Die Welt des K-Pops ist mir zwar fremd, doch von den berüchtigten Knebelverträgen habe ich schon gehört. Da ich Sonja Rüther als vielseitige Autorin sehr schätze, stand für mich fest, dass ich ihren ersten Jugendroman unbedingt lesen wollte.
In meiner Rezension „Yay!There“ von S. Rayker wisst ihr am Ende, ob das Buch auch was für euch wäre.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

© Cover: Anke Koopmann, Designomicon
erschienen bei Independently published
Veröffentlicht 20. Februar 2025
Empfohlenes Lesealter 14–18 Jahre
ca. 320 Seiten
Band 1 der Serie Yay!There
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und EBook
Klappentext
© Klappentext: Sonja Rüther
Bevor ich in Yay!There eintauche, lese ich einen Auszug aus einem Abibuch, in dem Norina Rüther über Mobbing schreibt. Dieser Einstieg berührt mich emotional und schafft einen nahtlosen Übergang zur Geschichte.
Ich lerne den sechzehnjährigen Protagonisten Jay kennen, dessen Leben bisher von Demütigungen und Ausgrenzung geprägt ist. Durch die jahrelangen physischen und psychischen Verletzungen ist sein Selbstbild stark beeinträchtigt. Er wird von Selbstzweifeln geplagt und verbirgt sich hinter misstrauischem und mürrischem Verhalten.
Nach dem Verlust seiner Mutter und dem Rausschmiss aus dem Internat muss Jay seinen Vater bei dessen Arbeit als Sicherheitschef der koreanischen Boyband Yay!There begleiten. Die Band befindet sich derzeit auf Welttournee, und Jay hat keine Wahl, als mitzufahren. Zwischen Vater und Sohn besteht kaum eine Verbindung, da sich der Vater sein Leben lang kaum um Jay gekümmert hat. Die spürbare Distanz zwischen ihnen und Jays Gefühl, nirgendwo dazuzugehören, berühren mich sehr.
Die Themen Verlust und Ausgrenzung werden ungeschönt vermittelt, doch zugleich schimmert ein Funken Hoffnung hindurch.
Der personale Erzähler bleibt dicht an Jay, verliert sich jedoch nicht in seiner Perspektive. Dadurch erhalte ich einen intensiven Einblick in Jays innere Zerrissenheit und gleichzeitig in die Mechanismen der K-Pop-Industrie, auf politische Untertöne und gesellschaftliche Spannungen zum Thema Queerness. Diese Vielfalt macht Yay!There besonders interessant.
Insgesamt gewinnen alle Figuren rasch an Tiefe, wodurch ihre weiteren Entwicklungen glaubwürdig und berührend wirken.
Auch ohne große Vorkenntnisse rund um K-Pop fällt es mir leicht, in diese besondere Welt einzutauchen. Das gelingt besonders dadurch, dass der Fokus klar auf den Emotionen, dem persönlichen Wachstum von Jay und den Beziehungen, die sich entwickeln, liegt.
Der Blick hinter die Kulissen der K-Pop-Welt ist eindrucksvoll. Harte Trainingspläne, minutiöses Marketing, strenge Regeln und enormer Erwartungsdruck zeigen ungeschönt, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.
Gleichzeitig gelingt es S. Rayker aufzuzeigen, dass echte Menschen dies alles leisten. Die Mitglieder der K-Pop-Band sind nicht die unnahbaren Idole, für die sie Jay hält. Sondern junge Erwachsende, die trotz Ruhm und Disziplin sich ihre Menschlichkeit bewahrt haben.
Die aufkeimende Beziehung zwischen Jay und Yi-jun, einem Mitglied von Yay!There, bildet den Kern dieses emotionalen Jugendromans. Yi‑jun begegnet Jay mit Geduld und Feinfühligkeit, die Jays verhärtete Sichtweise langsam aufbricht. Mir ist Jay dabei nicht immer sympathisch. Seine manchmal ungerechte Art ist teilweise nur schwer auszuhalten, aber das macht seine Entwicklung nur authentischer. Wie Jay lernt, dass Nähe nicht automatisch Gefahr bedeutet und dass Vertrauen ein Risiko ist, das sich lohnen kann, ist sehr bewegend für mich.
