Catherine Shepherd gehört zu einer meiner Lieblingsautorinnen und so ist es auch nicht verwunderlich, dass ich von ihr alle Bücher in meinem Regal stehen habe. Trotzdem lag dieser Laura-Kern-Thriller über ein Jahr auf meinem SuB. Nun wurde es endlich mal Zeit, diese Geschichte zu lesen.

In meiner Rezension
„Der Behüter“ von Catherine Shepherd
geht es nicht nur darum,
ob mich der Thriller überzeugen konnte, sondern wie mir die Art der Unterhaltung gefallen hat.

Der Behüter von Catherine Shepherd
© Cover: Alex Saskalidis

Infos zum Buch
erschienen im Kafel Verlag
Veröffentlicht 21. Juni 2020
ca. 334 Seiten
Band 5 der Reihe Laura Kern
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Er behütet dich, doch seine Liebe ist tödlich!

Mitten in einer kühlen Sommernacht wird eine Tote vor den Mülltonnen eines Krankenhauses gefunden. Spezialermittlerin Laura Kern findet heraus, dass die Frau zuvor in dieser Klinik behandelt wurde. Ein Überwachungsvideo zeigt sie mit einem Unbekannten, dem sie scheinbar freiwillig folgt. Laura ahnt sofort, dass dieser Mann nicht zum letzten Mal zuschlägt. Und tatsächlich ist die nächste Patientin bereits spurlos verschwunden. Beide Frauen wurden von ihren Lebensgefährten misshandelt. Es sieht fast so aus, als wolle der unbekannte Mann sie aus ihrer misslichen Lage befreien. Doch warum tötet er sie dann? Laura Kern jagt einen Serienkiller, der eine Frau nach der anderen entführt und der erst aufhören wird, wenn sie ihn stoppt.

Catherine Shepherds neuer Thriller macht Sie mit der perfiden Gefühlswelt eines Serienkillers bekannt. Eines Killers, der eigentlich nur nach Liebe sucht.

© Klappentext: Kafel Verlag

Passend zur „Laura-Kern-Reihe“ wurde auch dieses Cover gestaltet. Das sieht besonders mit den anderen Büchern total harmonisch in meinem Regal aus und das mag ich gern. Mir gefiel außerdem, dass der Schmetterling im Glas super zur Geschichte passte. Genauso wie der Titel offenbarten sie erst später ihre tiefere Bedeutung.

Dies ist der fünfte Band der Reihe und konnte wieder völlig unabhängig zu den anderen Teilen gelesen werden. Die Fälle sind in sich abgeschlossen, nur private Details der wiederkehrenden Hauptfiguren werden noch einmal erwähnt. So können Unkundige ohne Probleme dieser Geschichte folgen und müssen zu dem auch keine Angst haben, bei den Vorgängerbüchern gespoilert zu werden.

Bei Catherine Shepherds Büchern gelingt es mir immer sofort und leicht in die Geschichte einzusteigen. Dies war auch hier wieder der Fall.
Das erste Kapitel wurde in der Ich-Perspektive geschrieben, was eine sofortige Nähe zum Opfer schuf. Ich konnte mich gut in es hineinversetzen und seine Unsicherheit sowie Angst intensiv spüren.
Leider wurde in den restlichen Kapiteln die personale Erzählperspektive gewählt. Normalerweise stört mich so was nicht, doch hier hätte ich es passender gefunden, zu mindestens diesem Opfer weiterhin in der Ich-Form begleiten zu dürfen. So wäre der erlebte Schrecken noch eindringlicher an mich weiter transportiert worden.

Anfänglich begleite ich unterschiedliche Figuren im Wechsel der Kapitel, was eine solide Grundspannung schuf. Ich konnte mir nie sicher sei, wem ich als Nächstes über die Schulter würde schauen dürfen. Nach einer Weile kristallisierten sich drei Haupthandlungsstränge heraus.
So begleitete ich neben den Ermittlungen von Laura Kern auch zwei unterschiedliche Opfer. Dies war außerordentlich interessant, weil mir lange nicht klar war, wie vor allen Dingen die Opferstränge zueinander passen würden. Das lud mich zum Mitraten und wildem Spekulieren ein.

