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Angesprochen hatte mich das Cover augenblicklich. Tiger sind besonders schöne Lebewesen und ich mag sie gern. Daher konnte ich an diesem Buch einfach nicht vorbei, ohne mal auf den Klappentext geschielt zu haben. Dieser machte mich schon neugierig, aber auch skeptisch. Immerhin ist das nicht unbedingt mein Lieblingssubgenre und ich fragte mich ernsthaft: Ein Öko-Thriller, ob das gut sein würde?

© Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler, Hamburg

Infos zum Buch
erschienen beim KJM Buchverlag
Veröffentlicht 12. August 2021
Empfohlenes Lesealter: für junge Erwachsene
ca. 412 Seiten
erhältlich als gebundenes Buch und eBook
 

Nicht nur auf den ersten Blick gefiel mir „Grüne Tiger“, sondern auch das wirklich eindrucksvolle Innenlayout. Unterschiedliche Tigermotive dienten als Trenner für die einzelnen Kapitel und waren echte Hingucker. Manche Bilder wirkten regelrecht lebendig, sodass eine richtige Bedrohlichkeit spürbar war. Das wiederum reizte mich zum Weiterlesen, wo sich die Atmosphäre immer weiter aufheizte. Doch dazu später mehr.

Obwohl ich ein bisschen Bauchweh hatte, dass dieser Öko-Thriller langweilig werden könnte und ich am Ende Mühe haben würde, „Grüne Tiger“ auch wirklich zu Ende zu lesen, nahmen mir schon auf den ersten Seiten die beiden Autoren diese Angst. Der Einstieg war superflüssig und es fühlte sich unglaublich natürlich an die vier Hauptcharaktere Ean, Piet, Hektor und Leyla kennenzulernen. Ich konnte mir die vier Freunde sofort bildlich vorstellen. Erleichtert wurde mir das vor allem auch durch den angepassten Sprachstil, der klar machte, dass es sich hier wirklich um Gymnasiasten handelte. Erwachsene Charaktere hatten eine ganz andere Art zu sprechen, sodass hier auch die generationsbedingten Unterschiede deutlich wurden.

Dank des personalen Erzählers konnte ich ganz dicht an den vier Freunden dranbleiben und Schritt für Schritt miterleben, wie sie ihren Einstieg in die Act-Now-Bewegung fanden und sie beinahe schleichend immer radikaler wurden. Hierbei gefiel mir besonders, dass der Fokus verstärkt auf Ean und seinen Emotionen sowie Gedanken lag. So war es einfacher, dem komplexen Themenfeld, welches sich um die Klimakrise, deren Folgen und Möglichkeiten zur Bekämpfung drehte, zu folgen.
Noch besser allerdings fand ich, dass die vier regelmäßig ihr wachsendes Gewaltpotenzial auch kritisch hinterfragten. Das taten sie nicht nur untereinander, sondern auch indirekt in Gesprächen mit Erwachsenen.

„Grüne Tiger“ war ein intelligenter Thriller, der bewusst pointierte Szenerien erschuf, um die Dringlichkeit des Handelns zu vermitteln. Und dazu griff er besonders tief in die Emotionskiste.
Gelegentlich gab es Perspektivwechsel, die mir eine Gänsehaut bescherten. So blickte ich nicht nur Opfern der Klimakrise über die Schulter, sondern auch skrupellosen Wirtschaftsbossen und Politikern. Der Kontrast zwischen beiden Lagern hätte nicht schärfer und intensiver dargestellt sein können. Es verdeutlichte beinahe schmerzhaft wie groß das aktuelle Versagen im Kampf gegen den Klimawandel ist. Gleichzeitig spürte ich neben großen Sympathien für die vier Freunde, die mit ihren Aktionen nicht nur ihre Mitmenschen, sondern auch die Politik wachrütteln wollten, auch eine wachsende Sorge. Ich konnte dabei zusehen, wie Ean, Piet, Hektor und Leyla sich allmählich selbst verloren. Sie begannen sich immer weiter von ihrem alten Leben abzuschneiden, verloren ihre Interessen und Leidenschaften aus den Augen, eine Rückkehr schien ausgeschlossen.

Wie ein Crescendo steigerte sich die Spannung in „Grüne Tiger“. Ich war so tief in der Geschichte drin, dass es mir manchmal schwerfiel, mir bewusst zu machen, dass ich hier in einer fiktiven Stadt Deutschlands vier Jugendlichen bei ihrem Kampf gegen die Klimabedrohung beobachtete. Nik Aaron Willim und Asadullah Haqmal gelang es perfekt, Realität mit Fiktion so zu verknüpfen, dass „Grüne Tiger“ ein realistisches und sehr aufwühlendes Leseerlebnis gewesen ist.

© Foto: Monique Meier

Was dich erwartet:

Ein aufrüttelnder Thriller, der ein brandaktuelles Thema aufgenommen und lebensnah umgesetzt hat.

Lesen:

Wenn ihr gut recherchierte und realitätsnahe Thriller mögt.

Weglegen:

Auf gar keinen Fall! Keine Angst vor dem Stempel „Öko“-Thriller. Dieses Buch befasst sich auf eindrucksvolle, spannende und eindringliche Weise mit einem sehr wichtigen Thema. Wenn ihr unsicher seid, lest vorher die Leseprobe.

Mal ehrlich:

Ich war sofort mittendrin, hatte einen direkten Draht zu Ean und seinen drei Freunden, die am Anfang des Thrillers noch ganz normale Gymnasiasten mit alltäglichen Themen und Interessen waren. Umweltschutz? Ist doch bloß Ökoblödsinn. Bis plötzlich ihr Kumpel Hektor von der Abholzung seines geliebten Waldes erzählte. Das ändert alles und aus etwas gut Gedachtem wurde plötzlich etwas unheilvoll Radikales.
„Grüne Tiger“ ging mir unter die Haut. Das Zusammenspiel der Themen aus Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit Jugendlichen, die sich dringend und mit allen Mitteln Gehör bei der Politik verschaffen wollen, war eindrücklich und sehr gut umgesetzt.
Abgerundet wurde alles mit eindrucksvollen Szenenbildern, die ungeschönt die Konsequenzen der Klimakrise so emotional schilderten, dass es mir kalt den Rücken herunterlief. Gleichzeitig blieben die vier Freunde, die sich nun selbst „Grüne Tiger“ nannten, im Fokus. Der grüne Tiger, Rächer der geschundenen Mutter Erde. Fassungslos sah ich zu, wie diese jungen Menschen immer unnachgiebiger wurden. Dabei wurden nicht nur ihre Handlungen, sondern auch die der Politik und die generellen Versuche den Klimawandel zu verhindern, kritisch hinterfragt und beleuchtet.
Trotz des sehr aktuellen und aufwühlenden Themas war dieser Thriller wunderbar flüssig zu lesen. Ja, manches wurde überzogen dargestellt, aber gerade das gefiel mir. Denn die Botschaft daraus war ganz klar zu erkennen: Es ist absolut dringlich, dass wir alle verstehen, dass sich etwas ändern muss.

Fazit:

Ein authentischer Thriller, der erschreckend realistische Züge trägt und von Anfang an nicht nur zu unterhalten weiß, sondern auch zum Nachdenken anregt. Absolute Leseempfehlung!

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*