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© Cover: Guter Punkt, München
Veröffentlicht am 6. November 2018
Übersetzt von Anja Marschall
ca. 366 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
Archibald Floyd verwöhnt und kümmert sich, nach dem frühen Tod seiner über alles geliebten Frau, ausgiebig um seine Tochter Aurora. Nach einem hässlichen Streit schickt er Aurora auf eine Pariser Privatschule. Als sie nach einem Jahr zurück auf den Landsitz ihres Vaters kehrt, hat sich die schwarzäugige Schönheit verändert. Trotz aller Bemühungen sich in das gesellschaftliche Leben einzufügen, hängt über Aurora ein dunkles Geheimnis aus ihrer Pariser Zeit. Sie will mit niemandem darüber sprechen und so verliert sie nicht nur ihren Verlobten, sondern wird obendrein verdächtigt eine Mörderin zu sein.
Dieser Krimi ist ein britischer Roman aus dem Jahr 1863 und spielt in ebendieser Epoche. Damit ist dieses Buch ein Klassiker und ermöglichte mir nicht nur eine authentische Reise in das viktorianische Zeitalter, sondern ließ dieses auch mit all seinen Eigenheiten wieder auferstehen.
Diese Geschichte ist somit logischerweise kein typisch moderner Krimi, in dem haufenweisen Blut fließt und super ausgebildete Polizisten auf Mörderjagd gehen. Hier spiegelt sich realistisch die Welt um 1860 wider.
Das Kernthema ist die persönliche Tragödie von Aurora Floyd. Dabei wurden gesellschaftliche Tabuthemen der damaligen Zeit verarbeitet. Was uns heutzutage kaum mehr ein müdes Lächeln entlocken würde, konnte damals einen handfesten Skandal, ja sogar das gesellschaftliche Ansehen für immer ruinieren.
Der personale Erzähler führte durch die gesamte Geschichte. Zu Beginn beschäftigte er sich ausgiebig mit der Familiengeschichte Auroras, um dann zu dem Punkt zu gelangen, an dem sie nach Paris geschickt wurde. Dieses Auslandsjahr verlief, für mich als Leserin, ungewiss und wurde vom personalen Erzähler gekonnt übersprungen. Er erzählte nicht nur die Begebenheiten, beleuchtete Zusammenhänge, brachte einige vergangene Ereignisse immer wieder in Erinnerung, nein, er wandte sich auch selbst an mich. So als säße ich dem Erzählenden bei einer Tasse Tee gegenüber. Dies erzeugte eine ganz eigne Atmosphäre und ließ mich tief in dieses vergangene Jahrhundert abtauchen.
Der Schreibstil war recht flüssig, durch ungewohnte Begrifflichkeiten war er stellenweise etwas zäher geworden, nahm aber rasch wieder Fahrt auf. An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass die Übersetzerin, Anja Marschall, eine wirklich gute Arbeit geleistet hat. Die Art zu reden und zu schreiben war früher ganz anders und dennoch gelang es Anja Marschall der Geschichte ihren Ursprung zu lassen, aber so, dass ich mich nicht von dem Text überfordert fühlte. Am Ende des Buches gab es auch eine Seite mit Erläuterungen, die mir einige Begrifflichkeiten näherbrachten.
Am Anfang fiel es mir etwas schwer in die Geschichte zu kommen. Dafür habe ich einfach zu lange keine Krimis dieser Art mehr gelesen. Dennoch war die Story von Beginn an unterhaltsam und interessant.
In insgesamt 39 Kapiteln folgte die Handlung überwiegend Aurora, aber auch andere Personen wurden hin und wieder mit einbezogen, teilweise in Begegnung mit der Protagonistin, manchmal ohne. Die einzelnen Kapitel hatten eigene Titel, die den Hauch einer Vorahnung auf die kommenden Szenen heraufbeschworen.
Das große Geheimnis, welches Aurora um ihre Vergangenheit machte, schwebte über der Geschichte wie eine dunkle Wolke. Stets wollte ich wissen, was denn so fürchterlich gewesen sein kann, dass sie beharrlich schwieg und dafür jede Menge Unannehmlichkeiten in Kauf nahm. Dabei war der Mord eher ein Nebenprodukt, denn der Fokus lag auf der allgemeinen Gesellschaft. Mit vielen klugen Worten und klar skizzierten Beschreibungen brachte Mary Elizabeth Braddon die Probleme und Ansichten der damaligen Zeit auf den Punkt. Dabei beleuchtete sie ausgiebig wie und vor allem warum es zu solchen Dramen überhaupt kommen konnte.
Ab etwa der Hälfte des Romans stieg die Spannung spürbar an und nahm ab da auch nicht wieder ab. Die Autorin hatte schon zu Beginn reichlich kleine, sehr gut versteckte Hinweise hinterlassen, die mir erst so richtig am Ende des Buches entgegen leuchteten.
Obwohl ich nicht wollte, zweifelte ich hier und da an Aurora und schwankte oft, bezüglich des Mörders.
Dieser Roman war keineswegs darauf ausgelegt die morbide Neugier des Lesers zu befriedigen, sondern eher dahingehend die Fallstricke unserer Entscheidungen und deren Konsequenzen aufzuzeigen. Dieser klug ausgearbeitete Krimi hat es mit sehr angetan und begeistert mich auch im Nachhinein.
