1994 schlugen tatsächlich Wissenschaftler vom Wright Laboratory eine chemische, nicht tödliche Waffe vor: Die Sex Bomb. So sollten feindliche Soldaten kampfunfähig gemacht werden, weil sie durch das Empfinden großer Wollust sich einfach nicht mehr auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können. Zum Glück blieb dies nur bei einem theoretischen Vorschlag. Daher war ich gespannt, in wieweit die Autorin das Gedankenspiel aufgenommen und zu einem Thriller verarbeitet hatte.

In meiner Rezension zu
„Operation Gay Bomb“ von Symone Hengy
verrate ich euch, wie mir die Geschichte gefallen hatte.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar vom Hybrid Verlag erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Operation Gay Bomb von Symone Hengy
© Cover: 2019 by Hygin Graphix

Infos zum Buch
erschienen im Hybrid Verlag
Veröffentlicht 6. Dezember 2019
ca. 448 Seiten
erhältlich als gebundenes Buch, broschiert und eBook
 

Klappentext

Leichen, deren Körper sich in kürzester Zeit auflösen, und ein Klient mit unglaubwürdiger Geschichte. Welche Ziele verfolgt ein Bund aus ehemaligen Ostblock-Agenten? Und was verbirgt sich hinter dem Unglück in den Österreichischen Alpen? Völlig unvermittelt geraten die Hauptkommissarin Marlies Bender und der Privatermittler Alexander Buschbeck ins Dickicht geheimdienstlicher Aktionen.

Scheinbar zufällige Ereignisse folgen einem ausgeklügelten Konzept, einem ungeheuerlichen Plan tödlicher Selbstjustiz.

© Klappentext: Hybrid Verlag

Der Start in das Buch hatte mir gefallen. Ich war sofort mitten im Geschehen und durch die dort erzeugte Spannung auch gleich gespannt auf die kommenden Ereignisse. Nach dem Prolog gab es verschiedene Handlungsstränge und Personen, denen ich folgen konnte. Sie hatten jeweils immer eigene Kapitel, welche entsprechend so gekennzeichnet waren, dass ich auf Anhieb wusste, wem ich nun über die Schultern sehen konnte.
Insgesamt drei Hauptakteure durfte ich begleiten: den Ex-Profiler und psychologischer Berater Alexander Buschbeck, Oberst a.D. Friedbert Hartmann und die Hauptkommissarin Marlies Bender.

Alexander Buschbeck war ein interessanter Charakter, dem ein seherischer Touch angeheftet wurde. Seine Träume wiesen ihm teilweise den Weg, was ich ein bisschen schräg empfand und auch irgendwie nicht richtig nachvollziehen konnte. Denn das, was er in seinen Träumen „sah“, hätte er unmöglich wissen können. Für meinen Geschmack war das ein unnötiges Element, denn ansonsten war mir der Charakter sympathisch und seine Art der Nachforschung interessant.

Aus dem bunten Figurenreigen mochte ich Marlies Bender am meisten. Ihre hartnäckige Art war angenehm und mich faszinierte ihre Unbeirrbarkeit. Sie begleitete ich von allen am liebsten. Ihre Ermittlungsarbeit war für mich am spannendsten und ich hätte gern mehr von ihr gelesen.

Friedbert Hartmann blieb mir bis zum Schluss einfach zu undurchschaubar und um ehrlich zu sein, mochte ich ihn am allerwenigsten. Seine Art war mir zuwider und seine Kompagnons waren für mich bis zu letzt auch nicht wirklich greifbar. Deren Namen konnte ich mir auch überhaupt nicht merken und war froh, dass sie oft nur „der Russe“, „der Tscheche“ usw. genannt wurden. So hatte ich zu mindestens immerhin einen Anhaltspunkt, um wen es sich gerade handelte.
Diesen Handlungsstrang verfolgte ich auch nicht so gern, da er oft viele Längen hatte und ich die Erzählungen ermüdend fand. Erst gegen Ende kam ein Kapitel, welches ich durchgängig superspannend empfand.

