Bei diesem Buch bin ich ganz klar ein Opfer des Klappentextes geworden. Er befeuerte meine Fantasie dermaßen, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen wollte. Ich habe mich eine ganze Weile geziert, doch schlussendlich konnte ich nicht widerstehen.
In meiner Rezension zu “Das Biest und Ich: Tagebuch einer Gefangenen” von D.S. Wrights verrate ich euch, ob mich dieses Buch packen konnte.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Cover: geralt / Pixabay
erschienen bei Besteman
Veröffentlicht 29. Mai 2020
Originaltitel “The Beast And Me”
Übersetzt von Frauke Besteman
Empfohlenes Lesealter: ab 18 Jahre
ca. 500 Seiten
Band 1 der Reihe The Beast And Me
erhältlich als eBook
Klappentext
Denn Meg wurde an diesen unbekannten Ort nur zu einem Zweck gebracht: um ihre Entführer bei der “Sozialisierung” eines ihrer Testsubjekte zu unterstützen.
Zehn, wie sie ihn nennen, scheint weit mehr zu sein als eine primitive Bestie, die ihre eigenen Kämpfe austrägt. Meg wird bald klar, dass sie die einzige ist, die ihn zähmen kann. Und das ist anscheinend der einzige Grund, warum sie mehr oder weniger wie ein Mensch behandelt wird.
Als Zehns Menschlichkeit wieder auftaucht, muss Meg die Wahrheit akzeptieren, dass die wahren Bestien nicht hinter Gittern sind.
Dies ist Megs Tagebuch. Wirst Du es lesen?
Diese Geschichte ist in Tagebuchformat geschrieben und vage von Die Schöne und das Biest inspiriert und ist Teil einer Serie.
Warnung: Dieses Buch ist nicht geeignet für Minderjährige oder Menschen mit schwachen Nerven. Es enthält dunkle Themen wie Missbrauch und Gewalt.
© Klappentext: Besteman
Wer möchte nicht einmal ungeniert in einem Tagebuch eines anderen lesen? Die Idee zu einer Geschichte in Form von Tagebucheinträgen hatte mir echt gut gefallen. Doch die Umsetzung war eher mittelmäßig.
Zu Beginn las ich alles noch sehr gern. Über Meghan, die das Tagebuch schrieb, erfuhr ich, wie sie in Gefangenschaft geraten war. Aber schon hier fehlt mir ihr Kampfgeist. Sie schien ihr Schicksal irgendwie sofort zu akzeptieren. Auch begehrte sie nie wirklich auf. Versuchte gar nicht erst durch raffinierte Taktiken ihre Lage zu verbessern oder gar zu flüchten. Stattdessen ertrug sie die Langeweile und den ewig gleichen Tagesablauf scheinbar stoisch. Sie wollte einfach nur brav sein, damit sie belohnt wurde. Mit ihren eigenen Sachen wohlgemerkt, die ihre Entführer scheinbar aus ihrer Studentenbude haben mitgehen lassen. Aber gut, vielleicht stand sie unter Schock, mutmaßte ich und las neugierig weiter.
Spannung kam für mich das erste Mal auf, als sie in einem Raum an die Wand gekettet worden ist und eine unheimliche Kreatur sich ihr näherte. Was dann geschah, war, nun ja, leicht verwirrend. Es wurde recht brutal und intim. Ihre Reaktionen darauf fand ich wenig überzeugend. Mir fehlte ihre Angst, die Panik, die sich ihrer auch im Nachhinein beim Schreiben ermächtigt haben müsste, all das kam einfach nicht an. Auch war mir die Entwicklung ihrer Zuneigung zu der unbekannten Kreatur zu schnell und zu unlogisch. Das konnte ich nicht einmal mit dem Stockholm-Syndrom oder das sie sich mit ihm als Opfer identifizierte, erklären. Hier fehlten mir einfach die psychologischen Raffinessen und auch die Glaubwürdigkeit.
Die anderen Figuren blieben ebenfalls innerhalb Meghans Erzählungen für mich gesichtslos. Oft fiel es mir sogar schwer, sie korrekt zuzuordnen. Sie gab den Menschen, denen sie begegnete eigene Namen. Was verständlich war, weil sie deren Namen oft nicht erfuhr. Aber mir fehlten packende und intensivere Beschreibungen der Charaktere, die sie bisweilen auch bedrängten.
