Vor gut zweieinhalb Jahren habe ich den ersten Band der Inspector Swanson Reihe gelesen. Ich fand ihn damals nicht schlecht, aber auch nicht ganz überzeugend. Da die Bücher zu der Reihe unabhängig gelesen werden können, wollte ich dem neuesten Band eine Chance geben.

In meiner Rezension zum Buch „Inspector Swanson und die Mathematik des Mordens“ von Robert C. Marley erfahrt ihr, ob dieses Buch meiner Meinung nach lesenswert ist.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar vom Dryas Verlag erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Inspector Swanson und die Mathematik des Mordens von Robert C. Marley
© Cover: Guter Punkt

Infos zum Buch
erschienen im Dryas Verlag
Veröffentlicht 01. November 2019
ca. 280 Seiten
Band 6 der Reihe Inspector Swanson
erhältlich als Taschenbuch und eBook

Klappentext

London 1895 – Im kältesten Januar des Jahrhunderts wird auf der obersten Plattform des Watkin’s Tower in Wembley die nackte Leiche eines Mannes gefunden. Er wurde mit Handschellen an einen Stahlträger gekettet und ist erfroren.
Als der Bruder des Opfers in einer Knabenschule in Blackheath einer spontanen Selbstverbrennung zum Opfer fällt und ein weiterer Verwandter bei einem Flugversuch ums Leben kommt, wird Inspector Swanson klar, dass jemand im Begriff ist, eine ganze Familie auszulöschen. Da der Killer mit mathematischer Präzision vorzugehen scheint, müssen Swanson und sein Team mit weiteren Morden rechnen …

© Klappentext: Dryas Verlag

Ein Buch mitten aus einer Reihe lesen, obwohl ich, bis auf den allerersten Band, kein anderes Buch der Reihe kenne? Für mich eigentlich undenkbar. Oftmals entwickeln sich die Hauptpersonen weiter und ganz oft wird auf vorherige Ereignisse Bezug genommen. Doch mich hat der Titel „Inspector Swanson und die Mathematik des Mordens“ so neugierig gemacht, dass ich meine eigene Regel gebrochen habe und zu dem sechsten Band der Inspector Swanson Reihe gegriffen habe.
Vorab sei gesagt, diese Geschichte ließ sich tatsächlich ohne Vorkenntnisse der Vorgänger richtig super lesen. Klar, an der ein oder anderen Stelle hatte ich das vage Gefühl, dass in den vorherigen Bänden die Zusammenhänge thematisiert worden sind. Allerdings hatte ich das nur, wenn es sich um die Verhältnisse zwischen den Figuren handelte. Aber hier wurde immer ein kleiner Nebensatz eingeschoben, sodass ich nie den Eindruck hatte, dass mir elementare Informationen fehlen würden.
Erstaunlicherweise erfuhr ich kaum private Details über die Hauptfiguren. Dennoch schaffte es Robert C. Marley mit Leichtigkeit mir vollentwickelte Charaktere zu präsentieren, die in einer Klarheit skizziert wurden, dass ich sie mir nicht nur mühelos lebhaft vorstellen, sondern auch noch eine Beziehung zu ihnen aufbauen konnte.
Allen voran Inspector Swanson war mir wahnsinnig sympathisch. Seine Einstellung gegenüber seinen Untergebenen fand ich vorbildlich und auch seine Offenheit gegenüber neue Ermittlungsmethoden war sehr erfrischend. Generell empfand ich Inspector Swanson als einen sehr fortschrittlichen Mann und dies gefiel mir sehr gut.
Erzählt wurde die Geschichte aus der Multiperspektive, während der Hauptblickpunkt auf Inspector Swanson lag. Durch den personalen Erzähler hatte ich einen umfassenden Blick auf die Figuren und konnte dem Geschehen gut folgen. Robert C. Marleys Schreibstil war ausgesprochen bildlich und von einer mitreißenden Dynamik. Der Autor verstand es hervorragend die damalige Zeit, unter Berücksichtigungen realer Ereignisse und Personen, zum Leben zu erwecken. Ich hatte wirklich das Gefühl in die Zeit, um 1895 zurückversetzt zu werden.
Insgesamt erstreckte sich die Geschichte über mehrere Monate. Was ich aber sehr gut fand, denn es verlieh dem Ganzen unglaublich viel Glaubwürdigkeit. Unterstützt wurde dieser längere Zeitraum durch ein eindrucksvolles Innenlayout. Unterteilt wurde das Buch in sechs Teile, die sich optisch und mit einem passenden Zitat von den einzelnen Kapiteln abhoben. Manche Kapitel trugen zudem Orts- und Datumsangaben, wodurch ich den zeitlichen Verlauf der Handlungen gut nachvollziehen konnte.
Das Buch hatte mich total begeistert. Ich fand keinerlei Logikfehler und es ließ sich super leicht lesen. So schnell habe ich schon lange kein Buch mehr gelesen. Dabei war es durchgängig spannend. Sehr fasziniert haben mich die unterschiedlichen Morde. Auch konnte ich nicht genau ermitteln, wer der Täter sein würde. Insgesamt also ein tolles und spannendes Ratespiel.
Ein kleiner Wermutstropfen war für mich das Ende. Ich hätte es mir schon ein wenig ausführlicher gewünscht. Mir war so, als wäre es zu schnell abgehandelt worden. Aber es war stimmig und letztendlich eine Überraschung für mich. Und genau das ist es ja, was ein Krimi tun soll. Er soll den Leser überraschen.

