Frankenstein ist wohl mit einer der bekanntesten literarischen Figuren. Selbst habe ich jedoch diesen Klassiker noch nicht gelesen, weshalb mir die Gelegenheit günstig erschien, dies mit der Schmuckausgabe von Coppenrath zu ändern.
In meiner Rezension „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ von Mary Shelly gibt es meine Leseeindrücke zur Geschichte selbst und meine Meinung, ob sich die Schmuckausgabe lohnt.
© Cover: Designed by kjpargeter / Freepik
erschienen bei Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
Veröffentlicht 9. August 2023
Originaltitel Frankenstein or The Modern Prometheus
Übersetzt von Ana Maria Brock
Ausstattung: mit 10 aufwendig gestalteten Extras / Follienschnitt
ca. 272 Seiten
erhältlich als Hardcover
Klappentext
Nach dem frühen Tod seiner Mutter hat Viktor Frankenstein nur ein einziges Ziel: einen Weg zu finden, um den Tod zu besiegen – egal, was dazu nötig ist. Diesen findet er nicht in den mystischen Schriften der Alchemisten des Mittelalters, sondern im Studium der modernen Wissenschaften, und geblendet von der Macht des Möglichen, ignoriert er Moral und Bedenken. Aber als Viktor aus den sterblichen Überresten verschiedener Menschen tatsächlich ein neues Wesen erschafft, ist dies nicht der perfekte Mensch, den er kreieren wollte, sondern ein abstoßendes Zerrbild. Angeekelt flieht Viktor vor dem Geschöpf. Allerdings ist das Monster keineswegs gewillt, seinem Erschaffer ein glückliches Leben zu gönnen, während es selbst in Kummer und Elend lebt. Verbunden durch unversöhnbaren Hass, haben die Kreatur und ihr Schöpfer nur ein einziges Ziel: den anderen für das Leid zahlen zu lassen, das sie einander zugefügt haben …
10 aufwendig gestaltete Extras versetzen die Leserinnen und Leser in die Zeit des Romans und lassen die Geschichte lebendig werden: eine Karte, Notizbuchseiten, Briefe und vieles mehr! Ein einmaliges Erlebnis für die Fans dieses für das Science-Fiction- und Gothic-Genre wegweisenden Romans.
© Klappentext: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
Geschrieben wurde „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ 1817 und ist seitdem in unterschiedlichen Ausführungen erschienen. Die illustrierte Schmuckausgabe von Coppenrath ist äußerlich schon mal ein echter Hingucker. Farblich sehr fein auf alle Details abgestimmt, gibt es sowohl auf dem Einband als auch im Inneren des Buches eine Menge zu entdecken. Der auffällige metallisch glänzende Buchschnitt rundet den äußeren optischen Eindruck ab.
Das gebundene Buch ist sehr hochwertig und auch recht schwer. Damit eignet sich das Lesen des Buches nur bedingt in Bus und Bahn. Allerdings würde ich das ohnehin nicht empfehlen, da sich in dem Buch noch Zugaben befinden, die dann vielleicht verloren gehen.
Schon beim Aufschlagen von „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ fällt mir das unglaublich schön gestaltete Innenlayout auf. Hier haben sich die Gestalter wahnsinnig viele Gedanken gemacht. So sind die Seiten beispielsweise nach Art des Inhaltes gestaltet. Lese ich zum Beispiel einen Brief, so wirken die Seiten optisch tatsächlich wie Briefpapier.
Aber auch innerhalb einzelner Kapitel gibt es liebevoll und zum aktuellen Inhalt passend gestaltete Seiten.
Ein besonderes Highlight sind die Extras. Sie befinden sich immer an der richtigen Stelle des Buches und sind als kleine Erweiterung des Werkes zu verstehen. Oftmals erweitern sie das Hintergrundwissen zu diesem Werk, indem sie zum Beispiel Mary Shellys Leben bündig zusammenfassen oder etwas zu den Frankensteinverfilmungen erzählen.
Doch es gibt auch Extras, die die Geschichte plastischer wirken lassen.
Eine weitere schöne Idee ist, dass kleine Fußnoten kennzeichnen, dass es eine entsprechende Anmerkung am Ende des Werkes gibt.
„Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ ist interessant aufgebaut. Als erstes lerne ich Walton durch Briefe kennen, die er seiner Schwester Margaret schreibt. Seine Sicht ist sowohl der Auftakt zu dieser Geschichte und gleichzeitig das Ende. Mit Walton schließt sich der Kreis.
