Nachdem ich Anatomy: Eine Liebesgeschichte gelesen habe, war ich begeistert von der gelungenen Mischung aus Regency-Romance, historischen Elementen, minimaler Fantasy und packendem Thriller. Die fesselnde Erzählweise und die unterhaltsame Handlung haben mich so sehr in ihren Bann gezogen, dass ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht. Daher war es für mich nur logisch, auch den zweiten Band zu lesen.

In meiner Rezension zu „Immortality: Eine Liebesgeschichte“ von Dana Schwartz erfahrt ihr, ob ich mich auch von dieser Geschichte mitreißen lassen konnte.


 

Immortality: Eine Liebesgeschichte von Dana Schwartz
© Coverillustration: 2022 by Zachary Meyer
© Coverillustration: Umschlaggestaltung Johanna Mühlbauer

Infos zum Buch
erschienen bei Loewe Verlag
Veröffentlicht 13. September 2023
Originaltitel Immortality. A Love Story
Übersetzt von Ann Lecker
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahre
ca. 447 Seiten
Band 2 der Reihe Anatomy
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Ein Königshof voller Geheimnisse. Eine junge Ärztin, die ihnen auf die Schliche kommt.

Lady Hazel Sinnett ist am Boden zerstört. Unsicher, ob Jack noch lebt, lenkt sie sich mit Arbeit ab und behandelt weiterhin Patienten. Da erhält sie den Auftrag, die Leibärztin der kranken Prinzessin Charlotte zu werden. Am Königshof findet Hazel sich in einer glanzvollen Welt wieder, in der nichts ist, wie es scheint. Jeder hat etwas zu verbergen, vor allem der mysteriöse Club der Todesgefährten. Und schon bald steht mehr als nur Hazels Zukunft als Chirurgin auf dem Spiel …

© Klappentext: Loewe Verlag

Immortality: Eine Liebesgeschichte startet mitten in den unruhigen Zeiten der Französischen Revolution und ich wohne direkt einem Gang zu einer Hinrichtung bei. Diese ist allerdings nur der Nebenschauplatz, denn vordergründig wird die damalige Stimmung eingefangen sowie ein kleiner Blick in die wissenschaftliche Forschung des Delinquenten gewährt.

Im ersten Kapitel begegne ich dann endlich wieder Hazel. Relevante Detail, wie Hazel zu ihrer Berufung als Chirurgin kam oder was sich grob in Anatomy: Eine Liebesgeschichte ereignet hat, werden noch einmal aufgefrischt. Dies geschieht fast ohne großartige Spoiler, sodass auch Lesende ohne Vorkenntnisse Immortality: Eine Liebesgeschichte lesen können.

Der Schreibstil ist einladend und bildlich. Zudem ist es spannungsvoll und locker geschrieben. Bei so mancher beschriebenen medizinischen Behandlung sollte nichts Essbares in der Nähe liegen, da die Szenerie detailreich ausgeschmückt und erläutert wird.

Interessant finde ich die optisch unterschiedlich gestalteten Seiten zu Hazels Notizen zu einer Abhandlung über die moderne Medizin, Zeitungsausschnitten und Briefen. Dies verstärkt den Wechsel der Erzählperspektive und ist eine schöne Ergänzung zu den Ereignissen rund um Hazel.

Leider kommt nach meiner anfänglichen Euphorie schnell ein Knick in der Spannungskurve. Dies wird besonders stark durch den Klappentext von Immortality: Eine Liebesgeschichte gefördert, da er einfach zu viel von den zukünftigen Geschehnissen verrät. Dadurch verlieren so manche Wendungen ihre Überraschungseffekte und es wird vorhersehbar. Zudem schleichen sich ständig Logiklöcher und künstlich erzeugte Spannungsbögen ein, welche Immortality: Eine Liebesgeschichte leider langatmig machen.
Es kommt immer wieder das Gefühl in mir auf, dass es in der Handlung nicht vorangeht und ständig der Bezug zum ersten Band genommen wird.
Was mich aber besonders ärgert, ist, dass der historische Kontext so unrealistisch dargestellt wird. Hier hat Dana Schwartz sich unglaublich viel so zurechtgebogen, wie es ihr für ihre Geschichte dienlich schien.
So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass die Geschichte im Verlauf immer abstruser wird und das Liebesglück von Hazel und einem anderen Pärchen stark in den Vordergrund gerückt wird, dass ganz viel des Charmes des Vorgängerbuches verloren geht.

