Mir wurde das Buch Der Tote in der Crown Row bei einem Info-Newsletter vorgestellt und ich war sofort davon angetan. Der Kriminalroman spielt nämlich im berühmten Londoner Gerichtsviertel, dem Temple-Bezirk, und die Autorin ist dort selbst Barrister und Kronanwältin. Das fand ich so interessant, dass ich unbedingt in diese Geschichte abtauchen wollte.
In meiner Rezension „Der Tote in der Crown Row: Ein Fall für Sir Gabriel Ward“ von Sally Smith reisen wir zusammen nach London ins Jahr 1901 und schauen, ob dieser Kriminalroman unterhalten kann.
Leseexemplar
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❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

© Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
erschienen beim Goldmann Verlag
Veröffentlicht 1. April 2025
Originaltitel A Case of Mice and Murder
Übersetzt von Sibylle Schmidt
ca. 401 Seiten
Band 1 der Reihe Sir Gabriel Ward ermittelt
erhältlich als gebundendes Buch, Hörbuch und eBook
Klappentext
London 1901: Der Temple-Bezirk mit seinen alten Gebäuden und verwinkelten Straßen liegt im Herzen Londons und bildet das Zentrum der englischen Rechtswelt. Ein Ort, an dem Traditionen alles bedeuten und Mord seit Jahrhunderten nur in Fallbüchern vorkommt – bis jetzt … Als der Anwalt Gabriel Ward an einem sonnigen Morgen im Mai aus seinen Räumen tritt, stolpert er buchstäblich über die Leiche des obersten Richters. Da die Polizei im Temple-Bezirk keine Befugnisse hat, wird Gabriel mit der Aufklärung betraut. In gewohnter Manier stürzt er sich mit Logik und Akribie auf die Fakten, doch er muss bald feststellen, dass ein Mord ganz eigenen Gesetzen folgt. Und dass sich hinter den schweren Eichentüren des Temple-Bezirks mehr dunkle Geheimnisse verstecken, als er je geahnt hätte …
© Klappentext: Goldmann Verlag
Mir gefällt optisch Der Tote in der Crown Row richtig gut und ich mag, dass es im Buchdeckel eine Karte des Temple-Bezirkes gibt. Diese hilft mir sehr bei der Orientierung, denn das Londoner Gerichtsviertel ist ein ganz besonders interessanter historischer Ort.
Es ist ein selbstverwaltetes Gebiet, welches vollständig umzäunt, nachts abgeschlossen und von eigenen Wächtern bewacht wird. Zudem unterliegt dieser Bezirk weder der Gerichtsbarkeit der Stadt noch der des Bischofs von London. Und als besonderer Bonus ist nicht einmal der Londoner Polizei der Zutritt zum Temple-Bezirk gestattet.
In dieser kleinen und geschützten Welt geschieht nun das Undenkbare. Der Lordoberrichter von England, Lord Dunning, wird ermordet und eröffnet damit den Kriminalroman, der im historischen London von 1901 spielt. Durch den faszinierenden Schreibstil, der den Charme der alten Zeit mit viel Feinfühligkeit und erlesener freundlichster Gewandtheit einfängt, werde ich sofort tief in diese Geschichte gezogen. Auch die Dialoge sind charmant, oft sehr wortgewandt und stimmungsvoll angelegt, was sämtliche Charaktere förmlich zum Leben erweckt.
Ich lerne die Hauptfigur Sir Gabriel Ward kennen. Obwohl er ein sehr verschlossener Mensch mit so manch notorischer Eigenart ist, gewinnt er sofort mein Herz. Denn Gabriel hat eine große Leidenschaft für Bücher. Hauptsächlich bevorzugt er Sachbücher und sein enormer Wissensdurst in Kombination mit seinem analytischen Anwaltsdenken hat ihn zu einem sehr erfolgreichen Barrister und Kronanwalt werden lassen.
