Vom Klappentext und dem sehr auffälligen Cover angezogen, konnte ich an dem Buch nicht vorbeigehen und wollte es unbedingt lesen.
In meiner Rezension „Todesfalle“ von Karen Rose erfahrt ihr, ob sich der Thriller lohnt.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Cover: NETWORK! Werbeagentur, München
erschienen bei Knaur HC
Veröffentlicht 04. November 2019
Originaltitel Monster In the Closet
Übersetzt von Andrea Brandl
ca. 624 Seiten
Band 5 der Die Baltimore-Reihe
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
Klappentext
Die beiden traumatisierten Mädchen werden in einem Therapieprogramm untergebracht und fassen Stück für Stück Vertrauen zu der jungen Praktikantin Taylor. Taylor ahnt, dass Jazzie weiß, wer ihre Mutter getötet hat. Was Taylor nicht ahnt: Der Killer hat längst beschlossen, sie alle drei aus dem Weg zu räumen.
© Klappentext: Knaur
Es ist schon Jahre her, seit ich mal ein Buch von Karen Rose gelesen hatte.
Ich kann mich aber noch gut daran erinnern, dass ich es spannend und sehr unterhaltsam gefunden habe.
Dementsprechend hatte ich auch eine gewisse Erwartung an die Geschichte.
Der Einstieg in das Buch war heftig, denn hier findet die junge Jazzie ihre zu Tode geprügelte Mutter, während der Mörder noch in der Nähe ist. Die Szenerie wurde so plastisch dargestellt, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Am meisten tat mir das Mädchen leid, denn der personale Erzähler ließ mich gnadenlos an ihren Gedanken und Ängsten teilhaben.
Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt und insgeheim hoffte ich, dass der grausame Täter die Kleine nicht finden würde. Unwillkürlich fragte ich mich, wie Karen Rose bei so einem explosiven Einstand das Niveau über volle sechshundert Seiten würde halten können.
Und hier kommt auch schon mein Kritikpunkt. Sie konnte es gar nicht halten. Stattdessen behalf sich Karen Rose mit einem Trick. Sie warf das Spotlight auf eine weitere Protagonistin, Taylor Dawson. Und damit rutschte der deklarierte Thriller plötzlich in ein Familiendrama ab.
Versteht mich nicht falsch. Es war ohne Zweifel sehr emotional und spannend ausgearbeitet. Aber ich habe einfach was anderes erwartet. Stellenweise war die kleine Jazzie einfach nicht mehr präsent. Was ich schade fand, denn diesen Strang der Geschichte hätte ruhig intensiver ausgebaut werden können. Vor allem da der Start so bombastisch gewesen ist. Aber stellenweise hatte ich den Eindruck, dass Karen Rose das Ziel, nämlich die in Lebensgefahr befindliche Jazzie, aus den Augen verlor. Stattdessen rückte Taylor Dawson in den Fokus und ihre eigene Vergangenheit wurde wie ein alter Kaugummi ständig neu durchgekaut.
Dann kamen unheimlich viele Personen in diesem Buch vor, die alle auch irgendwie miteinander in Verbindung standen und daraus entstand ein kompliziertes Geflecht aus Partnern, Freunden, Familienangehörigen und Mitarbeitern, dass es manchmal schon zu viel wurde.
Erstaunlicherweise war es mir dennoch leicht gefallen, sie alle auseinanderzuhalten. Allerdings habe ich mich aber an der Stelle auch ehrlich gefragt, ob alle diese Figuren für die Geschichte wirklich notwendig gewesen wären. Diejenigen Leser, die schon die vorherigen Teile der „Baltimore“ Reihe gelesen haben, werden darin liebgewonnene Figuren wiederentdecken. Für mich als unwissende Leserin war es einfach zu viel. Die Hälfte hätte es auch getan und es wäre immer noch spannend gewesen.
Der schwungvolle und flüssig, leichte Schreibstil besänftigte mich jedoch, denn trotz allem ließ sich die Geschichte ausgezeichnet lesen. Karen Rose mixte auch ein paar Spritzer erotische Knisterstimmung und ganz viel ehrliche Freundschaft in diese emotional sehr aufgeladene Story.
