Beim Stöbern an den Ständen der BuchBerlin bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Schon das Cover hat mich sofort angesprochen, und der Klappentext weckte meine Neugier. Ich konnte nicht widerstehen und musste es einfach kaufen.

In meiner Rezension „Mika Mysteries – Der Ruf des Nachtraben“ von Johan Rundberg könnt ihr nachlesen, ob sich die Wahl gelohnt hat.


Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben von Johan Rundberg
© Umschlaggestaltung: Carolin Glaser

Infos zum Buch
erschienen bei Magellan Verlag
Veröffentlicht 17. Juli 2025
Originaltitel Nattkorpen
Übersetzt von Franziska Hüther
Empfohlenes Lesealter ab 10 Jahren
176 Seiten
Band 1 der Reihe Die Mondwind-Mysterien
erhältlich als Paperback und EBook
 

Klappentext

Der preisgekrönte Reihenauftakt aus Schweden jetzt endlich in Deutschland!

Der verheerende Winter von 1880 hat die Stadt fest im Griff, die Nächte sind kalt und die Vorräte knapp. Im Waisenhaus kämpft die zwölfjährige Mika mit den anderen Kinder um ihr Überleben. Als eines Nachts ein neugeborenes Kind im Waisenhaus abgegeben wird und wenig später ein Mord geschieht, spürt Mika, dass die Vorfälle zusammenhängen. Valdemar Hoff, der ermittelnde Kommissar, hat einen schlimmen Verdacht: Ist der Mord das Werk des Nachtraben? Eigentlich war der berüchtigte Serienmörder hingerichtet worden, doch was, wenn es der falsche Mann war? Hoff bittet Mika um Hilfe, denn sie verfügt über eine besondere Beobachtungsgabe. Gemeinsam müssen sie alles daran setzen, den Fall schnellstmöglich aufzuklären. Denn wenn der Nachtrabe noch lebt, ist niemand sicher …

© Klappentext: Magellan Verlag

Noch bevor ich in die Geschichte starten kann, entdecke ich im Buchdeckel eine Karte von Stockholm um 1885 in Schwarz-weiß. Darauf markiert sind in einem knalligen Orangeton sechs relevante Schauplätze. Das finde ich unglaublich interessant, weil ich so eine Orientierung vor Ort habe.

Der Einstieg ist spannend und zeigt mir gleichzeitig, wie hart das Leben von Waisenkindern zu dieser Zeit gewesen ist. Erschwert werden die Lebensbedingungen durch den eiskalten Winter und der Knappheit von sämtlichen überlebenswichtigen Gütern wie Nahrung und Holz.
Mika ist eine sehr charmante Protagonistin. Zu Beginn fällt es mir schwer, sie und ihren Freund Rufus als Kinder wahrzunehmen. Dabei ist Mika erst Zwölf, doch durch die vielen Entbehrungen und die harte Arbeit wirkt sie reifer sowie wesentlich älter. Diese harten Bedingungen haben dazu geführt, dass Mika ein scharfes Auge für Details hat und dabei richtige Schlüsse ziehen kann. Diese Fähigkeit bleibt nicht unbemerkt und bringt ihr die ungewollte Aufmerksamkeit von Inspektor Valdemar Hoff ein. Er ist damit betraut, ein Verbrechen aufzuklären und erkennt, dass Mika ihm dabei nützlich sein kann.

Der Schreibstil ist von einer realistischen Bildhaftigkeit, sodass ich mir Mikas entbehrungsreiches Leben richtig gut vorstellen kann. Zudem schafft es Johan Rundberg herrlich detailreich zu schreiben und mich so emotional abzuholen. Von Mitleid über Ekel bis hin zur Faszination gehe ich durch ein wahres Wechselbad der Gefühle. Dabei hilft es ungemein, dass ich durch die Geschehnisse aus der Sicht von Mika durch die personale Erzählperspektive geleitet werde. Ich erlebe nur, was auch Mika wahrnimmt. Das schafft Nähe und ermöglicht es mir gleichzeitig, die Ereignisse aus einer gewissen emotionalen Distanz zu betrachten.
Die Dialoge fügen sich perfekt in das Geschehen ein und machen die Geschichte richtig lebendig.

Mika ist ein sehr vielschichtiger Charakter. Die Mischung aus kindlicher Verletzlichkeit und frühreifen Agieren ist überzeugend ausgearbeitet. Mikas Mitgefühl und Pflichtbewusstsein macht sie zudem sehr menschlich und einfach liebenswert.
Valdemar Hoff wirkt durch seine autoritäre Ausstrahlung hart und kontrollierend. Dennoch mag ich den grummeligen Mann sehr, denn er zeigt Mika gegenüber Verständnis und bringt ihr Respekt entgegen. Er behandelt Mika nicht wie einen Menschen zweiter Klasse und das ist zur damaligen Zeit bei Polizisten eine Seltenheit.
Auch Amelia, die Oberaufsicht des Waisenheimes, ist eine sympathische Figur. Ähnlich wie Rufus bekleidet sie lediglich die Rolle einer Nebenfigur, aber sie bereichert Mika Mysteries – Der Ruf des Nachtraben durch ihr Handeln. Auch hier ist deutlich spürbar, wie schwer die damalige Zeit war und wie machtlos die armen Menschen besonders gegenüber den Machtstrukturen wie der Polizei waren.

