Die Dilogie „Glaubst du…?“ habe ich zum Geburtstag geschenkt bekommen und es war klar, dass ich sie in einer großen Buddy-Read-Runde lesen würde. Darauf freute ich mich besonders und war gleichzeitig sehr gespannt auf das Buch. Wir hatten in unserer illustren Runde nämlich auch zwei Leserinnen, die noch nie Dark Romance gelesen hatten, und das wollten wir zwei restlichen Mitglieder ihnen nun schmackhaft machen.

In meiner Rezension „Glaubst du… du kannst mich retten?“ von Mila Diamond beleuchte ich, wie mir die Geschichte rund um Samantha und Chris gefallen hatte.

Glaubst du... du kannst mich retten? von Mila Diamond
© Cover: Kathrin Franke-Mois – Epic Moon – Coverdesign – München

Infos zum Buch
Herausgeber Independently published
Veröffentlicht 11. April 2020
ca. 210 Seiten
Band 1 der Reihe „Glaubst du…?“
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Wenn ich aufhöre zu kämpfen, werde ich dann überleben? Wenn mich mein schlimmster Alptraum einholt, wirst du dann für mich da sein? Und wenn du dein Leben für andere riskierst, würdest du das auch für mich tun?

Er ist jemand, vor dem man sich lieber in Acht nehmen sollte. Sie ist ein gebrochenes Mädchen, das sich mühsam aus dem Abgrund befreit hat. Doch was ist, wenn die Vergangenheit droht sie wieder einzuholen und alles was sie liebt zu zerstören?

Samantha hat ihr Leben lang gekämpft. Durch ihren besten Freund Mike hat sie wieder gelernt, sich selbst und das Leben zu lieben. Doch dann lernt Sie Chris kennen, der ihr gesamtes Leben aus der Bahn wirft. In dem Moment, als er in ihr Leben tritt, kehren auch die Schatten ihrer Vergangenheit zurück und versuchen, ihr alles zu nehmen. Ist er der Grund für alles, was ihr geschieht? Oder ist er ihr Licht in der Dunkelheit?

© Klappentext: Mila Diamond

Zu Beginn war ich angenehm überrascht über den Warnhinweis. In ihm erklärte die Autorin welche schwierigen Themen sie in ihrer Geschichte behandeln würde und das Betroffene sich immer Hilfe bei der Telefonseelsorge holen können. Sie gab sogar die Kontaktmöglichkeiten an, was ich in der Form in noch keinem Buch gesehen hatte und für sinnvoll erachtete.

Entsprechend neugierig startete ich mit dem Lesen und muss gestehen, dass ich aufgrund der Buchbeschreibung und des Warnhinweises eine gefährlich düstere Geschichte mit romantischen Zügen erwartet hatte. Schon auf den ersten Seiten kam ich über das Cover ins Grübeln. Es hatte mich ehrlich gesagt vom ersten Anblick an nicht sonderlich angesprochen. Die Frau auf dem Cover konnte jedenfalls nicht die Protagonistin Samantha sein, da diese moosgrünen Augen besaß. Mich irritierte das und so richtig stimmig zur Story empfand ich die Coverwahl nicht.

Ich mache es kurz: Das Cover war leider nicht das Einzige, was mich in diesem Buch verwirrte. Der komplette Handlungsaufbau war oftmals nicht logisch durchdacht. Es gab reichlich Logikfehler und auch Momente, an denen Mila Diamond nichts erklärte. Ich bekam einfach Brocken hingeschmissen und wurde von einer Handlung zur Nächsten weitergereicht, ohne je vernünftig über Hintergründe oder Ähnliches aufgeklärt zu werden. Beispiel gefällig?
Samantha führt mit ihrem besten Freund Mike eine Security-Firma unter dem Aspekt deren Grundeinstellung „Schutz für Opfer“. Wie und in welcher Form sie das bewerkstelligten, wurde nicht erklärt. Auch das Samantha, gestärkt aus ihrer eigenen gewaltvollen Vergangenheit hervorgegangen sein soll, konnte nie so richtig schlüssig und überzeugend im weiteren Verlauf dargestellt werden.
Auf der anderen Seite gab es noch Chris. Angeblich Chef einer mysteriösen Organisation, die zwischen rivalisierenden Banden vermittelt und gleichzeitig für den Schutz der Menschen sorgt. Aber was genau sie machen, ich habe es bis zum Ende des Buches nicht durchschaut.
Und so zog sich das leider durch das komplette Buch.