Der scheinbar erlebte Horror blieb irgendwie aus und es wurde alles so neutral und einfach beschrieben. Die Emotionen von Meghan kamen bei mir leider nie richtig an. Mir fehlte es ständig an Spannung und nachvollziehbarer Dramatik. Wann immer ein bisschen Nervenkitzel aufkam, wurde er rasch wieder erstickt. So hangelte ich mich von Seite zu Seite in der Hoffnung, dass es noch mal intensiver werden würde.
Doch dies geschah nicht, dabei waren die Grundideen wirklich gut. Aber nichts wurde vernünftig und ausführlich behandelt, weder die Frage, wo die Grenzen genetischer Forschung sein sollten, noch wie sich die Gefangenschaft und Folter psychologisch auf Meghan auswirkte. Es fehlte an authentischen Gefühlen, aufwühlenden Gedanken und mitreißender Action. Meghan war einfach nur entsetzlich schwunglos. Obwohl sie entführt, betäubt und zum Geschlechtsverkehr gezwungen wurde, begehrte sie null auf. Ihre Tagebucheinträge waren so schrecklich aufgepumpt mit Wiederholungen. Das alles hätte prägnanter erzählt werden können.
Der Schreibstil war recht einfach gehalten und erzeugte wenig fesselnde Momente. Ich weiß nicht, ob es eventuell auch ein wenig an der Übersetzung lag. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Sätze recht holprig geschrieben wurden. Sie störten daher manchmal meinen Lesefluss.
Auch wenn mich dieses Buch keinen Mut gekostet hatte, es zu lesen, sollten empfindsame Menschen sich die Trigger Warnung sehr zu Herzen nehmen. Die erotischen Szenen hatten nichts Liebevolles an sich, sie waren bisweilen äußerst brutal und wurden oft einfach nur stumpf auf den Akt an sich heruntergebrochen.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein Tagebuch, dass die Schilderungen einer jungen Frau beinhaltet, die unfreiwillig in wissenschaftliche Gefangenschaft geraten und einer scheußlichen Kreatur sexuell ausgeliefert ist.
Lesen:
Wer einen robusten Magen hat und gerne auch mal recht brutale Sexszenen lesen möchte, könnte mit dem Buch zufrieden sein.
Weglegen:
Wer hier eine packende und psychologisch sehr tief greifende Geschichte erwartet, wird hier leider nicht fündig werden. Auch sehr empfindsamen Menschen würde ich das Buch nicht empfehlen. Die Trigger Warnung sollte dringend beachtet werden.
Mal ehrlich:
Unerschrocken nahm ich dieses Buch zur Hand, dessen reißerischer Klappentext mich so sehr verführt hatte. Ich war begeistert von der Idee des Szenarios, dass ich neugierig war, wie D.S. Wrights dies umsetzen würde.
Doch statt spannender und atemloser Lesestunden fing ich schon bald an meinen Mut zum Weiterlesen zu suchen. Ich mag starke Protagonistinnen, die sich wehren und nicht gleich kampflos aufgeben. Doch Meghan war einfach nur schwach. Beinahe willig und ohne große Gegenwehr war sie bereit die Aufmerksamkeit dieses seltsamen Wesens, was halb Mensch, halb irgendwas mit Krallen war, zu akzeptieren.
Sie sehnte schon sehr früh die teilweise sehr brutale Vereinigung mit dem Biest mit einer Glorifizierung herbei, dass ich mich unwillkürlich fragte, wie es dazu eigentlich gekommen ist. Denn das geht aus ihrem Tagebuch nicht wirklich hervor.
Richtig tiefgründige psychologische Aspekte fehlten hier komplett. Ich konnte einfach nicht spüren, welche Wirkung die Gefangenschaft und Folter auf Meghan und das Biest hatte.
Der Schreibstil war so einfach wie Meghans Charakter. Blass, passiv und einfach komplett ohne aufrichtige Emotionen.
Alles wiederholte sich in regelmäßigen Abständen, wurde zu einem zähflüssigen Einheitsbrei und langweilte mich große Strecken innerhalb der Geschichte. Das Fünkchen Spannung, was hier und da mal aufglomm, wurde rasch erstickt und ich blieb irgendwie traurig zurück. Was mit solch einem fulminanten Versprechen begann, war am Ende einfach nur Schall und Rauch.
Fazit:
Insgesamt blieb das Buch weit hinter meinen Erwartungen zurück. Die psychologischen Aspekte hinter der Geschichte blieben leider sehr blass und waren nicht überzeugend. Für mich leider keine Leseempfehlung.
*Das Buch ist bei Amazon erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf eine psychologisch ausgeklügelte Geschichte ganz ohne Blutvergießen? Dann empfehle ich euch:
Leckerbissen von Kitty Thomas