschienen beim Hybrid Verlag
Veröffentlicht 5. Dezember 2019
ca. 596 Seiten
erhältlich als Taschenbuch
Klappentext
Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, doch nicht zuletzt der riesige Hund, der den geheimnisvollen Fremden wie ein Schatten begleitet, macht ihr Angst.
Zur gleichen Zeit werden in der Nähe der Stadt rätselhafte Wölfe gesichtet.
Trotz aller Bedenken lässt Charlotta sich auf Rob ein und kommt einem uralten Geheimnis auf die Spur, das nicht nur für die beiden eine Gefahr bedeutet.
© Klappentext: Hybrid Verlag
Der Einstieg in die Geschichte gefiel mir supergut. Er war flüssig und angenehm. Außerdem machte er mich sofort neugierig auf die kommenden Handlungen. Der personale Erzähler führte ausnahmslos durch diese Geschichte. Überwiegend ließ er mich über die Schulter von Charlotta gucken. Es gab aber auch Sequenzen, in denen ich auch Rob begleiten durfte.
So bekam ich ein gutes Gefühl für beide Protagonisten. Außerdem durfte ich an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Über die Länge des Buches hatte ich so die Möglichkeit, die beiden intensiv kennen zulernen und eine Beziehung zu ihnen aufbauen können.
Charlotta war mir am Anfang nicht ganz so sehr sympathisch. Ihre vorsichtige Art war für mich zwar nachvollziehbar, aber ihre Angst vor persönlicher Nähe ging mir manchmal ein wenig auf die Nerven. Stück für Stück wurde jedoch entschlüsselt, warum dies bei ihr so gewesen ist. Danach hatte ich mehr Verständnis für sie und auch die Sympathie ihr gegenüber stieg. Manchmal wirkte sie ziemlich zickig auf mich. Andererseits waren die Situationen nicht immer sehr einfach für sie. Mich hätten diese Ereignisse auch aus dem Konzept gebracht und mit Sicherheit auch überfordert. Daher konnte ich ihr Verhalten auf jeden Fall logisch nachvollziehen.
Mit der Zeit wuchs mir Charlotta ans Herz. Ich fühlte mit ihr und hätte sie so manches Mal auch gerne in den Arm genommen, um sie zu trösten oder ihr Mut zu machen. Für mich war sie ein sehr starker Charakter, der sich im Verlauf der Geschichte richtig toll weiterentwickelt hatte. Ihre charakterliche Reifung empfand ich durchweg positiv.
Bei Rob sah das Ganze schon anders aus. Ihn mochte ich von Beginn an gut leiden. Für mich war auch er ein kräftiger Charakter und ich fand ihn sehr ansprechend dargestellt. Nur im Verlauf der Geschichte zeigte sich bei ihm eine unschöne Charaktereigenschaft, die ich nicht sehr gut heißen konnte. Trotz dieses vermeintlichen Makels wurde Rob für mich aber durchaus interessanter. Er hatte Ecken und Kanten und das ist etwas, was ich an Figuren besonders mag. Komplexe Charaktere reizen mich viel mehr und Rob gehörte definitiv zu dieser Gruppe.
Trotz oder vielleicht gerade wegen Robs Fehlern mochte ihn sehr und er war einer meiner Lieblingscharaktere.
Die Liebesbeziehung zwischen Charlotta und Rob wurde schön aufgebaut. Es gab auch intime Szenen, die jedoch nicht zu ausführlich beschrieben wurden. So blieb noch genug Spielraum für die eigene Fantasie. Es war auch nicht alles eitel Sonnenschein, was ich positiv wahrnahm. Diese Beziehung musste wachsen und gedeihen, Tiefschläge gehörten ebenso dazu, wie im echten Leben.
Neben den beiden Protagonisten gab es noch etliche andere Figuren. Auch diese wurden mit sehr viel Detailliebe und Charaktertiefe dargestellt. Durch ihre Vielfältigkeit konnte ich sie aber alle prima auseinanderhalten.
Besonders hervorheben möchte ich noch den Schamanen der Dorfgemeinschaft, den Pisap Inua. Er war von Anfang an einer meiner liebsten Figuren. Mit ihm würde ich auch gerne mal ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht führen wollen. Vor allem seine Liebe für verschiedene Tees hatte mir sehr gut gefallen. Da würde ich als Teetrinkerin sehr glücklich sein.
Neben einem beeindruckenden Figurengeflecht und ihren Beziehungen untereinander, erschuf Jana Thomas auch eine sehr vielfältige Welt in denen die Figuren lebten. Diese beschrieb sie so ausführlich, dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte. Auch der durchgängig flüssige, sehr anschaulich und angenehme Schreibstil, sorgten für großen Lesegenuss. Dennoch gelang es mir nicht die Zeilen zügig zu lesen. So vielfältig die Menschen und die Umwelt auch gestaltet worden sind, so unglaubliche viele Details hatte die Autorin auch darin verwoben. Stellenweise musste ich höllisch aufpassen, damit ich ja nichts Wichtiges überlas. Alles hing irgendwie zusammen und dies erzeugte eine unglaubliche Spannung. Besonders angenehm empfand ich es, dass Jara Thomas sich nicht in unwichtigen Details verlor, sondern immer fokussiert darauf blieb, was nötig für eine fesselnde Geschichte war.
