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Als in den 1990er-Jahren die Addams-Family über den Bildschirm bei mir zu Hause flackerte, was ich richtig begeistert. Die Horrorkomödien um die skurrile Familie mit ihrer Vorliebe für Morbides habe ich geliebt. Begeisterter Fan bin ich vom Eiskalten Händchen und Morticia Addams.
Das Ende 2022 auf Netflix die Serie Wednesday erschien, ist aber völlig an mir vorbeigegangen. Durch Zufall bin ich auf „Wednesday – Romanfassung zur ersten Staffel“ gestoßen und wusste, das Buch möchte ich lesen.

In meiner Rezension „Wednesday – Romanfassung zur ersten Staffel“ von Tehlor Kay Mejia wird es nicht sarkastisch, aber dennoch ehrlich.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von cbt erhalten
❧ Vielen Dank an Kristina Kredler für die Vermittlung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst


Wednesday – Romanfassung zur ersten Staffel und Tehlor Kay Mejia
© Umschlagdesign: Mike Meskin

Infos zum Buch
erschienen bei cbt
Veröffentlicht 16. Juli 2025
Originaltitel Wednesday: A Novelisation of Season One
Übersetzt von Anja Galić, Katarina Ganslandt
Empfohlenes Lesealter 14 Jahre
448 Seiten
Band 1 der „Die Wednesday-Reihe“
erhältlich als Paperback und EBook
 

Klappentext

Kehre mit Wednesday Addams in die heiligen Hallen der Nevermore Academy zurück – in dieser herrlich düsteren Romanfassung der ersten Staffel der Erfolgsserie Wednesday!

»Wednesday« ist ein detektivischer, übernatürlich angehauchter Mysteryroman, der Wednesday Addams‘ Zeit als Schülerin an der Nevermore Academy nachzeichnet. Begleite sie, während sie versucht, ihre aufkommenden übersinnlichen Fähigkeiten zu meistern, eine ungeheuerliche Mordserie zu vereiteln, die die Stadt in Angst und Schrecken versetzt, und das übernatürliche Geheimnis zu lösen, in das ihre Eltern vor 25 Jahren verwickelt waren – und das alles, während sie sich in ihren neuen und sehr verworrenen Beziehungen an der Nevermore Academy zurechtfinden muss. Erlebe die Spannung und die Intrigen der phänomenalen ersten Staffel in dieser fantastischen Romanfassung noch einmal. Basierend auf den von Charles Addams geschaffenen Charakteren.

© Klappentext: cbt

Wednesdays geschriebenes Wort fesselt mich sofort und zieht mich direkt in die Geschichte. Der Weltenaufbau ergibt sich aus den Ereignissen und die Detailfülle aus den Handlungen. Ich werde nicht überfordert, sondern direkt von dem Moment an mitgenommen, als die Kerngeschichte ihren Anfang nimmt.

Schon von der ersten Seite an weiß ich, wie Wednesdays moralischen Wertvorstellungen sind. Wednesday scheut sich als Ich-Erzählerin nicht ihre Gedanken mit mir zu teilen und mir ihre Verachtung für Normen, ihr Bedürfnis nach Kontrolle sowie Rachegelüste um die Ohren zu schlagen.
Wednesday ist intelligent, manipulativ und sehr emotionskontrolliert. Ihre gehobene Sprache steht oft in einem interessanten Kontrast zur Banalität des aktuellen Geschehens.
Wednesday ist zwar die klassische Antagonistin, aber durch ihre Perspektive auf die Ereignisse ist sie mir dennoch sympathisch. Denn obwohl sich Wednesday gern abgebrüht und kalt gibt, sind manche ihrer Handlungen überraschend emotional unterfüttert. Und so wird deutlich, dass unter Wednesdays harter Schale ein weiches schwarzes Herz schlägt. Dies klopft besonders für Schwächere und Benachteiligte. Der Zweck heiligt bei Wednesday ganz klar die Mittel und ich kann mir dabei trotz so mancher moralisch fragwürdigen Racheaktion ein fieses Grinsen nicht verkneifen.

