Sobald es irgendwie um Wölfe geht, habe ich schon Feuer gefangen. Ich liebe diese schönen Geschöpfe und als ich den Titel des Buches las, war mir klar, dass ich es unbedingt lesen muss. Ich hatte Glück, denn ich bewarb mich bei einer Leserunde um dieses Buch und wurde ausgelost. Das besondere daran war der Austausch mit der Autorin, was aber meine nachfolgende Rezension selbstverständlich nicht beeinflusst hat.

In meiner Rezension
„Das Lied der Wölfe“ von Rena Fischer
verrate ich euch, ob hier Wölfe wirklich eine Rolle spielten und wie mir insgesamt das Buch gefallen hatte.


 

Das Lied der Wölfe von Rena Fischer
© Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Infos zum Buch
erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft
Veröffentlicht 21. Mai 2021
ca. 512 Seiten
erhältlich als Taschenbuch, Hörbuch und eBook
 

Klappentext

Sturmgraublaue Zeit der Liebe

Die junge deutsche Wolfsforscherin Kaya wird von dem schottischen Milliardär Alistair MacKinley angestellt, um auf seinen Ländereien wilde Wölfe anzusiedeln. In dem einsamen Herrenhaus in den Highlands trifft sie auch auf den verschlossenen Nevis, Alistairs attraktiven Sohn, mit Augen wie das Sturmgraublau des schottischen Himmels. Der verwundete Ex-Elitesoldat soll sich von seinen schweren Kriegsverletzungen erholen. Doch er verweigert die Therapie und torpediert das Wolfsprojekt, wo er nur kann. Kaya ist wütend und fasziniert zugleich, ohne das tragische Ausmaß seines Zustands zu ahnen. Eine Zusammenarbeit mit Nevis endet katastrophal. Erst als sich beide ihrer Vergangenheit stellen, können sie ihre Liebe und ihre Zukunft retten.

© Klappentext: dtv Verlagsgesellschaft

Als ich „Das Lied der Wölfe“ zum ersten Mal in den Händen hielt, war ich erstaunt über die so klug durchdachte Umschlaggestaltung. Das Motiv von den schottischen Highlands zog sich von der Vorderseite über den Buchrücken bis hin zur Rückseite und gipfelte in den jeweiligen Umschlagseiten. Schon allein das Motiv lud zum Träumen in der rauen Landschaft ein und weckte die Neugier auf eine Geschichte, die schon vom Klappentext her unglaublich faszinierend klang.

Genauso wechselhaft und mitunter rau wie das schottische Wetter war auch diese unglaublich schöne und sehr berührende Geschichte. Ich traf auf zwei Protagonisten, die nicht unterschiedlicher hätten sein können und die doch eine traumatische Vergangenheit in gewisser Weise einte. Beide hatten sie ihre Päckchen zu tragen und nur Stück für Stück wurde mir enthüllt, was sie innerlich so sehr quälte.
Besonders viel Nähe schuf Rena Fischer, indem sie Kaya und Nevis ihre Geschichten selber erzählen ließ. Ein besonderes Highlight waren hier die unterschiedlichen Schriftarten, die es mir ermöglichten, sofort zu erkennen, wer von beiden mir gerade die aktuellsten Ereignisse schilderte und mich teil an seinem Leben haben ließ.
Manchmal gab es innerhalb der Kapitel Zeitsprünge, die aber aus dem Kontext heraus gut zu ermitteln waren. Nur einmal war ich dabei ins Stolpern gekommen, aber das klärte sich zum Glück recht schnell auf.

Kaya, Biologin mit der Fachrichtung freilebende Wölfe, war mir auf Anhieb sympathisch. Na klar, ihre Begeisterung für Wölfe trug wesentlich dazu bei, dass ich sie sofort mochte. Aber ihr freundlicher Charakter und ihr wacher Geist sorgten ebenso dafür, dass ich sie ins Herz schloss. Am meisten mochte ich ihre direkte Art, wenn es darauf ankam.
Dank Kaya bekam ich noch tiefere Einblicke in das Familienleben wild lebender Wölfe und wie sehr sie auch die Natur durch ihre Anwesenheit positiv beeinflussen. Es war so eine Freude Kaya bei der Arbeit über die Schulter zu schauen und noch mehr über die Aufklärungsarbeit von Wolfcentern zu lernen.