Durch den Mord an Lord Dunnig wird nicht nur die Welt der kleinen eingeschworenen Gemeinschaft innerhalb des Temple erschüttert, sondern auch die von Gabriel. Er soll nun als Amateurdetektiv herhalten und seiner Erkenntnisse mit dem jungen Constable Maurice Wright teilen, der als Schnittstelle zwischen Gabriel und der Londoner Polizei fungieren soll.
Doch Gabriel will das überhaupt nicht, denn schließlich muss er sich auf einen sehr wichtigen Fall von Urheberrechtsklärung vorbereiten. Aber Gabriel hat kein Mitspracherecht und so muss er sich dem Willen des Schatzmeisters beugen und in dem Mord ermitteln.
Zu Beginn fällt es mir nicht so leicht, mich in dieser Welt zurechtzufinden. Sally Smith beschreibt den Schauplatz aufs Genaueste, gibt Einblicke ins britische Rechtssystem und die strengen Regularien innerhalb des Temple-Bezirks. Gleichzeitig beleuchtet sie die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den Schichten sowie deren Haltungen, führt mehrere Charaktere fast zeitgleich ein und lässt mich durch den personalen Erzähler an mehreren Perspektiven teilhaben. Dadurch wird die Spannung gedrückt und es fühlt sich alles ein bisschen an, als würde die Geschichte wie ein zähes Kaugummi in die Länge gezogen.
Dieses Gefühl jedoch trügt, denn Sally Smith hat mit einem cleveren Plot ein unglaublich vielschichtiges und stabiles Handlungsgerüst erschaffen. Jedes beschriebene Detail hat irgendwann in diesem Buch seine Relevanz und macht Der Tote in der Crown Row zu einem unglaublich packenden und sehr akribisch recherchierten Kriminalroman.
Stück für Stück tauche ich tiefer in die Welt von Gabriel ein und finde es total interessant, ihn nicht nur als Amateurdetektiv zu begleiteten, sondern auch ein Blick auf seine Arbeit als Barrister und Kronanwalt zu erhaschen.
Der Tote in der Crown Row ist ein klassischer Whodunit und lässt zwei große Geheimnisse zeitgleich laufen. Zum einen gilt es den Mord an Lord Dunning aufzuklären, aber zum anderen auch die Urheberschaft eines Kinderbuch-Bestsellers zu beleuchten und festzustellen, inwieweit Mr. Moore, der Verleger, in Regress genommen werden kann, weil er sich nie mit der Verfasserin über seine Entscheidungen abgestimmt hat.
Sally Smith lässt Gabriel im stetigen Wechsel zwischen den Fällen recherchieren und arbeiten, was für Spannung und zahlreichen Wendungen sorgt. Irgendwann weiß ich gar nicht mehr, welchen der beiden Sachverhalte ich lieber als erstes geklärt haben möchte.
Richtig aufregend finde ich Gabriel im Gerichtssaal. Sein kluges Agieren als Anwalt ist unglaublich spannend und informativ.
Der Tote in der Crown Row begeistert mich immer mehr und ich bemühe mich redlich, die vielen kleinen und großen Geheimnisse, die im Verlauf zum Vorschein kommen, zu lösen. Doch es gelingt mir nicht ein einziges Mal vor der eigentlichen Enthüllung. Die Mischung aus Spannung, Humor, historischem Kontext, informativen Elementen und Gesellschaftskritik ist perfekt austariert. Ich finde es großartig, dass Gabriel nicht als klassischer Detektiv ermittelt, sondern mit seinem herausragenden Anwaltsverstand an die Sache herangeht. Dabei wird besonders Constable Wright zu einem sympathischen Helfer für Gabriel und sie begegnen sich auf Augenhöhe.
Die Auflösung aller Rätsel ist absolut schlüssig und meisterhaft in die Handlung eingebettet. Es macht mir unglaublich viel Freude, das Gesamtbild zu sehen und darüber zu staunen, wie geschickt Sally Smith die Wahrheiten vor mir verborgen hat.

© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein historischer Kriminalroman, dessen Setting und Atmosphäre authentisch sind. Mithilfe von überraschenden Wendungen, einem charismatischen Ermittler und einer bestechenden Logik, gibt es packende Rätsel zu lösen und eine fesselnde Unterhaltung.
Lesen:
Wenn ihr historische Krimis mit einem anspruchsvollen Setting und packende Plot Twists mögt.
Weglegen:
Ich sehe keinen Grund, dieses Buch zur Seite zu legen. Wenn ihr euch unsicher wegen des historischen Setting seid, empfehle ich euch die Leseprobe.
Mal ehrlich:
Die Atmosphäre, welche den Temple-Bezirkes in London um 1901 lebendig werden lässt, hat mich sofort fasziniert. Dennoch fällt mir der Einstieg ins Buch nicht so leicht, da Sally Smith sehr ausführlich den Schauplatz mit seinen Charakteren und unterschiedlichen Perspektiven einführt. Doch sobald ich mich an den komplexen Aufbau gewöhnt habe, kann ich mich in die detailreiche und klug durchdachte Handlung fallenlassen. Besonders die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten und die Einstellungen jener Zeit sind authentisch eingefangen und schlüssig ins Geschehen eingebettet.
Das Setting im eigentümlichen Temple-Bezirk Londons mit seiner streng abgeschirmten, selbstverwalteten Enklave verleiht der Geschichte einen besonderen historischen Charme und fördert den Whodunit-Charakter.
Die Hauptfigur Sir Gabriel Ward ist ein äußerst interessanter Charakter. Anfangs übernimmt er nur widerwillig die Ermittlungen am Mord des Lordoberrichters, da er das sichere und regelkonforme Umfeld seines Anwalts- und Gerichtsrangs bevorzugt. Doch im Verlauf entwickelt er sich deutlich weiter und obwohl er mir von Beginn an sympathisch ist, bin ich am Ende ein Fan von ihm. Gabriels scharfsinnige Art macht ihn zu einem überzeugenden Amateurdetektiv. Klasse finde ich auch die Zusammenarbeit mit dem jungen Constable Maurice Wright, welche glaubwürdig und bereichernd für den gesamten Krimi ist.
Sally Smith schafft es eine großartige Spannung, Humor und Gesellschaftskritik miteinander zu kombinieren sowie immer neue Rätsel zu etablieren. Während die kriminalistischen Ermittlungen spannend erzählt werden, gewährt das Buch auch tiefe Einblicke in das britische Rechtssystem und die gesellschaftlichen Hierarchien der Zeit. Gabriel muss nicht nur einen Mord lösen, sondern auch vor Gericht einen Urheberrechtsstreit für sich entscheiden. Diesem Prozess beizuwohnen, rundet diesen vielschichtigen Krimi gekonnt ab.
Bis zum Schluss komme ich nicht hinter die Lösung der großen und kleinen Rätsel und kann es kaum erwarten, Gabriel bei seinen nächsten Ermittlungen im Tempel-Bezirk zu begleiten.
Fazit:
Der Tote in der Crown Row besticht durch sein einzigartiges Setting und bietet einen eleganten, intelligenten und spannenden Kriminalroman. Hier werden geschickt Geschichte, juristisches Recht und eine Menge geheimnisvoller Rätsel zu einem absoluten Pageturner verflochten. Absolute Leseempfehlung.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Habt ihr Lust auf einen sehr bildlichen und detailgetreuen historischen Thriller?
Dann empfehle ich euch:
Frevel von Nora Kain
Liebe Mo,
deine Rezension zu „Der Tote in der Crown Row“ hat mich sehr angesprochen. Besonders beeindruckt hat mich, wie du die Atmosphäre des Temple-Bezirks im London des Jahres 1901 einfängst und die Besonderheiten dieses historischen Ortes hervorhebst. Deine Beschreibung des Protagonisten Sir Gabriel Ward als verschlossenen, aber leidenschaftlichen Leser und analytischen Denker macht neugierig auf seine Ermittlungen.
