Die erste Berührung mit der griechischen Mythologie hatte ich im Teenageralter, wenn sonntags die Serien Xena und Herkules über den Bildschirm flimmerten. Das war immer ein Muss für mich. Später kamen dann die Geschichten um Odysseus hinzu. Von Klytämnestra allerdings hatte ich noch nie etwas gehört.
In meiner Rezension „Klytämnestra“ von Costanza Casati nehme ich euch ein Stück mit in die griechische Mythologie und enthülle meine Leseeindrücke
Leseexemplar
❧ Vielen Dank an Barbara Henning für die Zusage
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Umschlaggestaltung: UNO, München
erschienen bei Goldmann Verlag
Veröffentlicht 15. November 2023
Originaltitel Clytemnestra
Übersetzt von Sibylle Schmidt
ca. 560 Seiten
erhältlich als gebundenes Buch und eBook
Klappentext
© Klappentext: Goldmann Verlag
Mit rund 541 Seiten ist die Geschichte rund um Klytämnestra, eine Gestalt der griechischen Mythologie, sehr umfangreich. Mir gefällt es daher extrem gut, dass es zur besseren Übersicht vorne sowohl eine Karte von Griechenland, der Stammbaum der Familien Tyndareos und Atreus sowie am Ende ein Figurenverzeichnis und die Erklärung von Begrifflichkeiten aus der griechischen Antike gibt. Besonders am Anfang muss ich recht häufig auf alles zu greifen, da es bei der Vielzahl an unterschiedlichen Charakteren und deren Zusammengehörigkeit nicht immer einfach ist, den Durchblick zu bewahren.
Untergliedert ist das Buch in insgesamt fünf Teile. Sie alle stehen für einen einprägsamen Lebensabschnitt von Klytämnestra. Jeder Teil hat eigene betitele Kapitel. Besonders schön gestaltet sind die Kapitelanfänge mit einer Efeuranke, was das Buch zugeschlagen ebenso wertig aussehen lässt wie offen.
Der Anfang entwickelt sich langsam. Unterfüttert ist er mit vielen Details aus Klytämnestras frühen Kinder- und Jugendjahren. Obwohl es wahnsinnig viele Informationen sind, bereitet Costanza Casati diese leicht und verständlich auf. Sie sind außerdem notwendig, um den Charakter von Klytämnestra auszuarbeiten. Nachdem ich das Füllhorn an geballtem Wissen aufgenommen habe, nimmt die Handlung Fahrt auf und „Klytämnestra“ entwickelt eine richtige Sogwirkung.
Klytämnestras Werdegang liest sich beeindruckend. Erzogen als Kriegerin und zukünftige Königin ist sie ein wertvolles Mitglied im Rat ihres Vaters Tyandareos. Als starke Frau weckt sie Begehrlichkeiten bei den Männern und das Schicksal nimmt mehrere dramatische Wendungen. Es imponiert mir, wie es Costanza Casati gelingt, Klytämnestra nicht nur als Frau darzustellen, die von den Spartanern respektiert und geliebt wird, sondern auch sie so menschlich mit ihren Gefühlen darzustellen, dass sie mir nicht als Übermensch erscheint.
„Klytämnestra“ ist voller Brutalität, Gewalt und beseelt von nachvollziehbarer Rache. Die Geschichte strotzt nur so von Männern und deren Macht. Sie sind angetrieben von dem Wunsch, ihre Dominanz mit allen Mitteln zu demonstrieren, um sich die Herrschaft zu sichern. An diesem Punkt arbeitet Costanza Casati hervorragend heraus, mit welcher Doppelmoral die Gesellschaft lebt. Während brutales Verhalten zur Machtsicherung bei Männern mit Heldentum gleichgesetzt wird, werden Frauen bei gleichem Verhalten diskreditiert und aufs Übelste verleumdet.
„Klytämnestra“ ist angefüllt mit Intrigen und Verrat. Doch es gibt auch Schönes von Liebe, Familie und Freundschaft zu lesen.
Der komplexe Weltenaufbau ist Costanza Casati gelungen. Sie schafft es lebendig sämtliche Charaktere und Ereignisse zu vereinen. Unwichtiges wird nicht erzählt, was sich besonders durch die Zeitsprünge und die Wechsel von Jahreszeiten erkennen lässt.
Die unterschiedlichen Schauplätze werden bildlich dargestellt, sodass ich gute Vorstellungen von den Örtlichkeiten habe. Der Schreibstil vereint alle Komponenten zu einem flüssigen und äußerst eindrücklichen Leseerlebnis. Mir gelingt es irgendwann nicht mehr, das Buch aus der Hand zu legen. Ich muss einfach wissen, wie es weitergeht.
Ich bin beeindruckt von der Vielfältigkeit in diesem Buch. Klytämnestras Leben so bildgewaltig und emotional zu erzählen, ist eine tolle schriftstellerische Kunst. Der Blick auf diesen Teil der griechischen Mythologie gefällt mir ausgesprochen gut und auch mit dem Ende bin ich zufrieden. Es schließt zwar einen Lebenszyklus von Klytämnestra ab, lässt aber trotzdem noch offen, wie es möglicherweise weitergeht. Es passt aber zum Buch und ich habe nicht das Gefühl, dass der Schluss unvollkommen ist.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Es wird das Leben und Wirken von Klytämnestra, Prinzessin von Sparta und Königin von Mykene, bildgewaltig erzählt.