Ich wollte immer weiterlesen, kam aber gar nicht so schnell voran, wie ich es gerne gehabt hätte. Das gesamte Handlungsgerüst war so geschickt aufgebaut worden, dass die Geschichte wie von Zauberhand richtig lebendig wurde. So kamen auch die meisten Wendungen für mich absolut überraschend. Es gab nur wenige Szenen, die ich im Vorfeld richtig erahnt hatte. Ansonsten gab es für mich auch gar nicht so viele Möglichkeiten zu spekulieren, da es Jara Thomas gelang die Geschichte immer zügig voranzutreiben und ich gar keine Zeit hatte mir allzu viele Gedanken zu machen.
Manchmal gab es ein paar Längen in den Erzählungen, aber ganz ehrlich, ich war froh darüber. Es passierte dort so unglaublich viel, wenn es da nicht auch ruhigere Sequenzen gegeben hätte, wäre alles ins Unglaubwürdige abgerutscht. So ergab aber alles ein stimmiges und authentisches Gesamtbild.
Der Zeitraum der Ereignisse ging über mehrere Monate. Jedoch hatte die Autorin alles so geschickt aufgebaut, dass ich nie das Gefühl hatte, dass mir etwas fehlen würde. Mithilfe von Datumsangaben fiel es mir leicht der Geschichte und dem Handlungszeitrahmen gut zu folgen.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Eine intensive und detailreiche Gestaltwandler Geschichte, in der die bodenständige Krankenschwester Charlotta unfreiwillig hinein gerät. Ihr beschauliches Leben weicht einem sehr alten Geheimnis und jeder Menge auftauchender Gefahren.
Lesen:
Wenn komplexe Gestaltwandler Geschichten genau euer Ding sind, dann wird dieses Buch euch begeistern können.
Weglegen:
Geschichten über Werwölfe, auch wenn sie sehr realistisch dargestellt werden, locken euch nicht hinter dem Ofen hervor? Dann solltet ihr dieses dicke Buch besser nicht lesen.
Mal ehrlich:
Die Mischung aus der diese Geschichte bestand, gefiel mir extrem gut. Jara Thomas gelang es Werwölfe, sich wandelnde Raben und Eulen so geschickt in unsere bekannte Welt einzubetten, dass ich stets das Gefühl hatte, dass es ganz genauso tatsächlich sein könnte. Hinzu kam ein spannender Genre-Mix aus Krimi, Thriller, Liebesroman und einer Spur Drama.
Trotz einer unglaublichen Detailfülle hatte ich nie das Gefühl, dass es mir zu viel werden würde. Ganz im Gegenteil, manchmal war ich regelrecht dankbar, dass diese Geschichte auch einige Längen hatte. So kam ich auch mal zum Durchatmen, wenn sich die Ereignisse und Handlungen wieder einmal überschlagen hatten und ich vor lauter Spannung die Zeit um mich herum vergaß.
Die große Unvorhersehbarkeit innerhalb der Geschichte machte dieses Buch zu einem temporeichen und äußerst spannenden Buch. Alle Charaktere waren ausnahmslos mit viel Liebe ausgearbeitet worden. Besonders mochte ich, dass die Protagonisten viele Ecken und Kanten hatten. Das machte sie nicht nur sympathisch, sondern auch menschlich und lebendig. Beide Hauptfiguren entwickelten sich schlüssig weiter.
Mich konnte diese Gestaltwandler Geschichte total begeistern und ich war sehr traurig, dass ich diese Welt zum Schluss wieder verlassen musste.
Fazit:
Eine sehr intensive, unglaublich vielschichtige und fesselnd beschriebene Gestaltwandler Geschichte.
Die Mischung aus Fantasy gepaart mit Alltagssituationen, jeder Menge Romantik und lebensgefährlichen Momenten war ausgeklügelt und glaubwürdig.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Hallo!
Eigentlich bin ich eher per Zufall auf Dich und Deine Rezension gestoßen! Mich hat beeindruckt, wie ausführlich, aber auch differenziert Du Deine Eindrücke beschrieben hast.
Kurz und gut, ich hab mir das Buch aufgrund Deiner Rezension hier gekauft – und ich bin nicht enttäuscht worden! Gerade die Entwicklung, die Tagesdaten zur Orientierung (wie Du auch geschrieben hast), was auch deutlich macht, wie viel Entwicklungspotential in welchem Zeitraum machbar und logisch ist.
Zum Buch kann ich noch sagen, dass ich danach (vielleicht bin ich da auch komisch), das Gefühl hatte, Charlotta, Rob und alle anderen könnten mir tatsächlich auf der Straße begegnen **hüstel** . Jara Thomas hat das so klasse und realistisch beschrieben …
Danke noch mal für diesen tollen Tipp! Jetzt gucke ich noch mal bei den anderen Autoren auf Deiner Seite. 😉
Viele Grüße
Heleen
Liebe Heleen,
oh wow, ganz herzlichen Dank für dein wundervolles Kompliment. Es freut mich sehr, dass dir meine Rezension gefallen hat und dich das Buch auch überzeugen konnte.
Mir ging es übrigens ähnlich. Auch ich hatte immer das Gefühl, dass es die Beiden wirklich geben könnte und mir vielleicht mal zufällig begegnen.
Psst, Band 2 wird noch dieses Jahr erscheinen und ich bin supergespannt, wie es mit Rob und Charlotta weitergehen wird.
Ganz liebe Grüße an dich,
Mo