Die Tatsache, dass die Autorin selbst Barrister und Kronanwältin ist, verleiht dem Roman eine besondere Authentizität, die du in deiner Rezension gut zur Geltung bringst. Deine detaillierten Eindrücke und die Begeisterung für die liebevolle Gestaltung des Buches, wie die beigefügte Karte des Temple-Bezirks, machen Lust darauf, selbst in die Geschichte einzutauchen.
Vielen Dank für deine ausführliche und informative Besprechung.
Herzliche Grüße,
Saskia Katharina
Liebe Mo, das klingt absolut nach einem Buch für mich! Ich verschlinge jedenfalls gerade ein Buch nach dem anderen, in denen es um die Aufklärung noch so verrückter Mordfälle geht! Und wenn Details immer wieder wichtig werden, fordert das das Mitdenken beim Selbstermitteln 🙂
Liebe Grüße
Jana
Liebe Mo,
deine gelungene Rezension zu „Der Tote in der Crown Row“ von Sally Smith ist ein wahrer Genuss! Du hast es geschafft, die Essenz dieses historischen Kriminalromans einzufangen und dabei die Neugier auf die tiefgründige Atmosphäre und die gut gezeichneten Charaktere zu wecken.
Besonders ansprechend finde ich, wie du die Balance zwischen Spannung und historischer Detailtreue hervorhebt. Es ist spürbar, dass Sally Smith ihre Recherche mit Leben füllt, ohne dabei den Lesefluss zu stören – das ist eine Kunst, die nicht viele beherrschen. Deine Betonung der „langsamen, ruhigen Art“, die dennoch fesselt, klingt treffend. Das spricht Leser an, die Wert auf eine wohlüberlegte Erzählweise legen.
Der Vergleich mit den Werken von Anne Perry ist ein starkes Argument und gibt eine klare Einordnung für potenzielle Leser. Eure Empfehlung für Fans historischer Krimis ist Gold wert, denn sie zeigt, dass hier nicht nur ein weiterer Fall gelöst wird, sondern eine ganze Epoche lebendig wird.
Liebe Grüße, Katja
Klingt auf alle Fälle nach einem interessanten Buch und einen Krimi hab ich ja doch seit einiger Zeit nicht mehr gelesen. Obwohl ich mir beim historischen Setting nicht ganz so sicher bin… aber wie du schon sagst, kann ich mir ja einfach die Leseprobe holen. 🙂
LG,
Vici
Schönen guten Morgen!
Die Beschreibung des Bezirks klingt ein wenig nach dem Vatikan – also dieses abgeschlossene System das für sich selbst steht 😀
Auf jeden Fall ein interessantes Setting und auch sonst klingt es sehr spannend. Ich werd mir das Buch definitiv auf die Merkliste setzen und mal abwarten, wie die Fortsetzungen abschneiden, da sollen ja noch weitere kommen.
Liebste Grüße, Aleshanee
Liebe Mo,
vielen Dank für deine ausführliche und begeisterte Rezension zu Der Tote in der Crown Row .
Deine Beschreibung des historischen Londons und die Atmosphäre des Temple-Bezirks haben mich direkt in die Zeit um 1901 versetzt.
Besonders faszinierend finde ich, wie du die juristische Expertise der Autorin hervorhebst und wie sie diese in die Handlung einfließen lässt.
Deine Begeisterung für die Charakterentwicklung, insbesondere die von Gabriel Ward, macht neugierig auf mehr.
Es ist spannend zu lesen, wie sich die Figuren im Laufe der Geschichte entwickeln und welche Überraschungen die Handlung bereithält.
Deine Rezension hat mich überzeugt, dieses Buch auf meine Leseliste zu setzen.
Ich bin gespannt, ob mich die Geschichte ebenso fesseln wird wie dich.
LG
Stephan