Normalerweise mache ich um Bücher, die gehypt werden, immer einen großen Bogen. Aber um Happy End: Dein größtes Glück. Dein dunkelster Albtraum. kam ich doch nicht drumherum. Ich fand das Thema superspannend. Aber es musste fast ein Jahr auf meinem SuB liegen, ehe ich es befreit habe.

In meiner Rezension „Happy End: Dein größtes Glück. Dein dunkelster Albtraum.“ von Sarah Bestgen nehme ich euch mit durch meine Leseeindrücke.


Happy End: Dein größtes Glück. Dein dunkelster Albtraum. von Sarah Bestgen
© Umschlaggestaltung: Kristin Pang

Infos zum Buch
erschienen bei Lübbe
Veröffentlicht 25. Oktober 2024
512 Seiten
erhältlich als Paperback, Hörbuch und EBook
 

Klappentext

Wenn nach dem Happy End der Albtraum beginnt … »Ein sensationelles Thrillerdebüt. Bestgen hat mich gepackt, mitgerissen und nicht mehr losgelassen!« Linus Geschke

Gerade noch lag der kleine Ben fröhlich brabbelnd auf seiner Krabbeldecke, kurz darauf ist er nicht mehr da. Isa erlebt ihren dunkelsten Albtraum, als ihr vier Monate alter Sohn spurlos verschwindet. Nach mehr als einem halben Jahr taucht Ben plötzlich wieder auf, doch seine Rückkehr bleibt so rätselhaft wie sein Verschwinden. Während die Polizei nach Antworten sucht, setzt Isa alles daran, die verlorene Zeit mit ihrem Sohn nachzuholen. Dabei werden tief in ihr die Zweifel immer lauter. Hatte Ben schon immer diese klaren blauen Augen? Aufmerksam betrachtet Isa jede Abweichung – und stellt sich weitere Fragen. Fragen, die schon bald vermuten lassen, dass hinter der Fassade einer scheinbar heilen Welt dunkle Abgründe lauern …

Perfide Manipulation und dunkle Lebenslügen – das atemberaubende Thrillerdebüt einer jungen Psychologin

© Klappentext: Lübbe

Happy End beginnt direkt rasant. Der Prolog ist sehr bedrückend, emotional, aufwühlend und wirft bei mir sofort Fragen auf, die mich bis zum Ende begleiten werden.

Der personale Erzähler führt mich durch Happy End und gewährt mir durch gezielt gesetzte Perspektivwechsel verschiedene Blickwinkel auf die Ereignisse. Im Mittelpunkt steht dabei Isa. Sie ist die Mutter vom kleinen Ben und mit ihr gehe ich durch ein beinah atemloses Wechselbad der Gefühle. Im ersten Moment spüre ich ihr Glück und die Zufriedenheit, wie sie eine junge Mutter durchströmt, wenn sie ihr Baby anschaut.

Doch dann verschwindet Ben und die glücklichen Gefühle werden durch Angst und Isas wachsende Verzweiflung abgelöst. Ich kann ihre Emotionen nachfühlen und leide stumm mit ihr. Sarah Bestgen gelingt es dabei hervorragend, Isas Gedankenwelt gekonnt herauszuarbeiten, ohne mich dabei zu erdrücken. Manchmal nimmt Isas Gedankenkarussell immer wieder die gleichen Überlegungen auf, was ein bisschen ermüdend auf mich wirkt. Allerdings unterstreicht dies auch Isas innere Zerrissenheit.

Isas Ehemann Mark ist mir von Anfang an sehr unsympathisch. Sein oft distanziert wirkendes Verhalten macht mich wütend und seine Reaktionen ist meiner Meinung nach meist unangebracht. Besonders dass Mark seine Frau in den schlimmsten Monaten während Bens Verschwinden alleine lässt, finde ich unfassbar traurig.
Währenddessen der Nachbar Jakob mir unheimlich ist. Seine seltsame Art wirkt abschreckend und macht die Situation, in der sich Isa befindet, noch bedrohlicher.
Ein richtiger Lichtblick im Figurenensemble ist für mich Isas Mutter Eleonore und der Kriminalhauptkommissar bei der Vermisstenstelle der Kripo Köln, Florian Simons. Beide stehen Isa bei und scheinen ihr auch wirklich zuzuhören.