Nevis, ein hochdekorierter Elitesoldat, war ein stolzer Mann, der auf den ersten Blick abweisend und kalt wirkte. Da ich ihn aber direkt begleiten durfte und von seiner schlimmen posttraumatischen Belastungsstörung wusste, fiel es mir leicht, hinter seine Fassade zu schauen und einen aufrichtigen, ehrlichen und sehr angenehmen Charakter zu entdecken. Es war nicht immer einfach, seine Flashbacks auszuhalten und dabei nicht nur maßloses Mitleid zu empfinden. Der Autorin gelang es PTBS weder zu verharmlosen noch mit lächerlichen Klischees zu bestücken oder noch schlimmer, mich damit zu erdrücken. Stattdessen flocht sie das Thema gekonnt in die Handlungen ein und zeigte auf, dass PTBS von Mensch zu Mensch unterschiedlich und diese Krankheit ein langer therapeutischer Kampf ist. Dennoch gab sie der PTBS nie zu viel Raum, sodass die Freude am Lesen immer erhalten blieb und ich nie in schwarze Löcher gesogen wurde, aus denen ich mich hätte befreien müssen.

„Das Lied der Wölfe“ kam mit angenehm wenig Figuren aus und strotze dennoch voller Leben. Es gab so viel zu entdecken und überall wuselte das Leben. Mal in Form von konfliktbehafteten Eltern-Kind-Beziehungen, von Liebeskummer über Liebesglück in unterschiedlichsten Facetten und der Erwähnung von unglaublichen Essenskreationen, die mir das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen.
Obwohl die Handlungen stets unvorhersehbar blieben, verlor ich nie den roten Faden innerhalb der Geschichte. Nichts nahm zu viel Raum und auch nichts zu wenig davon ein. Es war ein sehr ausgeklügeltes Leseabenteuer, welches von einem sehr stimmungsvollen Schreibstil abgerundet wurde. Er war so bildlich, dass ich mir die schottischen Highlands wunderbar vorstellen konnte, das Wolfsrudel und das Leben in McKinley Manor. Immer gab es eine angenehme Spannungskurve, die hier und da natürlich auch nach oben schoss und alles noch aufregender machte. Es gab aber auch tolle Szenen, die mich zum Schmunzeln, Seufzen oder Lachen brachten, sodass ich immer mitfühlen konnte.

Das letzte Drittel von „Das Lied der Wölfe“ nahm mich mit auf eine Achterbahn der Gefühle und besonders mochte ich hier, dass eben nicht Disney mitgeschrieben hatte, sondern eine Autorin den Fokus auf das schonungslose Leben gelegt hatte. So war besonders das Ende sehr natürlich und ich mochte, dass auch etwas ungewöhnlich gewesen ist.
Übrigens versteckte sich ganz hinten im Buch noch ein Glossar, was auch eigenständig interessant zu lesen gewesen ist.

Das Lied der Wölfe von Rena Fischer
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine sehr tiefschichtige Geschichte, die verschiedenste Facetten anspricht und zu einem spannenden, sehr feinfühligen Liebesroman verwoben wurde.

Lesen:

Wenn ihr gern Geschichten lest, die das wahre Leben genauso auch hätte schreiben können.

Weglegen:

Wenn ihr Traumata wie beispielsweise PTBS oder erdrückende Beziehungen in Büchern nicht lesen wollt, solltet ihr euch für ein anderes Buch entscheiden.

Mal ehrlich:

„Das Lied der Wölfe“ schlug mich von der ersten Seite an in seinen Bann und ließ mich bis zum Schluss nicht mehr los. Dies war mitnichten eine 08/15 Story. Stattdessen bekam ich eine unglaublich tiefschichtige Geschichte zu lesen, die absolut natürlich Fakten über Wölfe und PTBS in die Erzählungen einschloss, ohne Klischees zu bedienen oder erdrückend zu wirken. Der Lesegenuss stand immer im Vordergrund und glänzte dennoch mit einem unglaublichen Füllhorn an Wissen und Informationen, dass ich viel für mich aus dem Buch mitnehmen konnte.
Hier lief wahrlich nicht alles glatt und es war, als hätte das Leben persönlich die Geschichte um Kaya und ihren Wölfen sowie den stolzen, aber vom Krieg versehrten Nevis und dem Zwist zwischen seinen Eltern geschrieben. In jeder Zeile wurde deutlich, wie intensiv Rena Fischer zu den einzelnen Themen recherchiert hatte und sie lud mich mit ihrem sehr atmosphärischen Schreibstil zum immer Weiterlesen ein. Die Spannungskurve war stets da, meist in einem angenehmen Bogen mit einigen Spannungsausreißern, die durchaus in der Lage waren, mir den Atem zu nehmen.
Ich liebe Wölfe und diese Liebe spürte ich dank Protagonistin Kaya auch in diesem Buch. Für mich eine absolut stimmige und wunderschöne Geschichte, in der nicht alles glänzt und das Schicksal genauso hart war wie das wahre Leben. Dennoch kam auch der Humor nicht zu kurz.

Fazit:

Ein Roman, der vielschichtig und authentisch war, dabei aber nie den Unterhaltungswert vergaß. „Das Lied der Wölfe“ lohnt sich für alle, die mehr als nur eine Liebesgeschichte im schottischen Highlands lesen wollen und gern auch etwas fürs Leben mitnehmen möchten. Große Leseempfehlung.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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Dann empfehle ich euch:

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