Von Christine Brand habe ich mal einen Kriminalroman gelesen, der mir in guter Erinnerung geblieben ist. Durch Zufall habe ich gesehen, dass es einen Start in eine neue Reihe geben soll und mich hat sofort der Klappentext angesprochen. Daher konnte ich nicht widerstehen und das Buch musste bei mir einziehen.
In meiner Rezension „Vermisst – Der Fall Anna“ von Christine Brand werde ich euch von meinen Leseeindrücken berichten und ob ich den Kriminalroman weiterempfehlen kann.
Leseexemplar
❧ Vielen Dank an Maria Mühlbauer für die Genehmigung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Umschlaggestaltung: www.buerosued.de
erschienen bei Blanvalet Verlag
Veröffentlicht 24. April 2024
ca. 544 Seiten
Band 1 der Reihe Malou Löwenberg
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
Klappentext
Malou Löwenberg ist Kommissarin beim Morddezernat und ein Findelkind. Als sie Dario kennenlernt, ist sie von seiner Geschichte fasziniert: Darios Mutter verschwand an seinem fünften Geburtstag spurlos. Obwohl alles dagegenspricht, glaubt er, dass seine Mutter noch lebt. An ihre eigene Geschichte erinnert, beginnt Malou zu ermitteln. Sie stößt auf immer mehr Vermisstenfälle: Alle Frauen verschwanden am fünften Geburtstag ihrer Kinder und alle Kinder erhalten ebenso wie Dario bis heute mysteriöse Geburtstagskarten … Lesen Sie auch die spannende Milla-Nova-Reihe und »Wahre Verbrechen»: Christine Brand schreibt über ihre dramatischsten Fälle als Gerichtsreporterin.
© Klappentext: Blanvalet Verlag
Der Prolog von Vermisst – Der Fall Anna holt mich direkt ab. Die Atmosphäre ist bedrohlich und besonders durch den Blickwinkel auf ein Kind besonders mitreißend. Die Gefahr ist greifbar, obwohl sie nur durch Schilderung von Geräuschen beschrieben wird.
Danach geht es erst einmal ruhiger zu und ich lerne im ersten Kapitel die Protagonistin und Kommissarin Malou Löwenberger kennen. Sie ist eine ambitionierte Ermittlerin und mir auf Anhieb sympathisch. Die Szenerie wirkt ein bisschen skurril, denn Malou trifft sich mit dem alten Friedhofsgärtner um einen Verstorbenen, der keine näheren Angehörigen oder Bekannten hat, das letzte Geleit zu geben.
Im zweiten Kapitel stellt mir der personale Erzähler Dario Forster vor. Er arbeitet als Sozialpädagoge in einem Heim für schwer erziehbare Jungs. Sein Job mutiert gerade zur Hölle für ihn und generell ist er momentan emotional angeschlagen. Denn er hat Geburtstag und er erhält seit dreißig Jahren jedes Jahr zu seinem Ehrentag eine Postkarte mit nur einem einzigen Satz darauf. Aber nicht nur das setzt Dario zu, auch das mysteriöse Verschwinden seiner Mutter an seinem fünften Geburtstag plagt ihn noch heute.
Vermisst – Der Fall Anna ist von Christine Brand klug und vielschichtig aufgebaut. Obwohl der Kriminalroman multiperspektivisch erzählt wird, liegt das Hauptaugenmerk auf Dario und Malou. Ich mag es, wie Christine Brand die Begegnung zwischen den beiden arrangiert und daraus eine spannende Suche nach der Wahrheit konstruiert.
Denn eins kann dieser Krimi vorzüglich: Mich wie eine Spinne in ihr Netz locken und mich nicht mehr loslassen. Die Spannung steigt kontinuierlich an und kleine geschickt gesetzte Cliffhanger an den Kapitelenden sorgen für den brennenden Wunsch, gleich noch ein Kapitel lesen zu wollen.