Durch das in Deutschland angelegte Setting berührt mich Happy End sehr. Sarah Bestgen zieht den Fall um den vermissten Ben und dessen plötzliches Auftauchen so realistisch auf, dass eine ganz besondere Atmosphäre beim Lesen entsteht. Diese bedrückende Stimmung bleibt die ganze Zeit erhalten und obwohl es irgendwann Grund zur Freude geben sollte, keimt Misstrauen. Plötzlich scheint gar nichts mehr so, wie es wirkt. Was ist real, was Einbildung? Und inwieweit ist noch Isa und ihren Gefühlen zu trauen?

Der Schreibstil ist mitreißend. Es geht zügig voran und der Fokus liegt auf der psychologischen Betrachtung der Charaktere. Die Wendungen sind klug angelegt und teilweise sehr überraschend.
Die Ereignisse bauen aufeinander auf und die Geschichte entwickelt sich kontinuierlich und schlüssig weiter. Durch die vielen Fragen, die ich mir beim Lesen stelle, komme ich auch manchmal auf die richtige Antwort. Dennoch kann mich nichts darauf vorbereiten, was mich beim Showdown erwartet. Sprachlos blicke ich auf die Szenerie, die sich mir offenbart und bei der alle Fäden sinnig sowie plausibel zusammenführen. Obwohl das Finale ein bisschen überladen wirkt, kann es mich komplett abholen und lässt mir vor Fassungslosigkeit den Mund offenstehen.


Happy End: Dein größtes Glück. Dein dunkelster Albtraum. von Sarah Bestgen
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein Thriller, der mit psychologischer Tiefe aufwartet und mit den Emotionen einer liebenden Mutter spielt. Hier ist nichts so, wie es zu Beginn scheint.

Lesen:

Wenn ihr Spannung liebt und bereit seid, euch auf eine verstörende, aber fesselnde Geschichte einzulassen.

Weglegen:

Wenn ihr keine emotional komplexen und aufwühlenden Thriller mögt, solltet ihr das Buch besser aus der Hand legen.

Mal ehrlich:

Der Titel des Thrillers ist genial gewählt. Denn nichts an dem, was ich lesen werde, fühlt sich wie ein echtes Happy End an. Ich werde direkt in eine bedrückende Szenerie geworfen, die sofort Fragen aufwirft, die mich bis zum Finale begleiten werden.
Obwohl die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln mithilfe des personalen Erzählers beleuchtet wird, steht Isa als Mutter im Zentrum der Ereignisse. Ihre Gefühle decken die komplette Bandbreite menschlicher Emotionen authentisch ab: Von Glück bis zur tiefsten Verzweiflung ist alles dabei. Denn etwas schier Undenkbares, unglaublich Beängstigendes geschieht. Mitten am Tag verschwindet einfach so ihr kleiner Ben. Noch ein Baby und völlig hilflos ohne seine Eltern. Wie konnte das passieren?
Nicht nur diese Hilflosigkeit von Isa ist schwer zu ertragen, auch manche Charaktere sind es. Besonders Isas Mann Mark. Seine Distanziertheit und sein Verhalten insgesamt machen mich fassungslos. Dazu kommt noch der unheimliche Nachbar Jakob, der scheinbar auch nicht vertrauenswürdig ist.
Sarah Bestgen hat ein unglaublich realistisches Setting erschaffen und das die Geschichte in Deutschland spielt, steigert das bedrückende Gefühl in mir zusätzlich.
Die Rückkehr des vermissten Kindes bringt nicht das erhoffte Happy End für Isa und der Albtraum nimmt eine völlig andere Richtung. Mit einem Mal bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich Isa noch trauen kann. Alles wirft noch mehr Fragen auf und ich bin fleißig am Spekulieren.
Abgerundet wird dieses bedrohlich-verzweifelte Ambiente durch den flotten und einnehmenden Schreibstil. Er trägt mich durch die Geschichte, die mich mit vielen überraschenden Wendungen begeistert.
Obwohl ich mir manche Auflösung gut zusammenreimen kann, das große Ganze sehe ich nicht kommen. Alles fügt sich schlüssig im Showdown zusammen, auch wenn es am Ende ein bisschen erschlagend wirkt. Für mich auf jeden Fall ein Thriller, der mich aufwühlt und noch lange beschäftigt.

Fazit:

Happy End hat mich bis zur letzten Seite gefesselt. Das Thema ist beängstigend und emotional intensiv dargestellt, was den Thriller einerseits bedrückend, andererseits aber auch sehr lesenswert macht.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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