An sich gehörte dieses Buch eher zu der Sorte eines leiseren Thrillers. Die Handlungen des Serientäters waren zwar schrecklich, ließen mir aber nicht das Blut in den Adern gefrieren. Stattdessen fragte ich mich, was ihn zu seinen Taten bewog und was für ihn ausschlaggebend für sein Verhalten war. Dies erfuhr ich auch Stück für Stück, am Ende sogar von ihm selber, da auch ich dem Täter bisweilen ein wenig über die Schultern sehen konnte.

Interessanterweise fühlte ich mich dieses Mal Laura Kern nicht so nahe wie sonst. Möglicherweise lag es daran, dass es dieses Mal der Fokus intensiver auf den vermissten und toten Frauen lag. Das Privatleben der Kernfiguren Max Hartung und Laura Kern blieb in diesem Fall außen vor. Auf der anderen Seite empfand ich das auch als sehr angenehm, besonders Lauras Frust gegenüber dem Kollegen, der sich manchmal verhielt, als hätte er einen normalen Bürojob, nahm nicht zu viel Raum ein. So konnte ich mich komplett auf die Ereignisse rund um die verschwundenen Frauen konzentrieren.

Catherine Shepherd gelang es durch eine angenehme Kapitellänge und einem sehr flüssigleichten Schreibstil mich gut in der Geschichte zu halten. Die Spannung hätte für meinen Geschmack ruhig ein bisschen durchdringender und höher ausfallen dürfen, aber insgesamt fühlte ich mich bestens unterhalten.

Ein weiterer Pluspunkt war, dass die Fallstricke von Catherine Shepherd mich ziemlich oft in eine falsche Richtung führten und ich mich manchmal dabei ertappte, wie ich dachte: „So einfach wird sie es sich wohl nicht gemacht haben“. Tatsächlich hatte ich an manchen Stellen Angst, dass ich das Ganze schon zu früh durchschaut hätte. Dabei ignorierte ich mein kurzes Bauchgefühl, sodass ich am Ende beim Täter daneben lag.

Insgesamt konnte mich „Der Behüter“ abholen und ich hatte das Buch innerhalb kürzester Zeit auch ausgelesen. Allerdings fehlte mir an manchen Stellen das gewisse Feuer eines packenden Thrillers. Vielleicht wäre das wirklich etwas anders gekommen, wenn ich, wie oben schon erwähnt, dass eine Opfer weiterhin in seiner Ich-Perspektive hätte begleiten können.

Der Behüter von Catherine Shepherd
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Serienkiller, der seine Opfer behüten möchte und eine Chefermittlerin, die in viele verschiedene Richtungen ermitteln muss und doch ständig vor einer Sackgasse steht.

Lesen:

Wenn ihr auch mal ruhige Thriller in leichter Unterhaltungsform mögt.

Weglegen:

Wenn ihr einen nervenaufreibenden Thriller mit jeder Menge Blut und Action lesen möchtet, solltet ihr euch nach einer anderen Lektüre umschauen.

Mal ehrlich:

„Der Behüter“ konnte mich gut unterhalten, obwohl er mich als Thriller definitiv vor zu viel Aufregung bewahrte. Das ist an sich überhaupt nicht schlecht, denn ich konnte der Handlung sehr gebannt folgen und ich ermittelte fiebrig mit. Obwohl ich Catherine Shepherd unter keinen Umständen in ihr sorgfältig ausgelegtes Netz gehen wollte, hatte ich mich dennoch darin verheddert und mich doch auf falsche Fährten locken lassen. Dabei war mein einer Grundgedanke völlig richtig gewesen.
Angenehm fand ich dieses Mal, dass das Privatleben der Kernpersonen Laura Kern und Max Hartung nicht so viel Beachtung fand und der Fall im Fokus stand.
Die angenehme Kapitellänge trug dazu bei, dass ich schnell durch das Buch kam. Durch die wechselnden Blickpunkte auf unterschiedliche Figuren entstand eine immerwährende Spannung, die jedoch kein Herzrasen bei mir auslöste.
Ein kleiner Kritikpunkt war für mich, dass ein Opfer zu Beginn in der Ich-Perspektive beleuchtet wurde, später dann jedoch mithilfe der personalen Erzählform. Hier hätte ich mir eine konsequente Erzählperspektive gewünscht.

Fazit:

„Der Behüter“ verstand es mich zu unterhalten und auf falsche Fährten zu locken. Die Ermittlungsarbeit war wirklich interessant zu verfolgen und ich war gespannt, wie manche Handlungsstränge am Ende miteinander verknüpft worden waren. Dies sorgte für Überraschungseffekte und tolle Lesestunden.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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