Mir gefällt die Konstellation aus Recherchearbeit mit unterschiedlichen Ansätzen und den Blick in die Leben von Dario und Malou. Ich lerne sie immer besser kennen und ich mag beide sehr. Alles entwickelt sich dynamisch und durchgängig logisch weiter.
Vermisst – Der Fall Anna besteht aus vielen Erzählfäden, die immer wieder miteinander verknüpft und wieder gelöst werden. So können sich die Ereignisse getrennt voneinander entwickeln, haben aber stets eine Verbindung zueinander. Nur das große Ganze will sich nicht zeigen lassen, was mich immer wieder zum Miträtseln und Spekulieren anspornt.
Ein bisschen anstrengend finde ich, dass die gesammelten Fakten im steten Rhythmus wiederholt werden. Da hätte es für meinen Geschmack ruhig ein bisschen weniger Erwähnung geben dürfen. Dagegen mag ich es total, mit welchem unglaublichen Feingespür Christine Brand Darios Emotionen im Bezug auf das Verschwinden und die Suche nach seiner Mutter darstellt. Die Ungewissheit ist so plastisch beschrieben, dass ich Dario einfach nur in den Arm nehmen mag.
Durch den Zusatz von weiteren Perspektiven erhält Vermisst – Der Fall Anna viel Tiefe und kann ganz klar mit seinen unterschiedlichen Charakteren überzeugen.
Der Schreibstil ist mitreißend. Christine Brand erzählt packend und mit dem richtigen Gespür für die jeweilige Atmosphäre der Szenerie. Ein bisschen schmunzeln muss ich, als ich realisiere, dass ein Charakter aus der Reihe Milla Nova ermittelt ebenfalls ein kleines Gastspiel hat. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Zusammenhang erkannt habe. Ich finde es aber durchaus gelungen und ruft mir doch gleich in Erinnerung, dass ich bei der Reihe auch unbedingt weiterlesen sollte.
Es müssen aber keinerlei Vorkenntnisse zur vorherigen Reihe vorhanden sein, weil der Schnittpunkt nur minimal angelegt ist.
Der Showdown ist super. Die Ereignisse scheinen sich zu überschlagen, nichts scheint plötzlich so, wie ich es vermutet habe. Alles wird schlüssig aufgeklärt, es bleiben keine Fragen offen. Das Ende ist ruhig gestaltet, nimmt mich aber dennoch mit. Besonders weil Vermisst – Der Fall Anna anders endet, als ich es mir gewünscht hätte. Dafür muss ich aber sagen, dass es in der Konsequenz logisch und realistisch ausgearbeitet ist.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein spannender Fall, der für die Polizei schon längst verjährt ist, aber das Interesse eine Polizistin weckt. Sie ermittelt in ihrer Freizeit in einem Vermisstenfall, um ihrem Blind Date auf der Suche nach seiner Mutter zu helfen.
Lesen:
Wenn ihr Kriminalromane mögt, in denen es kaum Spuren, dafür aber viele Emotionen gibt. Ob die Wahrheit dennoch ans Licht kommt, lest ihr in Vermisst – Der Fall Anna.
Weglegen:
Würde ich nur empfehlen, wenn für euch Blut in Strömen fließen oder der Himmel voller Geigen sein muss.
Mal ehrlich:
Vermisst – Der Fall Anna ist der Reihenauftakt um die Kommissarin Malou Löwenberg. Bei der Durchsicht eines Schrankes eines ehemaligen Kollegen fällt ihr ein Cold Case in die Hand. Dieser fasziniert sie sehr und als dann auch noch ihr Blind Date Dario von dem spurlosen Verschwinden seiner Mutter vor dreißig Jahren erzählt, will Malou nur noch eins: Ermitteln.