Der Aufbau der Geschichte war interessant durchdacht, denn es gab zwei Handlungsstränge, die am Rande miteinander verknüpft worden sind. Nur wurde meiner Meinung nach, das Hauptaugenmerk auf den „falschen“ Erzählanteil gelegt, um als Thriller durchgehen zu können.
Ziemlich erstaunlich fand ich den Zeitraum, den Karen Rose für ihre Geschichte gewählt hatte. In nicht einmal achtundvierzig Stunden fuhr sie ein Portfolio an unterschiedlichsten Emotionen und Ereignissen auf, dass ich völlig erstaunt über die ganzen Situationen war. Was dort innerhalb von wenigen Stunden geschah, passiert manchen Menschen in ihrem ganzen Leben nicht.
Dennoch, trotz aller Kritik, hat mir das Buch gefallen. Überraschende Wendungen und diese emotional aufgeladene Atmosphäre im Buch hatten mich durchaus in ihren Bann gezogen. Für einen guten Thriller reicht mir diese Geschichte zwar nicht, aber insgesamt habe ich es gern gelesen. Die Charaktere waren vielschichtig und lebendig dargestellt worden. Auch ohne Vorkenntnisse der Vorgängerbände konnte ich allen Handlungen problemlos folgen.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Um jede Menge verschütteter Familiengeheimnissen, die auf einem massiven Lügengerüst aufgebaut worden sind. Das gilt für beide Protagonistinnen. Und es geht um einen Mörder, der dem Leser schon zu Beginn bekannt ist und der unbedingt eine mögliche Zeugin beseitigen will. Kollateralschäden mit inbegriffen.
Lesen:
Eine ordentliche Portion Familiendrama stört euch nicht, auch wenn das Buch als Thriller deklariert worden ist? Dann wird euch dieses Buch auf jeden Fall unterhalten. Hier gibt es von jedem Genre ein bisschen was und erschafft damit eine abwechslungsreiche Geschichte.
Weglegen:
Ihr mögt lieber klassische Thriller? Dann rate ich euch von diesem Buch ab. Hier gibt es zu viel familiäre Dramen, als dass dieses Buch durchgängig ein nervenaufreibender Thriller sein könnte.
Mal ehrlich:
Der Anfang und das Ende des Buches waren unglaublich packend und wirklich super spannend. Da wollte ich das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen. Im mittleren Teil des Buches verliefen die Handlungen stellenweise wirklich sehr schleppend, viele Wiederholungen bezüglich Taylors Vergangenheit langweilten mich irgendwann. Insgesamt kam mir einfach das im Klappentext versprochenen Thema, also ein Mädchen, dass den Mörder ihrer Mutter gesehen hat und nun in Lebensgefahr schwebt, einfach viel zu kurz.
Kurzum, meine Erwartungshaltung war einfach zu groß und dies hatte am Ende die Begeisterung für dieses Buch geschmälert. Wenn ich vom Klappentext und der Bezeichnung Thriller losgelöst die Geschichte betrachte, fand ich den Inhalt durchaus gelungen. Karen Rose hatte geschickt mehrere Personen und ihrer Schicksale miteinander verknüpft und daraus eine unterhaltsame Geschichte gemacht. Durch ihren plastischen und sehr eindrücklichen Erzählstil hatte mich Karen Rose auch emotional abgeholt und mich an vielen Stellen auch mitfiebern lassen.
Fazit:
Wer bereit ist auf einen Thriller zu verzichten und dafür ein intensives Familiendrama in Kauf nimmt, der wird von Karen Rose wirklich gut unterhalten.
Alle Figuren waren vielschichtig und überraschende Wendungen verliehen der Geschichte einen gewissen Pep.
Insgesamt war das Buch ein bunter Mix aus den Genres Liebesroman, Thriller,
Polizeiroman und Drama.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf einen spannenden Thriller? Dann lest
Tod und kein Erbarmen von Elias Haller