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2017 habe ich Herzgrab von Andreas Gruber gelesen, der als eigenständiger Thriller veröffentlicht wurde. Doch Herr Gruber hat sich dazu entschieden, eine Art Fortsetzung zu schreiben. Als großer Fan war mir natürlich klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss.

In meiner Rezension „Herzfluch“ von Andreas Gruber erfahrt ihr, ob sich der Nachfolger wirklich lohnt und euch in seinen Bann ziehen kann.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von Goldmann Verlag erhalten
❧ Vielen Dank an Barbara Henning vom Bloggerportal für die Vermittlung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst


Herzfluch von Andreas Gruber
© Umschlagabbildung: UNO Werbeagentur, München

Infos zum Buch
erschienen bei Goldmann Verlag
Veröffentlicht 19. November 2025
ca. 608 Seiten
Band 2 der der Herz-Reihe
erhältlich als Paperback, Hörbuch und EBook
 

Klappentext

Eine verschwundene Frau und eine Insel, die ein tödliches Geheimnis birgt …

Die Wiener Privatdetektivin Elena Gerink ist auf der Suche nach einem zu Unrecht freigesprochenen Mörder, der sich vor fünfzehn Jahren ins Ausland abgesetzt hat. Nach schwierigen Recherchen führt sie der Fall schließlich nach Griechenland. Dorthin sind auch Elenas Mann Peter und sein Kollege Dino Scatozza unterwegs – beides Entführungsspezialisten des österreichischen BKA. Unter Zeitdruck versuchen sie eine vermisste junge Urlauberin zu finden, die zuletzt auf einer Party der Athener High-Society gesichtet wurde. Als sich die Spuren beider Fälle auf einer kleinen griechischen Privatinsel kreuzen, ermitteln Elena, Peter und Dino dort gemeinsam weiter … und werden in die düstere Vergangenheit der Insel hineingezogen.

© Klappentext: Goldmann Verlag

Ich tauche ins Handlungsgeschehen ein, indem ich auf einer Poolparty Anna kennenlerne. Sie ist jung, neugierig und als Rucksacktouristin unterwegs. So fröhlich die Stimmung dort auch ist, lange bleibt keine Zeit, diese zu genießen. Plötzlich bricht Panik unter den Gästen aus und mir stellen sich sofort eine Menge Fragen. Annas Handlungsstrang wird ab hier zu einem zentralen Rätsel, was mich bis zum Schluss in Atem halten wird.

Nach dem rasanten Prolog setzt die Handlung vier Tage später bei Elena Gerink ein. Sie ist Privatdetektivin und muss gerade ihre geliebte Hündin gehen lassen. Das reißt bei mir selbst sofort Wunden auf, denn Elenas emotionalen Schmerz kann ich nur allzu gut nachempfinden. Doch es bleibt kaum Raum für Trauer, denn ein neuer Mandant möchte Elena engagieren und sein Anliegen ist äußerst interessant.
Zeitgleich landet ihr Mann Peter Gerink mit seinem Partner Dino Scatozza wieder in Wien. Die beiden sind Entführungsspezialisten beim Bundeskriminalamt und waren in Griechenland auf der Suche nach einem vermissten Jungen. Leider ohne Erfolg. Doch zum Durchatmen bleibt keine Sekunde. Ihre Chefin legt ihnen direkt den nächsten Fall vor. Und der führt sie erneut nach Griechenland.

Das Handlungsgeflecht besteht aus zwei parallel erzählten Gegenwartssträngen sowie einem rückblickenden Erzählstrang mit Anna. Während Peter Gerink und Dino Scatozza wieder nach Griechenland fliegen müssen, um herauszufinden, was mit der verschwundenen Anna passiert ist, begibt sich Elena auf die Suche nach einem zu Unrecht freigesprochenen Mörder. Interessanterweise führt Elenas Fall erneut in die Kunstszene, was Erinnerungen an den ersten Band Herzgrab weckt. Auch hat Andreas Gruber viele Easter Eggs zu seinen anderen Thriller-Reihen versteckt, was meine Lesefreude richtig steigert. Wer jedoch weder Herzgrab noch ein anderes Buch von ihm kennt, hat keinerlei Nachteile zu befürchten. Herzfluch lässt sich völlig eigenständig lesen.

Herzfluch besticht durch seine interessante Thematik. Vordergründig geht es um verschwundene Menschen, doch je tiefer die Drei ermitteln, desto verzweigter und düsterer wird das Geflecht. Besonders die unerwartete Verbindung zwischen griechischer Mythologie und moderner Kunst hat mich vollkommen überrascht. Das schrittweise Enthüllen der Wahrheit, die leise, allgegenwärtige Bedrohung über Anna und die lange Ungewissheit über ihr Schicksal erzeugen ein stetiges Gefühl von Anspannung. So jage ich förmlich durch die Seiten und versuche mitzuraten, während sich meine Theorien immer wieder in Luft auflösen.
Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass mir manche Elemente bereits aus anderen Gruber-Büchern bekannt sind. Für einen eingefleischten Fan wie mich wirkt das stellenweise wie ein leichtes wieder aufwärmen bekannter Motive. Hier hätte ich mir frischere Ideen gewünscht.