Die Geschichte ist so aufgebaut, dass die beinahe lose wirkenden Handlungen die unterschiedlichen Szenen gekonnt miteinanderverbinden. Es wird im Verlauf ein zentrales Kernthema etabliert, nämlich Wednesday kriminalistisches Vorhaben, eine mysteriöse Mordserie aufzudecken. Zwischendrin nehme ich aber gemeinsam mit ihr teil am Leben als Schülerin der Nevermore Academy und Mitglied ihrer Familie. Dabei stoße ich rasch auf die sozialen Spannungen. Wednesday will anecken und das fördert Konflikte.

Die Romanfassung ist eine psychologisch dichte und gesellschaftlich kritische Erzählung, welche klassische Internatsszenarien mit düsterer Satire, Charakterstudie und einer packenden kriminalistischen Ermittlung verbindet. Hier wird nicht nur wortreich, sondern auch farblich mit Kontrasten gearbeitet. Wednesday, die sich am liebsten nur schwarz-weiß kleidet, muss ihre regenbogenfarbenliebende Mitbewohnerin Enid ertragen.
Enid Sinclair repräsentiert die Norm, das Lebendige und die offen zugewandte Freundlichkeit. Und obwohl die Unterschiede der beiden wie Tag und Nacht sind, schließt das eine das andere nicht aus.

Die Einführung der anderen Figuren erfolgt hintereinander, sodass ich den Überblick nicht verliere. Einzig bei der Zuordnung der einzelnen Außenseitergruppen hätte ich mir eine Art Übersicht gewünscht. Hier bin ich regelmäßig durcheinandergekommen. Relevant ist es aber nicht für das Verstehen der Geschichte, auch wenn es durchaus nützlich ist, sich ein wenig in der griechischen Mythologie und anderen Fabelwesen Welten auszukennen.
Obwohl nur Wednesday die Geschichte erzählt, gibt sie manchmal subtile Hinweise auf Ereignisse, die parallel zu ihrem Handeln stattfinden und die wichtig für die kommenden Entwicklungen sind. So entsteht der Eindruck, dass Wednesday die Handlungen im Nachhinein aufgeschrieben hat.

Die Atmosphäre der Romanfassung begeistert mich. Die Mischung aus Gothic, Internatsgeschichte und Detektivroman, welcher mit modernen und vielschichtigen Charakteren abgerundet wird, ist ausgeklügelt. Hinzugefügt wird jede Menge trockener und beißender Humor, besondere Arten von Einsamkeit und Gemeinschaftsgefühl, Freund- und Feindschaft, Lebensfreude und morbide Vorfreude aufs Sterben. Obwohl sich alles lockerleicht liest, schwingt ein ernster Unterton und eine besondere Tiefe mit.
Es herrscht immer eine Grundspannung, da immer etwas passiert. In Regelmäßigkeit gibt es entsprechende Spannungsspitzen, die mit überraschenden Wendungen und gelegentlich auch mit Action glänzen.

Was mir besonders gut gefällt, ist, dass das Übernatürliche beiläufig eingeflochten wird. Obwohl es auch immer wieder Berührungen mit der normalen menschlichen Welt gibt, wirkt alles zusammenbetrachtet durchaus homogen und stimmig. Natürlich gibt es auch hier Konfliktpotenzial, aber es bettet sich perfekt in die Geschichte ein.
Das Finale wird sehr dramatisch und rasant beschrieben. Die Auflösung der einzelnen Fäden ist schlüssig und auch überraschend.
Mich konnte die Romanfassung richtig gut unterhalten und ich hoffe doch sehr, dass eine weitere Fassung zur nächsten Staffel folgen wird.