Lesen:
Wer sich für griechische Mythologie interessiert, findet in „Klytämnestra“ sagenhaft gute Unterhaltung.
Weglegen:
Fällt mir schwer, das zu empfehlen. „Klytämnestra“ ist gespickt von Intrigen, Rache, Liebe und Familie. Wer tragische und hochemotionale Momente nicht lesen mag, sollte vielleicht doch ein anderes Werk auswählen.
Mal ehrlich:
In „Klytämnestra“ wird die Geschichte der Prinzessin von Sparta und späteren Königin von Mykene spannend erzählt. Zu Beginn ist die Geschichte aufgrund der vielen Charaktere und altertümlichen Begrifflichkeiten eine Herausforderung, aber das Glossar am Ende und die Familienstammbäume zu Beginn sind mir eine große Hilfe. Ich begleite Klytämnestra von ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter hinein und lese von den teilweise sehr einschneidenden Erlebnissen, die ihren Charakter und damit auch ihr weiteres Leben prägen. Die griechische Mythologie ist nicht zimperlich und so fließt eine Menge Blut, es geht mitunter äußerst brutal zu und nicht vieles passiert auf Wunsch der Götter. Menschen benutzen Grausamkeiten, Intrigen und Verrat, um die eigene Macht zu sichern und auszubauen. Mittendrin Klytämnestra, welche zu einer starken Frau, Kriegerin und zukünftigen Königen erzogen wurde und sich auch durch die schlimmsten Tragödien nicht brechen lässt. Rache wird ihr stärkster Antrieb. Klytämnestras Emotionen werden so verständlich dargestellt, dass ich sie nachvollziehen kann und einfach auf ihrer Seite sein muss.
Der Schreibstil ist unglaublich lebendig, er zieht mich in die komplexe griechische Mythologie und lässt mich nicht mehr los. Die Schauplätze ändern sich genauso wie die Jahre und doch wirkt alles wie aus einem Guss. Größere Zeitsprünge werden geschickt in neue Handlungen eingeflochten und ich habe nie das Gefühl, dass mir etwas fehlt.
Fazit:
Definitiv ein Lesehighlight und eine klare Empfehlung für alle, die sich für griechische Mythologie und Klytämnestra im Besonderen interessieren und begeistern können.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf einen Ausflug in die vielfältige Geisterwelt des feudalen Chinas?
Dann empfehle ich euch:
Die schöne Füchsin: Chinesische Geistergeschichten von Min Wang
Weißt du was? Ich hatte letztes Jahr um die Zeit meine Griechische-Mythologie-Phase und hatte zu Weihnachten 2022 auch zwei schöne Bücher dazu geschenkt bekommen! Ausgelöst wurde sie (abermals) durch eine tolle Serie, die ich auf Amazon Prime gesehen hatte! Kennst du „Die großen Mythen“? Falls nicht, kann ich sie dir nur empfehlen! Von Klytämnestra habe ich aber (glaube ich) noch nicht gehört! Ich denke, das Buch wäre also auch nach meinem Geschmack!
Liebe Grüße
Jana
Liebe Jana,
die Serie kenne ich nicht. Vielen Dank für den Tipp. Das schaue ich mir doch glatt näher an. Ich finde die griechische Mythologie extrem interessant.
Liebe Grüße
Mo
Herzlichen Dank für die grandiose Buchvorstellung. Obwohl ich schon früh mit der griechischen Mythologie in Berührung kam, habe ich bis dato noch nichts über Klytämnestra gelesen. Oder habe ich es nur vergessen? Klingt für mich absolut lesenswert.
Liebe Charlotte,
vermutlich würdes du dich noch an Kytämnestra erinnern, wenn du von ihr gehört hättest. Eine sehr beeindruckende Persönlichkeit, die mit Sicherheit nicht sehr ruhmreich in den Legeneden dargestellt wurde. Wieso erfährst du im Buch, was ich wirklich hervorragend finde.
Liebe Grüße
Mo
Das klingt ja wirklich sehr interessant. Ich habe gerade eine Phase, in der ich sehr sehr viel und sehr gerne lese. Mit griechischer Mythologie hatte ich bis vor kurzem wenig am Hut, aber dann ist mir ein Buch mit griechischen Sagen in die Hände gefallen, das mir total gut gefallen hat. Mich jetzt mal intensiver damit zu beschäftigen, würde mir schon gefallen. Ich mag es auch, wenn bei umfangreicheren Büchern Landkarten dabei sind. Ich finde es sehr angenehm, wenn man sich da ein bisschen orientieren kann. Stammbäume sind auch hilfreich. Danke für den tollen Tipp!“
LG Renate
Liebe Renate,
das freut mich, dass du momentan viel liest. Und ja, hier sind ist die Landkarte wirklich viel Wert. So lassen sich die Schauplätze viel besser verorten und nachvollziehen.
Liebe Grüße
Mo