Inspector Swanson und die Mathematik des Mordens von Robert C. Marley
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein historischer Krimi mit dem Charme der Schriftsteller jener Zeit. Einen Inspektor, der versucht herauszufinden, warum eine nackte Leiche auf der obersten Plattform des Watkins Towers in Wembley gefunden wurde. Und die revolutionäre Idee einen Täter anhand einer mathematischen Berechnung dingfest zu machen.

Lesen:

Unbedingt lesen, wenn ihr Krimis mögt, die in der Vergangenheit spielen und auch ihre Zeit authentisch widerspiegeln. Wenn ihr Krimis à la Agatha Christie und Edgar Wallace mögt, dann seid ihr mit diesem Buch bestens beraten.

Weglegen:

Wenn ihr mit viktorianischen Krimis nichts anfangen könnt und ihr für ein gutes Buch jede Menge Blut braucht. Tiefschürfende Erkenntnis über den Protagonisten gewinnt ihr in diesem Buch auch nicht, wenn euch das wichtig ist, solltet ihr die Finger lieber von dem Buch lassen?

Mal ehrlich:

Mit Hilfe seines sehr bildlichen Schreibstiles gelang es Robert C. Marley die damalige Zeit wieder auferstehen zulassen. Dies gelang ihm nicht nur anhand der sehr authentischen Beschreibungen der damaligen Verhältnisse und Ansichten, sondern auch durch die Figuren. Obwohl ich erstaunlich wenig Informationen über die einzelnen Hauptfiguren bekam, hatte ich dennoch das Gefühl sie zu kennen. War mir Inspector Swanson im ersten Band nicht sonderlich im Gedächtnis haften geblieben, habe ich ihn in diesem Band sehr gern begleitet und fand ihn zu dem sehr sympathisch. Auch optisch war das Buch ein wahrer Hingucker. Das Innenlayout war mit sehr viel Liebe und Einfühlungsvermögen gestaltet worden. Alles in allen war die Geschichte absolut stimmig und bildete mit dem Cover und der Innengestaltung ein tolles Rundum-Paket.

Fazit:

Ein viktorianischer Krimi, der mich zu begeistern wusste.
Das Buch kann unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden und beeindruckte mich durch die Raffinesse der Morde. Gewürzt mit viel authentischem Hintergrund und geschichtsrelevanten Ereignissen kann ich dieses Buch wärmstens allen Liebhaber für historischer Geschichten und eines guten alten gepflegten Krimis empfehlen.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*