Fazit: Eine tolle Gesamtkomposition aus gesellschaftlichen Zwängen, Skandalen und die Reise zurück ins viktorianische Zeitalter. Mit feiner Spannung und viel klugen Beobachtungen gespickt, ist dieser Klassiker sicher nicht jedermanns Geschmack. Mir hat der Krimi ausgezeichnet gefallen und ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich traut einen etwas schwierigen Einstieg ins Buch zu bezwingen, um im Anschluss mit einem tollen und sehr geistreichen Roman belohnt zu werden.
Vielen Dank an den Dryas Verlag für das Rezensionsexemplar
Meine Rezension ist davon jedoch nicht beeinflusst worden.
Wow, also ich muss sagen, das Buch klingt richtig spannend!
Bin absolut kein Krimi Fan, aber die Geschichte von Aurora klingt gar nicht so typisch krimi mäßig.
Danke für deine Rezension!!!
Liebe Melanie,
das stimmt. Zu der Zeit war es aber mega aufregend, weil ja die Moralvorstellungen wirklich ganz anderes waren als sie es heute sind. Nach heutigen Maßstäben ist das auch kein Krimi. Aber für die damalige Zeit eben schon. Das fand ich besonders spannend, weil hier so eindrucksvoll der Wandel der Zeit klar wurde.
Liebe Grüße,
Mo
Liebe Mo,
Ein tolles Buch hast du da! Ich finde es auch wichtig, wenn in historischen Geschichten die Sprache angepasst ist, aber nicht wie bei Goethe und Co einfach kaum zu verstehen ist! Das ist definitiv ein Buch, in das ich mal rein schmökern würde!
Viele Grüße
Wioleta
Liebe Wioleta,
oh ja, das kann ich gut verstehen. Ich denke da immer an meine Zeit im Deutsch Leistungskurs zurück, wo es mich manchmal echt geschüttelt hat. Aber dieses Buch ist zum Glück anders und hat einen tollen Unterhaltungswert.
Liebe Grüße,
Mo
Das Buch hört sich sehr interessant an. Danke für die Vorstellung.
Danke für diesen tollen Tipp! Beim nächsten Buchkauf werde ich das berücksichtigen 🙂
Ich mag historische Krimis gerene, wenn sie denn gut geschrieben sind. Deine Rezi weckt Interesse und ich werde mir das Buch mal anschauen.
Klingt wirklich sehr spannend! so eine Art Krimi mag ich total gerne =) Danke für deine Rezension.
Liebe Grüße,
Emilie
Das Buch klingt wirklich interessant! Ich liebe ja Bücher, die zu der Zeit spielen. <3
Na dann ist es doch perfekt für dich, liebe Lea.
Bin gespannt auf deine Meinung, wenn du es gelesen hast.
Liebe Grüße,
Mo
mal so einen Krimi mit historischem Hintergrund zu lesen fände ich auch super spannend! irgendwie sind mir diese doch leichter zugängig und ich finde es echt interessant, dabei noch einen Einblick in die Geschichte zu bekommen 🙂
liebste Grüße auch,
❤ Tina
Liebe Tina,
ja, durch das Fenster in eine längst vergangene Zeit zu schauen ist echt spannend. Hast du denn Empfehlungen für historische Bücher, die dich begeistern konnten? Ich bin ja immer auf der Suche nach tollen Büchern.
Liebe Grüße,
Mo
Hey, gut dass du es sagst – bei schwierigen Einstiegen bin ich immer dazu geneigt, das Buch doch wegzulegen… Schande über mein Haupt! Aber ich mag solche Bücher, die viele kleine Details enthalten. Und dass wir in eine andere Zeit entführt werden, klingt super!*
Liebe Grüße,
Marie
Liebe Marie,
das kann ich gut verstehen. Hier ist der Einstieg schwierig, weil eine andere Zeit mit anderen Sprachmustern wieder zum Leben erweckt wird. Daher viel mir der Start in das Buch etwas schwerer. Es mag aber anderen Lesern leichter fallen. Vielleicht traust du dich ja doch an das Werk 😉 .
Liebe Grüße,
Mo
Huhu,
eigentlich nicht mein Genre, aber der Klappentext klingt richtig spannend. Da du meintest der Anfang ist etwas schwierig, bin ich nun hin und her gerissen. Haha. Ich glaube, ich muss mir mal die Leseprobe laden. 🙂
Lg
Steffi
Krimi finde ich gut und ich mag Geschichten die in einer ganz anderen Zeit spielen. Das macht das alles erst so richtig interessant und spannend 😉
Viktorianisch, Krimi, Buch!!! Cool. Danke für die Vorstellung. Ich suche eh wieder nach Lesestoff. Das Buch klingt super.
LG
Carina
Ich bin ja ehrlich gesagt jemand der sehr schnell ein Buch weglegt wenn es mich nicht sofort fesselt. Aber bei diesem Buch lohnt es sich wohl dran zu bleiben. Du hast mir auf jeden Fall Lust aufs Lesen gemacht und somit landet dieses Buch auf dem Wunschzettel!
lg
Verena
Liebe Verena,
das kann ich wirklich gut verstehen. Aber in diesem Fall war es stimmig zur damaligen Zeit. Da war es ja schon eine Todsünde als ehrbare Frau alleine das Haus zu verlassen. Das wäre heute ja völlig undenkbar. Daher würde ein absoluter nervenzereibender Roman (wie er ja heutzutage geliebt wird) gar nicht zu jener Zeit passen. Den Menschen im viktorianischen Zeitalter lief vermutlich schon der Angstschweiß beim Lesen von der Stirn 😉
Liebe Grüße,
Mo
Klingt wirklich gut das Buch!! =D