Die Freundschaft, die sich zwischen Jay und den Bandmitgliedern entwickelt, ist feinfühlig und glaubwürdig gezeichnet. Der anfängliche Kontrast zwischen „Superstars“ und „Außenseiter“ löst sich zunehmend auf.
Parallel dazu baut ein Nebenhandlungsstrang eine stetig wachsende Spannung auf, die im Showdown rasant eskaliert. Dieser finale Abschnitt wirkt wie ein Bruch und hinterlässt eine Momentaufnahme, die nachhallt.

© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein emotionaler Jugendroman über Mobbing, Selbstwert, queere Themen, K‑Pop und eine Freundschaft, die sich langsam durch Vertrauen entwickelt.
Lesen:
Wenn ihr Coming‑of‑Age‑Geschichten mit Tiefgang mögt und Interesse an K‑Pop habt.
Weglegen:
Wenn ihr eine leichte und konfliktarme Story lesen möchtet.
Mal ehrlich:
Yay!There bietet mir einen emotional aufwühlenden Einstieg in einen Jugendroman, der noch lange nach dem Lesen in mir nachhallen wird.
An Protagonist Jay arbeitet S. Rayker eindrücklich heraus, was Mobbing mit der Psyche eines Menschen macht. Das jahrelang durchlebte Martyrium und die damit eingehende Hilflosigkeit haben dafür gesorgt, dass sich Jay abkanzelt und selbst hart wird. Er schützt sich durch seine grantige Art vor Menschen und tappt dabei in die Falle der Vorverurteilung. Jay ist somit an einem Punkt, wo er jedem, dem er begegnet, grundsätzlich unterstellt, dass die Person ihm langfristig schaden möchte.
Nach dem Tod seiner Mutter und seinem Rauswurf aus dem Internat wird Jay in das Leben seines ihm fremden Vaters und mitten die Welt einer K-Pop-Band auf Welttournee geworfen.
Die Geschichte von Jay berührt mich, weil sie Themen wie Verlust und das Gefühl, nicht dazuzugehören, ernst nimmt und nicht beschönigt. Jays innere Konflikte werden einfühlsam dargestellt, wodurch seine Verletzlichkeit besonders deutlich wird.
Aus der Perspektive eines personalen Erzählers begleite ich ausschließlich Jay. So kann ich viel über ihn erfahren, erhalte aber gleichzeitig einen Blick auf aktuelle politische Ereignisse und die Strukturen der K-Pop-Branche.
Auch ohne Vorwissen zu K-Pop ist es leicht, in die Welt abzutauchen. Denn gemeinsam mit Jay erlebe ich, dass die Mitglieder der Band Yay!There nicht die glitzernden Ideale sind, die sie in den Shows und Interviews vorgeben zu sein. Sondern ich lerne junge Erwachsene kennen, dessen Arbeitswelt aus Disziplin und Druck besteht, sie sich aber dennoch ihre Menschlichkeit bewahrt haben. Zwischen ihnen und Jay entsteht eine Freundschaft, die seinen Schutzpanzer langsam aufbrechen lässt.
Im Showdown zieht das Tempo plötzlich an und sorgt für einen emotionalen Abschluss, der mich in seiner Momentaufnahme bewegt.
Fazit:
Yay!There ist ein einfühlsames und wichtiges Jugendbuch, das dazu ermutigt, die eigene Perspektive zu erweitern, das eigene Handeln zu hinterfragen und Anderssein zu akzeptieren.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf eine rührende Geschichte, die größtenteils in Seoul spielt?
Dann empfehle ich euch:
Your Smile – Wie ein Strahlen in der Dunkelheit von Cheryl Kingston