Erzählt wird dieser Krimi aus der Multiperspektive mithilfe des personalen Erzählers. Zwar liegt der Fokus ganz klar auf Malou und Dario, aber es kommen zwischendurch auch andere Charaktere zu Wort und lassen mich Teil an ihren Gedanken und Emotionen haben.
Vermisst – Der Fall Anna ist toll aufgebaut. Es gibt verschiedene Handlungsfäden, die parallel erzählt werden, aber dennoch ein gemeinsames Ziel haben: Die Wahrheit herauszufinden.
Ich ermittle gern an der Seite von Malou und Dario. Die Charaktere sind insgesamt alle vielschichtig und glaubwürdig angelegt.
Im Verlauf wird es immer spannungsvoller und mehr Details kommen hinzu. Besonders gut gefällt mir, wie die zwei recherchieren ohne groß Unterstützung von offizieller Stelle zu erhalten. Weniger mag ich, dass die gewonnenen Informationen permanent wiederholt werden.
Die Kapitel haben eine angenehme Länge und durch geschickt gesetzte Cliffhanger an deren Enden wird die Lektüre schnell zur Sucht. Der Schreibstil ist locker und genau an den richtigen Stellen atmosphärisch dicht erzählt. Der Kriminalroman ist keine schwere Kost, sodass er sich prima nebenbei oder zur Entspannung im Urlaub lesen lässt.
Insgesamt hat mich Vermisst – Der Fall Anna sehr oft überraschen können. Manches ist offensichtlich, vieles aber entdecke ich erst bei der Auflösung. Das Ende ist gut gelöst und anders, als ich es mir erhofft und erwartet habe. Fragen bleiben keine offen und ich bin auf weitere Ermittlungsarbeiten von Malou gespannt.
Fazit:
Die Mischung aus polizeilicher sowie privater Ermittlungsarbeit und der Beleuchtung der Emotionen um einen geliebten verschwundenen Menschen machen diesen Kriminalroman unglaublich packend und spannungsvoll. Zudem ist er leichtgängig zu lesen und verschafft mir einen interessanten Cold Case Fall, der nicht leicht zu durchschauen ist.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf noch mehr packende Wendungen?
Dann empfehle ich euch:
Blind von Christine Brand
Ich lese gerne Krimis, daher hört sich der Fall verlockend an. Ich weiß nur nicht, ob er einem als Mutter emotional sehr nahe geht bei dem Thema?! Gerade weil er aus der Mutterperspektive geschrieben ist.
Liebe Karin,
da brauchst du keine Sorgen haben. Es ist nicht aus der Mutterperspektive geschrieben, sondern aus der Multiperspektive. Damit meine ich, dass aus verschiedenen Blickpunkten der Fall betrachtet wird. Nicht nur von Dario und Malou ;). Du kannst also ganz beruhigt zum Buch greifen.
Liebe Grüße
Mo
Danke für die Vorstellung, solche Bücher liebe ich!
Das kommt gleich auf meine Wunschliste.
Liebe Grüße
Sigrid
Hallo liebe Mo,
das Buch klingt spannend und dein Bericht darüber war überzeugend. Jetzt beginnt ja wieder der Herbst und mit ihm irgendwie auch die Lesezeit.
Ich könnte mir das Buch und die Story aber auch gut als Serie vorstellen. Das mit den verschiedenen Blickrichtungen darzustellen, erscheint mir dabei jedoch etwas schwierig. Ich glaube, da lese dann doch lieber.
Wünsche dir noch einen schönen Nachmittag!
Liebe Grüße,
Saskia Katharina
Oh ist das dieser Satz, der jedes Jahr auf der Postkarte steht? Ich hatte mich nämlich schon gefragt, wie der wohl lauten mag! Also Mo, da hast du mich ja mal wieder neugierig gemacht! Ich mag Storys, die aus verschiedenen Erzählfäden bestehen und sich so nach und nach verknüpfen! Das Buch kommt mal auf meine Liste!
Liebe Grüße
Jana