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Die Buchvorstellungen von Droemer Knaur sind oft mein Verhängnis, da ihr Verlagsprogramm häufig meinen Lesegeschmack voll trifft. So ist es auch nicht verwunderlich, dass „African Samurai“ sofort meine Neugierde geweckt hat. Als Fan von asiatischen Geschichten komme ich um ein Buch, welches auf wahren historischen Ereignissen fußt, nicht drumherum.

In meiner Rezension „African Samurai“ von Craig Shreve verrate ich euch, wie nah der Roman an den tatsächlichen Begebenheiten ist und wie mir die Umsetzung gefallen hat.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von Droemer Knaur erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

African Samurai von Craig Shreve
© Covergestaltung: ZeroMedia, München

Infos zum Buch
erschienen bei Knaur
Veröffentlicht 2. Mai 2024
Originaltitel The African Samurai
Übersetzt von Urban Hofstetter
ca. 400 Seiten
erhältlich als gebundenes Buch und eBook
 

Klappentext

Ein Roman nach wahrer Begebenheit: die Geschichte über den beeindruckenden Aufstieg eines schwarzen Sklavenjungen zu Japans berühmtem Samurai.

Im Jahr 1579 läuft ein portugiesisches Segelschiff in den Hafen von Kinchotsu, Japan, ein. An Bord: europäische Güter, Feuerwaffen und ein Sklave aus Ostafrika. Als Kind aus seinem Heimatdorf entführt, an Söldner verkauft und dazu verdammt, in zahlreichen Schlachten zu kämpfen, soll er als Leibwächter einen italienischen Priester auf seiner Reise nach Kyoto begleiten. Dort angekommen, findet der berühmte Kriegsherr Oda Nobunaga Gefallen an dem hochgewachsenen Soldaten. Im Austausch für seine Mission bietet der Priester ihm den Sklaven mit dem Namen Yasuke als Geschenk an. Und verändert damit sein ganzes Leben …

Zeitlos, episch und grandios recherchiert: In seinem historischen Roman rekonstruiert Autor Craig Shreve die außergewöhnliche Reise von Yasuke in der Sengoku-Zeit.

© Klappentext: Knaur

Craig Shreve verarbeitet in seinem Roman „African Samurai“ die wahre Begebenheit über einen Mann, welcher der erste afrikanische Samurai geworden ist. Über Yasuke ist nur sehr wenig sicher bekannt, was einfach daran liegt, dass nur ein kleiner Ausschnitt seines Lebens dokumentiert wurde. So gilt es als historisch belegt, dass Yasuke in Afrika geboren und möglicherweise zunächst als Kind versklavt und nach Indien verschleppt wurde, um dort als Soldat ausgebildet zu werden. Die Wege danach liegen lange im Dunkeln, doch im Zuge von Missionierungsarbeiten kommt Yasuke nach Japan und erregt dort mit seinem Aussehen die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Allen voran die des mächtigen japanischen Feldherren Oda Nobunaga. Und die Geschichte zum ersten schwarzen Samurai nimmt ihren Lauf.

„African Samurai“ hat Craig Shreve klug aufgebaut. Zur besseren Übersicht gibt es zu Beginn eine Karte von Japan um 1579, welche durch die Kennzeichnungen der unterschiedlichen Machtbereiche der verschiedenen Clane ein gutes Bild der damaligen Gegebenheiten vermitteln kann. Zudem gibt es ein Personenregister, in denen die historisch belegten Personen aufgelistet sind, die in diesem Roman eine tragende Rolle spielen werden. Die Übersicht ist für mich besonders im Verlauf wichtig, um die Herausforderung der Fülle an Charakteren und den vielen japanischen Namen meistern zu können. Abgerundet wird das Ganze mit den Wappen der vier stärksten Clans.

Craig Shreve hat „African Samurai“ in vier Teile untergliedert. Sie alle stehen für einzelne prägnante Lebensstationen von Yasuke ab dem Augenblick, als er an Bord eines Schiffes mit Kurs auf Japan ist. Geschickt lässt Craig Shreve Rückblenden zu Yasukes Vergangenheit einfließen, sodass sich die Entdeckung des unbekannten Japans mit all den faszinierenden fremden Gepflogenheiten mit den wahrscheinlichen Schrecken seiner Kindheit und Jugend abwechseln. Besonders an „African Samurai“ ist, dass Yasuke selbst von alldem berichtet. Das schaffte eine Nähe, welche die Ereignisse besonders realistisch erlebbar macht und mir so manches Mal einen Kloß im Hals beschert.

Zu Beginn ist der Erzählstil unaufgeregt, aber wachsam und informativ. Ich muss mich gut konzentrieren, damit ich die Einordnung in die aktuelle politische Situation in Japan, aber auch die Mission des Priesters Valignano begreife. Gleichzeitig habe ich die Möglichkeit, Yasuke und seine Vergangenheit besser kennenzulernen.
Es dauert nicht lange und der Erzählrhythmus findet eine gute Mischung zwischen den einzelnen Handlungsfäden. Dabei berichtet Yasuke beinahe schnörkellos von den Grausamkeiten, die er als Sklave erdulden musste, aber genauso nüchtern wird auch vom Hier und Jetzt, der Zeit um 1579 gesprochen. Diese Abgeklärtheit vertieft die Schrecken umso mehr und hebt gleichzeitig das offene sowie zugewandte Verhalten von Oda Nobunaga für Neues auf ein Podest.