Für meinen Geschmack blieb der Thriller hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das Kernthema war spannend gewählt und doch hätte ich mir eine noch intensivere Ausarbeitung dazu gewünscht. Die Vorlage dazu war definitiv schon da, denn die „Gay Bomb“ war nicht über Nacht entwickelt worden. Die Verstrickungen reichten zurück zu Zeiten des Kalten Krieges und der Stasiherrschaft und sogar noch ein bisschen weiter.
Dennoch leuchteten mir schon relativ früh die Zusammenhänge der einzelnen Handlungsstränge ein und ich wartete oft vergeblich auf überraschende Wendungen. An einigen Stellen plätscherte das Geschehen vor sich hin und ich war darüber ein wenig traurig. Für mich hatte das ein bisschen den Eindruck, dass viele Fäden in die Geschichte hineingesponnen werden sollten, um ein dynamisches Erzählbild zu erschaffen. Aber genau das war meiner Meinung nach einfach zu viel. Da gab es dann persönliche Verbindungen, die konzipiert wurden, aber der Geschichte die durchgängige Spannung raubte. Ein paar Handlungsschauplätze weniger und ein bisschen mehr Ermittlungsarbeit oder noch mehr Einblicke in das Wirken der „Gay Bomb“, dann wäre hier mit Sicherheit noch mehr Thrill möglich gewesen.

Trotz meiner Kritik, „Operation Gay Bomb“ ließ sich wunderbar lesen. Symone Hengys Schreibstil war schön flüssig und genau an den richtigen Stellen sehr bildlich. Gerade da wurden die Szenen dann fesselnd und am Ende sogar atemberaubend gut.
Auch gefiel mir sehr, wie die Autorin mit der Thematik einer chemischen Waffe umging, die auf die Libido des Menschen abzielte. Welche Gefahren damit zusammenhängen und was passiert, wenn ein fühlendes Wesen zu einer Waffe gemacht wird. Diese Aspekte waren klasse herausgearbeitet und bereicherten das Buch, indem es mich nachdenklich stimmte.

Das Ende war wirklich hoch spannend und überraschte mich dann doch. Die Ereignisse überschlugen sich förmlich und es wurde richtig mitreißend. Es war halb offen gestaltet, was mich aber nicht störte, weil so die Geschichte in den Bereich des Möglichen teleportiert wurde.

Sehr loben möchte ich im Übrigen auch das Cover und den Titel. Es passte perfekt zur Geschichte und rundete das Buch insgesamt ab.

Operation Gay Bomb von Symone Hengy

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein geheimes Projekt, dass die militärische Schlagkraft revolutionieren soll, eine verlorene Tochter und Tote, die aussehen wie aufblasbare Puppen.

Lesen:

Ihr lest gern Geschichten über Privatermittler und Geheimorganisationen? Dann wird euch die Geschichte bestimmt abholen.

Weglegen:

Wenn ihr auf rasante Thriller mit jeder Menge Spannung steht, könnte das Buch eher nichts für euch sein.

Mal ehrlich:

„Operation Gay Bomb“ ließ mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite mochte ich die Thematik des Buches sehr gern, denn die Vorstellung einer „Waffe“ auf molekularbiologische Ebene war beängstigend, aber auch faszinierend zugleich. Dieser realistische Aspekt brachte viel Spannung in das Buch und regte auch zum Nachdenken an.
Auf der anderen Seite jedoch gab es mir zu viele Handlungsfäden. Die ganze Geschichte war vollbepackt mit allerlei Ereignissen. Privates, Geschichtliches wie Verstrickungen der Stasi und Geheimdienstangehörigen aus der kommunistischen Sparte, Ermittlungen teils privater, teils offizieller Natur und jeder Menge emotionaler Fäden, die teilweise an Vergangenes, aber auch an Neues geknüpft wurden.
Zusammengenommen raubte mir das an vielen Stellen die Spannung. Vielleicht lag es auch an den teilweisen sehr langen Kapiteln. Manche Ereignisse zogen sich in die Länge und begannen mich hier und da zu langweilen. Leider durchschaute ich auch relativ schnell die Zusammenhänge der einzelnen Erzählstränge. An dieser Stelle hätte ich mir dann doch mehr unvorhergesehenen Wendungen gewünscht.
Dennoch gefiel mir der Schreibstil von Symone Hengy. Er war flüssig zu lesen und immer verständlich. Auch als es an chemische Erklärungen ging, konnte ich sauber folgen. Hier war deutlich spürbar, wie intensiv die Autorin mit der Thematik auseinandergesetzt hatte. Manche Szenen waren richtig schön bildlich beschrieben, sodass die jeweilige Stimmung bei mir ankam.
Eine richtige und sehr willkommen geheißene Überraschung war für mich das teilweise offene Ende. Es war voller Spannung, da sich die Ereignisse überstürzten und mich am Schluss an das Buch fesselten.

Fazit:

Für mich war das eher ein Krimi statt eines Thrillers. Obwohl die Geschichte an manchen Stellen schwächelte, war die Kernthematik interessant und der Showdown konnte sich sehenlassen.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

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