Wednesday – Romanfassung zur ersten Staffel basiert auf den Episoden der ersten Netflix-Staffel und ist von Tehlor Kay Mejia adaptiert. Um das Buch zu lesen, sind Kenntnisse der Serie nicht erforderlich, da Tehlor Kay Mejia alles Wesentliche erfasst hat. Ich habe auch erst die Geschichte gelesen und dann die Netflix-Serie gesehen. Es gibt zwischen beiden Versionen minimale Abweichungen, was ich persönlich völlig in Ordnung finde. Wer mag, kann also beides genießen oder sich für nur eine Version entscheiden.


Wednesday – Romanfassung zur ersten Staffel und Tehlor Kay Mejia
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine düstere und charmante Geschichte, erzählt von der klugen und sarkastischen Wednesday Addams. Zwischen Außenseitertum, übersinnlichen Ereignissen und Internatsalltag gilt es eine mysteriöse Mordserie aufzuhalten und aufzuklären.

Lesen:

Wenn ihr Fan der Addams-Family seid, dann ist das hier ganz klar ein Muss.
Wenn ihr Fans von Charakteren seid, die nicht der gängigen Norm entsprechen und ein atmosphärisches Setting mit einer leicht übersinnlichen Note mögt, solltet ihr diese Geschichte lesen.

Weglegen:

Wenn Coming-of-Age nicht euer Genre ist und ihr generell nichts mit Gothic-Flair anfangen könnt, solltet ihr die Hände vom Buch lassen.

Mal ehrlich:

Wednesday Addams muss ich einfach mögen, auch wenn sie alles gibt, um nicht liebenswert zu sein. Scharfsinnig erzählt Wednesday selbst von dem Malheur nun auf die Nevermore Academy gehen zu müssen, wo doch schon ihre Eltern ihre unübersehbaren Spuren hinterlassen haben. Denn eins will Wednesday nicht: Im Schatten ihrer Mutter Morticia wandeln oder noch schlimmer, so zu sein wie sie.
Also ist der Ausbruchsplan schon beschlossene Sache, noch bevor Wednesday einen Fuß auf das Schulgelände setzt. Doch dann mehren sich Hinweise auf mysteriöse Morde und das kann Ermittlerin Addams auf gar keinen Fall unbeachtet lassen.
Thematisch balanciert die Geschichte elegant zwischen Internats- und Kriminalroman mit der Suche nach der eigenen Identität sowie angereichert mit einem Hauch Übernatürlichkeit.
Das Highlight ist hier ganz klar Wednesday für mich. Als Ich-Erzählerin hat sie nicht nur eine exzellente Beobachtungsgabe, sondern weiß ihre Worte auch wie Pfeile einzusetzen. Jede ihrer zynischen und sarkastischen Spitzen treffen schonungslos ihr Ziel. Dennoch kann Wednesday mit einem besonderen Gespür für Zwischentöne von den Ereignissen berichten und lässt Raum für ihre eigenen Reflexionen.
Besonders gut gefällt mir, dass hier nicht auf dauerhafte Schockmomente gesetzt wird, sondern auf atmosphärische Verdichtung. Es passiert unglaublich viel in diesem Roman und jede noch so banal wirkende Szene fügt sich am Ende zu einem faszinierenden Gesamtbild zusammen.
Die Figuren sind vielschichtig und auf gar keinen Fall perfekt. Und genau das macht den Reiz aus. Die Spannung ist unterschwellig immer da und wenn sie durchbricht, wird es richtig packend. Der Showdown bringt alles mit, um das Leseerlebnis rund zu machen.

Fazit:

Wednesday besticht durch ihre atmosphärisch dichte literarische Erzählstimme, die sich zwischen Melancholie, beißender Ironie und subtiler Spannung bewegt. Mich hat die Romanfassung durch ihre fesselnde Atmosphäre und durch einen interessanten Kriminalfall mit so manch düsterem Geheimnis überzeugt.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*