Craig Shreve gelingt es hervorragend, den herrschenden Zeitgeist gegen Ende des 16 Jahrhunderts einzufangen, zu kanalisieren und einen historischen Blick in die Welt von früher zu gewähren. Dabei fällt mir besonders der Kontrast zwischen der europäischen und der japanischen Kultur auf. Interessanterweise verwebt Craig Shreve auch Elemente der afrikanischen Kultur, sodass ein faszinierender Rundumblick möglich ist.
Yasuke besticht nicht nur durch seine äußerliche Erscheinung, sondern auch durch seine Intelligenz. Es gilt als gesichert, dass er mehrere Sprachen fließend beherrschte und besonders in Japan großen Eindruck durch seine kriegerischen Fähigkeiten machte. Ich mag, wie Craig Shreve Yasukes Aufstieg zum Samurai begleitet und die Beziehung zwischen ihm und Oda Nobunaga darstellt. Ein bisschen schade finde ich, dass es so wirkt, dass fast alle Japaner zumindest freundlich gleichgültig gegenüber Yasuke waren, mit einer Ausnahme. Dies ist mir persönlich ein wenig zu positiv verwaschen. Hier hätte es ruhig ein bisschen mehr zwischenmenschlichen Konflikt geben dürfen, denn das wird wohl leider wahrscheinlich gewesen sein.

„African Samurai“ ist ein gelungener Roman mit viel fiktionalem Anteil, der es jedoch vermag, das wenige, was über Yasuke bekannt ist, zu einer beeindruckenden Geschichte zusammenzufügen. So oder so ähnlich könnte es gewesen sein und das fasziniert mich sehr.
Das Ende ist bewusst offengehalten, denn tatsächlich weiß niemand mehr, wie es mit Yasuke weiterging, wie lange er noch lebte und ob er wirklich vollendend glücklich werden durfte.
Mich hat das Buch tief bewegt und mir gezeigt, wenn du offen für Neues bist, können sich wundervolle Dinge daraus entwickeln.

African Samurai von Craig Shreve
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

„African Samurai“ beleuchtet den Werdegang eines Jungen aus dem 16. Jahrhundert, der aus einem kleinen afrikanischen Dorf verschleppt und versklavt wurde und als Erwachsener in Japan als Samurai zu hohen Würden aufstieg.

Lesen:

Wenn ihr historische Romane mit wahren Begebenheiten mögt.

Weglegen:

Es ist eine historische Fiktion, die ohne Effekthascherei erzählt wird. Wer das nicht mag, sollte zu einer anderen Lektüre greifen.

Mal ehrlich:

Die wahre Begebenheit um den ersten afrikanischen Samurai beginnt für mich auf einem portugiesischen Segelschiff. Sein Ziel: Der japanische Hafen von Kinchotsu. An Bord der italienische Jesuit Alessandro Valignano, sein Leibwächter und Kammerdiener Isaak sowie europäische Güter und Feuerwaffen. Mit ihnen möchte der Missionar die Bewohner Japans davon überzeugen, dass der christliche Glaube der einzig wahre und richtige ist.
Mir erzählt Isaak persönlich, aus dem später Yasuke wird, was ab diesem Augenblick geschieht. Dabei verweben sich aktuelle Geschehnisse mit denen aus seiner Vergangenheit. Der Kontrast könnte nicht intensiver sein, denn Yasukes Leben ist von vielen Grausamkeiten geprägt. Einst als glückliches Kind irgendwo in Afrika zur Welt gekommen, verschleppten und versklavten ihn in jungen Jahren brutale Menschenhändler. Sein Leidensweg ist schnörkellos, aber mit vielen grausigen Details beschrieben.
In Japan jedoch erweckt er durch sein Aussehen und durch seine Kraft Aufsehen. Vor allem der ortsansässige Feudalherr Oda Nobunaga interessiert sich für diesen beeindruckenden Mann. Eine ehrfurchtsvolle Mentor-Schüler-Beziehung entsteht, und dies beschreibt der Autor sehr eindrucksvoll.
Der Großteil des Romans ist fiktiv, weil über Yasukes Werdegang und Leben nicht sehr viel bekannt ist. Doch Craig Shreve gelingt es, die historischen Details mit den damaligen Denk- und Lebensumständen gekonnt zu einem sehr atmosphärischen Roman zu verweben. Nicht alles ist im historischen Kontext korrekt dargestellt, diese Freiheit gibt der Autor aber auch offen zu.
Erzählt wird „African Samurai“ sehr unaufgeregt und dennoch eindrücklich. Loyalität, Ehre und Freiheit werden immer wieder beleuchtet und thematisiert. „African Samurai“ geht mir unter die Haut und kann ich allen empfehlen, welche sich für historische Persönlichkeiten interessieren.

Fazit:

„African Samurai“ ist eine historische Fiktion, die auf dem bekannten Abschnitt aus dem Leben von Yusuke basiert. Atmosphärisch ruhig geschildert wird der Werdegang einer beeindruckenden Persönlichkeit, der als Junge mehrfach versklavt sowie verkauft und später zu einem Samurai ernannt wurde.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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