Auch das Setting war einfach nur glanz- und strukturlos. Alles sollte in L.A. spielen, aber ich fand leider keinen Bezug zu diesem Handlungsort. Alles blieb im Nebel liegen, sodass diese Story überall auf der Welt gespielt haben könnte. Ich konnte mir nichts Bildliches vorstellen, was ich extrem frustrierend empfand.

Die Figuren blieben ebenfalls blass und ich konnte keinerlei Beziehung zu ihnen aufbauen. Emotional erreichte mich niemand und irgendwie passten ihre Charaktereigenschaften überhaupt nicht zum Konzept.
Nehmen wir Chris: Wie oben schon erwähnt, machte er Geschäfte mit Verbrechern. Da erwarte ich einen knallharten Typ und nicht so einen soften Halb-Gentleman. Ich konnte Chris überhaupt nicht ernstnehmen und hatte nie den Eindruck, dass er auf der falschen Seite des Gesetzes stand. Harter Krimineller? Batman für Arme? Keine Ahnung, was Chris darstellen sollte, „bad“ war er kein Stück, eher Typ Hausmann.

Samantha, kurz Sam, wirkte bisweilen recht empathielos anderen Menschen gegenüber. Gerade wenn sie Opfer schützen möchte, sollte sie viel einfühlsamer sein.
Aber auch ihre Charakterbeschreibung passte nicht für mich. Sie wurde mir als Frau dargestellt, die eine schwer traumatisierende Vergangenheit überlebt hatte und sich ins Leben zurück gekämpft hatte. Als Chefin einer Securityfirma erwarte ich auch einfach eine Persönlichkeit, die durchsetzungsstark ist und sich immer und überall wehren kann.
Das jedoch bekam ich nur ganz wenig zu sehen. Hauptsächlich nahm ich sie eher wie ein verschrecktes Mädchen war, dass sich erst noch selber finden musste. Von einer gestandenen Geschäftsfrau fehlte mir hier einfach alles.

Erzählt wurde der erste Teil dieser Dilogie und gleichzeitig das Debüt von Mila Diamond von den Protagonisten Samantha und Chris selbst. Im Wechsel der Kapitel durfte ich die beiden begleiten, was aber leider nicht dazu beitrug, dass ich eine persönliche Beziehung zu den beiden aufbauen konnte. Im Gegenteil, für mich blieben Samantha und Chris einfach schrecklich blass und eindimensional.
Im Grunde waren alle Figuren viel zu oberflächlich, aber die Krönung war für mich wohl Mike. Er sollte Samanthas bester Freund sein, verhielt sich aber überhaupt nicht so. Die Interaktion der Figuren untereinander war für mich echt ein Trauerspiel und leider null überzeugend. Es lag wohl vorrangig auch daran, dass es keine komplexen Charaktere gab. Sie wirkten alle so schrecklich naiv und überhaupt nicht altersgerecht. Das sollten alles gestandene Persönlichkeiten mit eigner Firma sein und ich hatte ständig das Gefühl pubertierenden Menschen über die Schulter zusehen.

Einziger Lichtblick war für mich der Antagonist, der zumindest in ganz, ganz groben Zügen etwas Grusel über meinen Rücken rieseln ließ. Hier waren durchaus positive Ansätze der Autorin spürbar, tatsächlich Dark Romance schreiben zu wollen. Leider packte sie dann wohl die Angst oder Unsicherheit, ich weiß es nicht. Mehr wie eine zarte Andeutung gab es nie zu lesen, weshalb spannungsgeladene Augenblicke schneller zerbröselten als Sand durch eine Sanduhr laufen konnte.

Kurzum, für mich entwickelte sich keine Figur sinnvoll weiter. Alles stagnierte so lasch vor sich hin und bei Samantha hatte ich den Eindruck, dass sie im Verlauf der Geschichte in alte Muster zurückfiel. Willensstark und kämpferisch? Konnte ich hier wahrlich nicht entdecken.