Als Walton auf den entkräfteten Frankenstein trifft, entspinnt sich eine zarte Freundschaft, die dazu führt, dass Viktor Frankenstein nun selbst erzählt, wie sein Leben aus den Fugen geraten ist.
Viktor Frankenstein ist die zentrale Figur in „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ und leider kein Sympathieträger für mich. Seine Ambitionen sind hoch und er möchte Leben erschaffen. Was ihm mit der Schöpfung eines Wesens zwar gelingt, aber dessen abstoßendes Äußeres Viktor in die Flucht schlägt.
Der Auftakt zu einem Drama, das wirklich fesselnd und spannend geschrieben ist.
Im Verlauf lerne ich auch das Geschöpf und dessen Geschichte kennen. So erhalte ich einen umfassenden Blick über die Gefühle und Gedanken von Viktor und dessen Schöpfung.
Die Geschichte von „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ bewegt. Es geht um Liebe, Freundschaft, die Suche nach Anerkennung und das Bestreben, dazugehören zu wollen, aber auch um Rache, Neid, Eifersucht und Zerstörungswut. Obwohl diese Geschichte vor über 200 Jahren geschrieben wurde, hat sie bis heute nichts an Brisanz verloren. Der Geltungsdrang des Menschen ist noch immer ungebrochen. Heute bestimmt unser Denken zum Beispiel die KI. So unähnlich ist es aber der Erschaffung von Frankensteins Monster nicht und auch hier fühlt sich der Mensch zu etwas Höherem berufen, ohne an mögliche Konsequenzen seines Handels groß zudenken.
Es ist schwer, Partei für eine der Figuren zu ergreifen. Licht und Schatten liegen nah beieinander und oft verschwimmen sie zu einem Grau.
Der Schreibstil ist flüssig, dennoch ist es spürbar, zu welcher Zeit der Schauerroman geschrieben wurde. Es ist manchmal nicht ganz leicht, dem Geschehen zu folgen, besonders wenn sich Mary Shelly in Beschreibungen pittoresker Landschaften ergießt. Besonders die Reiseberichte ermüden mich da oft. Mit den anderen Beschreibungen und Erzählungen habe ich keinerlei Probleme. Es erstaunt mich, wie gut sich die Geschichte lesen lässt. Es herrscht auch stets eine unterschwellige Spannung.
An manchen Stellen des Buches überfällt mich der Drang, hinterfragen zu wollen, da mir nicht alles schlüssig erscheint. Zum Glück bringen hier oftmals die Zugaben Licht ins Dunkle, sodass ich es insgesamt dann besser einzuordnen vermag.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein Klassiker, der durch die Schmuckausgabe nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich aufgewertet ist.
Lesen:
Wenn ihr Lust habt, Frankensteins Geschichte so zu lesen, wie sie ursprünglich geschrieben wurde.
Weglegen:
Kann ich nicht empfehlen. Keine Angst vor der damaligen Schreibart insgesamt lässt sich das Werk erstaunlich gut und spannungsvoll lesen. Kleiner Tipp: Die Geschichte funktioniert auch wunderbar, wenn sie in Häppchen gelesen wird.
Mal ehrlich:
„Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ habe ich noch nie gelesen. Ich dachte auch, dass ich grob die Geschichte kennen würde, doch nachdem Lesen dieses Klassikers weiß ich, dass ich in vielem total daneben lag.
„Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ ist damals wie heute aktuell. Die Geschichte geht mir schnell unter die Haut, das Schicksal des Wesens berührt mich sehr. Die Gratwanderung, auf der sich Victor Frankenstein und seine Schöpfung bewegen, ist sehr schmal. Beide sind sie gleichzeitig Opfer, aber auch Täter.
Auf den ersten Blick wirkt der Erzählton steif und förmlich, doch die wahre Spannung und der Grusel verbergen sich in der Geschichte selbst. Schwierigkeiten habe ich bei den ausschweifenden Landschafts- und Reisebeschreibungen, das Lesen erfordert hier erhöhte Konzentration. Doch in jeder Zeile spiegelt sich der damalige Zeitgeist wider.
Die Schmuckausgabe ist wunderschön anzusehen. Die liebevoll gestalteten Illustrationen und die beigelegten Extras runden das Leseerlebnis perfekt ab. Durch sie fällt es mir an manchen Stellen auch leichter, dem Geschehen zu folgen und ich kann nicht nur diesen Klassiker, sondern auch diese Schmuckausgabe jedem ans Herz legen, der sich für Victor und seine Schöpfung interessiert.
Fazit:
Ein großartiges Buch, welches durch die kleinen Zusätze und aufwendigen Illustrationen sehr schön aufgewertet wird.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*