Das historische Setting Stockholms im tiefsten Winter ist atmosphärisch dicht und sehr beeindruckend. Ich habe das Gefühl, mittendrin zu sein, nur ohne dabei frieren zu müssen. Mika Mysteries – Der Ruf des Nachtraben ist durchgängig spannungsgeladen und die Ereignisse folgen zügig aufeinander. Besonders die Rolle des unbekannten und gefährlichen „Nachtraben“ bringt überraschende Wendungen.
Ich mag Mika Mysteries – Der Ruf des Nachtraben gar nicht aus der Hand legen, so flott und leichtgängig fliege ich durch die Geschehnisse.
Als sich der Showdown anbahnt, habe ich keine Ahnung, wie die Geschichte enden wird. Ich bin total begeistert von der Charakterentwicklung und wie Valdemar Hoff und Mika ein tolles Ermittlerduo werden.
Schon beim Finale zeichnet sich ab, dass es sich bei Mika Mysteries – Der Ruf des Nachtraben um den ersten Band einer Reihe handelt. Nicht alle Fragen werden beantwortet, aber der Fall von Valdemar Hoff wird schlüssig aufgeklärt. Ich kann es kaum erwarten, die Fortsetzung zu lesen.


Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben von Johan Rundberg
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine packende Geschichte im winterlichen Stockholm 1880 mit einem Waisenkind als Protagonistin. Durch den lockeren Schreibstil gehen die mysteriösen Ereignisse und das harte, entbehrungsreiche Leben direkt unter die Haut.

Lesen:

Wenn ihr gern zwischen den Zeilen lest und euch eine atmosphärisch dichte Geschichte begeistern kann.

Weglegen:

Wenn ihr skandinavische Jugendliteratur nicht mögt. Aber vielleicht schaut ihr vor der endgültigen Entscheidung in die Leseprobe und lasst euch neugierig auf die Geschichte machen.

Mal ehrlich:

Optisch ist das Buch eine klare 10 von 10. Ich liebe das Cover und die Karte Stockholms um 1885, die im Buchdeckel zur besseren Orientierung abgedruckt ist. So starte ich voller Neugier in die Geschichte und lerne direkt die Protagonistin Mika kennen. Durch die personale Erzählperspektive begleite ich ausschließlich Mika, was eine besondere Nähe zu ihr schafft und gleichzeitig eine gewisse Distanz zu den Ereignissen ermöglicht.
Zu Beginn kann ich Mikas Alter nur schwer einschätzen, da sie durch die alltäglichen Entbehrungen viel älter wirkt. Im Verlauf stellt sich heraus, dass das Waisenmädchen erst zwölf Jahre alt ist und das harte Leben ihr eine besondere Fähigkeit verliehen hat: Sie besitzt einen scharfen Blick und kann mit ihrer Beobachtungsgabe Fakten zusammenfügen und korrekt in den passenden Kontext setzen. So ist Mika nicht nur eine mitfühlende Person, die sich stets bemüht, den kleineren Waisenkindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, sondern auch die ideale Helferin für Kommissar Valdemar Hoff, der ein Verbrechen aufklären soll. Obwohl Valdemar oft ziemlich knurrig wirkt, begegnet er Mika immer mit Respekt. Ich mag die beiden sehr und begleite sie gern bei ihren Ermittlungen.
Auch die Nebenfiguren verleihen der Geschichte Tiefe und Glaubwürdigkeit. Besonders gut gefällt mir das Tempo der Erzählung. Die Handlung schreitet zügig voran und bietet viele Überraschungen sowie packende Wendungen. Besonders das Rätsel um den totgeglaubten „Nachtraben“, ein besonders blutrünstiger Täter, sorgt für zusätzliche Spannung. Im Kontrast zum spannenden Kriminalfall steht der harte Überlebenskampf der Unterschicht und die Machtlosigkeit gegenüber den herrschenden Machtstrukturen, wie etwa der Polizei.
Der bildhafte und lockere Schreibstil trägt mich rasant durch die Seiten. Ich kann förmlich die Kälte spüren und das historische Stockholm wird vor meinem inneren Auge lebendig. Die atmosphärisch dichte Erzählung lässt mir keine Pause zum Durchatmen. Ich habe keine Ahnung, wie sich das Ganze auflösen wird. Das Finale steigert die Spannung noch einmal deutlich und obwohl viele Fragen geklärt werden, bleiben genug offen, um meine Vorfreude auf die Fortsetzung zu wecken.

Fazit:

Ein Jugendbuch, das mich auf allen Ebenen begeistert hat. Ich kann es allen empfehlen, die historische Krimis mit starken jungen Protagonistinnen lieben.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf ein unterhaltsamer schaurig-schöner Gruselroman für Kinder ab acht Jahren und junggebliebene Erwachsene?
Dann empfehle ich euch:
Die Geisterhelfer – Traue sich, wer kann! von Tina Blase