Es entstanden beim Lesen so viele Frage in meinem Kopf und kaum eine wurde je geklärt. Zum Beispiel frage ich mich ernsthaft, wer auf die Idee kam, dass das hier Dark Romance sei? Das ist meilenweit von diesem Genre entfernt. Mal unabhängig davon, dass ich mich durch die Story wirklich gelangweilt fühlte. Das ist ja subjektiv. Aber dieses Buch hatte gar nichts von Dark Romance. Viele und heftige erotische Szenen? Nada. Okay, ist auch nicht der Garant für gute Dark Romance. Eine einzige Szene beschrieb die Autorin halbherzig, sorry, die berührte mich kein Stück. Dunkle Szenen, die Angst, Nervenkitzel und Gefahr ausstrahlten? Fehlanzeige. Klug inszenierte und psychologisch ausgefeilte Vorgänge? Nicht in diesem Buch.
Seichte Romanze, das würde mir zu dem Buch einfallen. Das war es dann aber schon.

Positiv zu erwähnen sei, dass die kurzen Kapitel mir das Lesen erträglicher machten, weil ich oft genug eine Pause einlegen konnte. Der Schreibstil war einfach gehalten und schnörkellos. Er kam auf den Punkt und ich wurde immerhin nicht mit langatmigen Detailbeschreibungen gelangweilt. Es ließ sich auch alles flüssig genug lesen, dass ich recht zügig durch das Buch kam.

Glaubst du... du kannst mich retten? von Mila Diamond
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine schnörkellose Geschichte, in der die Handlungen ohne große Erklärungen vorangepeitscht werden und weiche Romantik das Spannenende am Buch ist.

Lesen:

Wer sehr seichte Unterhaltung mag, könnte Spaß an dieser Geschichte haben.

Weglegen:

Kann ich wärmstens empfehlen. Dark Romance steht zwar drauf, das Buch wurde höchstens an anderen Büchern dieses Genres vorbei getragen.

Mal ehrlich:

Zu Beginn war ich schon euphorisch, denn ich fand den Warnhinweis superdurchdacht. Doch nach dem Lesen des Buches habe ich mich ernsthaft gefragt, warum es ihn überhaupt gegeben hat. Vergewaltigung? Ganz leicht angedeutet. Okay, sie sollte kein Unterhaltungswert bieten, was auch komisch wäre, aber sie einfach nur nebulös anzudeuten ist irgendwie am Thema vorbei, fand ich. Depressionen? Joa, die hatte ich beim Lesen. Sorry, das ist fies, war aber so. Hätte ich das Buch nicht im Big-Buddy-Read gelesen, zum Ende wäre ich bis heute nicht gekommen. Und was noch schlimmer ist, ich hätte ernsthaft an meinem Verstand gezweifelt. All die positiven Rezensionen sprachen von einem Buch, das ich nicht gelesen habe.
Harter Bandenführer? Wer sollte das sein? Chris? Der war für mich überhaupt kein Bad Boy und mit Sicherheit niemand, der eine kriminelle Vereinigung anführte. So wenig Rückgrat wie der hatte, hätten die anderen Bösewichte ihn längst abgeknallt.
Größte Enttäuschung war für mich wohl Samantha. Eine grausame Vergangenheit sollte hinter ihr liegen, aus der sie gestärkt und selbstbewusst hervorging. Ich weiß nicht, gefühlt war das so für 5 Kapitel, danach kam sie mir wie eine Teenagerin vor. Jammerig und versunken im Selbstmitleid.
Der Story fehlte es an allen Ecken und Enden: Authentizität, Tiefe und vor allem an Intensität. Der komplette Handlungsverlauf wurde verflucht schnell und superoberflächlich abgehandelt, erklärendes Hintergrundwissen? Fehlanzeige. Das führte zu reichlich Fragen in meinem Kopf und leider auch zu zahlreichen Logikfehlern, die mir zusätzlich den Spaß am Lesen raubten.
Dark Romance? Habe ich keine gelesen. Und die einzelne erotische Szene, die irgendwann auch noch ausgeblendet wurde, überzeugte mich kein Stück.

Fazit:

Leider kein Buch, dass ich weiterempfehlen würde. Die Story liest sich wie ein grober Umriss eines geplanten Buches und nicht nach spannender Unterhaltung. Dark Romance fehlt total, für mich war das hier eine super weichgespülte Lovestory.

*Das Buch ist nur bei Amazon erhältlich*

Lesetipp:

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