Bei all der Kritik möchte ich aber positiv hervorheben, dass ich die Darstellung des Lebens am englischen Königshof durchaus lesenswert und interessant empfinde. Der Blick hinter die dicken Mauern offenbart, wie groß der goldene Käfig in Wirklichkeit sein kann.

Immortality: Eine Liebesgeschichte driftet immer weiter in die Fantasy Schiene ab und dies nicht mal elegant. Es wirkt alles irgendwann nur noch schrecklich konstruiert und farblos. Das Finale kommt recht vorhersehbar daher und auch die Auflösung empfinde ich als unbefriedigend. Nicht alle Handlungsfäden werden aufgeklärt. Durch das Stilmittel der Vorausschau hat Dana Schwartz den Überraschungseffekt ausgehebelt und somit auch die letzte Chance, mich zu begeistern vertan. Der von mir so begeistert aufgenommene Genre-Mix aus Band 1 bleibt in Immortality: Eine Liebesgeschichte auf der Strecke. Schade.

Immortality: Eine Liebesgeschichte von Dana Schwartz
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein historisch angehauchtes Fantasy-Drama mit medizinischen Details, einer starken weiblichen Hauptfigur und einer romantischen Liebesgeschichte.

Lesen:

Wenn ihr Fans von Anatomy: Eine Liebesgeschichte seid und Hazel weiter begleiten möchtet oder wenn ihr kein Problem mit fantastischen Ausschmückungen und einem eher vorhersehbaren Verlauf habt.

Weglegen:

Wenn ihr auf realitätsnahe historische Romane mit durchgängigem Spannungsbogen oder auf ein ähnliches Leseerlebnis wie im ersten Band hofft, werdet ihr hier möglicherweise enttäuscht sein.

Mal ehrlich:

Immortality: Eine Liebesgeschichte beginnt zur Zeit der Französischen Revolution. Es ist sofort stimmungsvoll und intensiv. Die Atmosphäre und die wissenschaftlichen Ansätze des Verurteilten stehen im Fokus und machen mich neugierig auf das Kommende.
Vorwissen ist nicht zwingend notwendig, da relevante Infos klug eingebaut werden, ohne zu spoilern. Hazel, die Protagonistin aus Anatomy, hat sich nach den Ereignissen aus Band 1 wieder völlig ihrer geliebten Chirurgie zugewandt.
Dana Schwartz’ Stil bleibt lebendig, bildreich und leicht lesbar. Er ist dabei jedoch nicht immer etwas für Zartbesaitete, wenn medizinische Szenen allzu detailliert geschildert werden. Besonders gelungen sind die visuell anders gestalteten Seiten wie Hazels Notizen, Zeitungsartikel und Briefe, die neue Perspektiven eröffnen.
Leider nimmt die Spannung nach dem starken Einstieg deutlich ab. Nicht zuletzt, weil der Klappentext zu viel vorwegnimmt. Überraschungen bleiben aus, Wendungen wirken konstruiert, und Logikfehler schleichen sich ein. Auch die vielen Bezüge zum ersten Band hemmen den Handlungsfluss bald.
Der historische Rahmen verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit, da zugunsten einer dramatischeren Story zu viel zurechtgebogen wird. Was als atmosphärisch-medizinischer Historienroman beginnt, entwickelt sich zu einer überdrehten Fantasy-Romanze. Hazels Liebesleben und das eines weiteren Paares rücken in den Vordergrund, während der Charme von Anatomy verloren geht.
Positiv bleibt der Blick hinter die Kulissen des englischen Königshofs, der zeigt, wie trist das Leben im goldenen Käfig wirklich sein kann. Doch insgesamt wirkt vieles überzogen, das Finale ist vorhersehbar, und die Vorausschau nimmt der Geschichte die letzte Spannung.

Fazit:

Starker Auftakt, enttäuschender Verlauf. Die vielversprechende Fortsetzung verkümmert zu einer gewollten und fantasylastigen Romanze. Leider nicht das, was ich mir erhofft habe.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Auch wenn mich der zweite Band nicht begeistern konnte,
empfehle ich euch dennoch:
Anatomy: Eine Liebesgeschichte von Dana Schwartz