Der Schreibstil ist bildlich und mit reichlich sarkastischem Humor gespickt. Dadurch entstehen fantastische Dialoge und packende Szenen. Besonders das Griechenland-Setting ist eindrucksvoll und gelungen. Ich begebe mich auf ein kleines Inselhopping, erfahre nebenbei etwas über Kultur und Menschen und verfolge gleichzeitig gebannt die Ermittlungen. Mit fortschreitender Handlung zieht Herzfluch in seiner Härte spürbar an. Anfangs ist die Brutalität eher psychologischer Natur, später wird sie auch körperlich heftig. Durch die Bildlichkeit sehe ich jedes noch so kleine grausame Detail deutlich vor mir und manchmal läuft mir dabei ein gewaltiger Schauer über den Rücken.

Am meisten freue ich mich, dass ich die drei Protagonisten wieder begleiten darf. Sie sind mir ans Herz gewachsen und sie haben sich spürbar weiterentwickelt. Besonders die Frotzeleien zwischen Peter und Dino sorgen für so manches Schmunzeln bei mir. Auch liebe ich Andreas Grubers Sinn für Situationskomik, die einen hohen Wiedererkennungswert hat.
Je näher der Showdown rückt, desto stärker verbinden sich die Handlungsstränge. Ich finde es großartig, wie Andreas Gruber unscheinbare Details später zu wichtigen Puzzlestücken formt. Das Finale ist rasant, actionreich und brutal. Die Auflösung ist schrecklich und faszinierend zu gleich und lässt mich völlig sprachlos zurück.


Herzfluch von Andreas Gruber
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein düsterer und feinverzweigter Thriller, der mit seiner beklemmenden Atmosphäre und mythologischen Verknüpfungen für ein rasantes Leseabenteuer und viele Überraschungen sorgt.

Lesen:

Wenn ihr klug konstruierte Plots liebt und Lust auf ein packendes Griechenland-Setting habt.

Weglegen:

Wer empfindlich auf bildlich beschriebene Gräueltaten reagiert, sollte Herzfluch lieber weglegen.

Mal ehrlich:

Es beginnt mit einer scheinbar harmlosen Poolparty, die sich plötzlich in einen Albtraum verwandelt. Mittendrin die junge Rucksacktouristin Anna, deren immer wieder auftauchende Rückblenden mich bis zum Schluss im Ungewissen halten und mitfiebern lassen.
In der Gegenwart erwarten mich zwei starke, parallel verlaufende Handlungsstränge. So begleite ich Elena Gerink bei der Suche nach einem zu Unrecht freigesprochenen Mörder und die beiden Entführungsspezialisten des BKAs, Peter Gerink und Dino Scatozza, die in Griechenland nach der vermissten Anna suchen.
Wie sich die drei Stränge miteinander verbinden werden, bleibt mir lange Zeit ein Rätsel. Es ist unglaublich packend mitzuerleben, wie sich einzelne Fäden verknüpfen und das vermeintliche Bild sich zu einem völlig anderen, deutlich düstereren Gesamtbild wandelt.
Besonders spannend finde ich die Verbindung von griechischer Mythologie und moderner Kunst. Sie erzeugt eine bedrückende Atmosphäre, die sich im Verlauf immer weiter verdichtet.
Andreas Grubers meist sarkastischer Humor, der manchmal auch herrlich situativ-witzig ist, lockert die packende Spannung im richtigen Moment auf. Auch der Schreibstil ist wieder genial: Die Dialoge wirken authentisch, die beschriebenen Handlungen sind bildlich und detailliert, und es gibt reichlich Wendungen, die mich eiskalt erwischen. Zudem glänzt Herzfluch mit seinem lebendigen Griechenland-Setting.
Das Tempo seigert sich kontinuierlich und gipfelt in einem Showdown, der mich mit seiner Grausamkeit, Perfidität und Action in Atem hält.
Ein klitzekleiner Kritikpunkt: Einige Elemente sind mir nicht unbekannt, da sie bereits in früheren Gruber-Büchern aufgegriffen wurden. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Individualität gewünscht, doch das fällt wirklich nur eingefleischten Fans auf. Dafür kann ich es umso mehr feiern, dass unscheinbare Details später zu relevanten Treibern der Geschichte werden.

Fazit:

Ein atmosphärisch dicht erzählter Thriller, der mit seinen raffiniert angelegten Plots bis zur letzten Seite meine Aufmerksamkeit fesseln kann.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf ein spannendes Italien-Setting und den ersten Fall vom Ehepaar Gerink und Dino Scatozza?
Dann empfehle ich euch:
Herzgrab von Andreas Gruber