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Als mir Sophie Heinig letztes Jahr ihr Buch Tod auf den Wellen vorstellte, war ich ganz angetan von dem Setting. Ein Kriminalfall auf der Titanic klang für mich nach einem packenden Lesevergnügen. Zur Einstimmung und als Lesebegleitung hat mir Sophie Heinig eine ganz bezaubernde Buchpost zukommen lassen, welche ich euch bereits vorgestellt habe.

In meiner Rezension „Tod auf den Wellen“ von Sophie Heinig möchte ich meine Eindrücke zu Handlung, Stil und Spannungsaufbau mit euch teilen.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von Sophie Heinig erhalten
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Tod auf den Wellen von Sophie Heinig
© Cover: Giusy Ame / Magcicalcover.de

Infos zum Buch
erschienen bei Zeilenfluss
Veröffentlicht 1. Mai 2024 v
ca. 278 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook
 

Klappentext

Die Fahrt des Jahrhunderts wird zur Fahrt ins Ungewisse

April 1912: Die majestätische Titanic bricht zu ihrer Jungfernfahrt auf und die ganze Welt verfolgt den historischen Moment. Die junge Anaïs Cidane begibt sich ganz allein auf die Überfahrt nach New York, die einen Neuanfang für sie bedeuten soll. Sie kann ihre Vergangenheit jedoch nicht lange hinter sich lassen, denn an Bord geschieht ein Mord.

Anaïs, die bereits mit der französischen Polizei gearbeitet hat, will den Fall aufklären. Zusammen mit der Stewardess Viona begibt sie sich für ihre Ermittlungen über die Grenzen von Reichtum und Klasse hinaus. Als sie dunklen Verstrickungen auf die Spur kommt, steht plötzlich nicht nur ihre eigene Sicherheit auf dem Spiel, sondern auch das Leben ihrer Mitreisenden.

Inmitten von Intrigen und Leidenschaft wird das Schicksal der Titanic zu einem Wettlauf gegen die Zeit …

Der historische Kriminalroman “Tod auf den Wellen” ist die komplett überarbeitete Neuauflage von “Bis ans Ufer” (erschienen 2020) von Sophie Heinig.

© Klappentext: Zeilenfluss

Tod auf den Wellen von Sophie Heinig spielt auf der legendären Titanic, dessen detailliertes und authentisches Setting beeindruckend recherchiert ist. Durch die sorgfältig beschriebenen Speisen bis hin zur Zimmeraufteilung gelingt es Sophie Heinig eine lebendige Atmosphäre des größten Schiffs der damaligen Zeit zu vermitteln. Dieses historische Flair bildet zusammen mit dem ruhig informativen Einstieg und der fundierten Charaktereinführung einen soliden Handlungsrahmen.
Sophie Heinig lässt geschickt die fiktionalen Figuren mit historischen Persönlichkeiten zusammentreffen und verleiht so der Geschichte eine interessante Note. Ergänzt wird dies noch durch persönliche Briefe von Anaïs, die auch optisch ansprechend gestaltet sind und sich vom restlichen Text abheben.

Die Hauptfigur Anaïs ist mir anfänglich sympathisch. Als Figur wird sie glaubhaft aufgebaut, besonders im Hinblick auf ihre Fähigkeit ein Verbrechen aufzuklären. Dank ihres Bruders Emmanuel, der bei der nordfranzösischen Polizei Mordermittler ist, hat sie das nötige Handwerkszeug gelernt und konnte bei der Aufklärung von einigen Taten ihren Bruder unterstützen. Nun geschieht an Bord der Titanic ein Mord und Anaïs fühlt sich in der Lage, diesen rechtzeitig aufzuklären.
Doch im Laufe der Handlung bekomme ich immer mehr den Eindruck, dass ihre Selbstwahrnehmung und ihr Talent für den deduktiven Spürsinn eher fraglich als beeindruckend sind.

Die Ermittlungsarbeit schreitet kaum voran, da sich Anaïs immer wieder in widersprüchlichen Aussagen verliert, was das Leseerlebnis erschwert und bei mir Verwirrung stiftet. Tod auf den Wellen besitzt durchaus das Potenzial eines Cosy-Crime, doch die tatsächlichen Ereignisse bleiben oft gemütlich und unspektakulär. Der Fokus liegt vor allem auf Anaïs’ Kleidung, ihrer sich stets wiederholenden Gefühlswelt sowie ihrer Unsicherheit in Bezug auf ihre Befähigung, das Verbrechen aufzuklären, was die eigentliche Krimihandlung immer wieder in den Hintergrund drängt. Zusätzlich wird ihre Liebe zu Olivier durch zahlreiche Verklärung hervorgehoben, während sie gleichzeitig mit einem Passagier namens Eric tändelt. Diese Kombination schwächt das Engagement für die Lösung des Falls erheblich.

Nur die Stewardess Viona Parish wirkt engagiert bei den Ermittlungen. Ihre empathische Art und ihr Gespür für Wesentliches bleiben jedoch weitestgehend ungenutzt und unbeachtet von Anaïs, was Vionas Bemühungen ins Leere laufen lässt. Anaïs selbst tritt im Verlauf zunehmend unsympathischer auf, was mir das Lesevergnügen ebenfalls trübt.

Der Schreibstil ist gediegen und passt gut zum Setting. Jedoch kann er das fehlende Spannungsniveau während der ganzen Geschichte nicht ausgleichen. Zwar bietet Tod auf den Wellen durch das authentisch-historische Umfeld und die interessante Grundidee eine schöne Basis für eine spannende Geschichte, doch die Umsetzung bleibt hinter meinen Erwartungen zurück. Das Buch ist sehr gemütlich und eher unauffällig im Genre der historischen Kriminalromane.

Ich finde es toll, dass Sophie Heinig versucht, zwei ungelöste Kriminalfälle in der Geschichte zu etablieren, nur leider hapert es an der Umsetzung. Die Verbrechen wirken stets wie eine Hintergrundhandlung, dabei sollten sie und die Aufklärung im Fokus liegen.
Dementsprechend ernüchtert bin ich auch über das Finale von Tod auf den Wellen. Die Aufklärung zum Ende hin basiert hauptsächlich auf Vermutungen und Zufall, statt auf einer nachvollziehbaren Ermittlungsarbeit. Die vermeintliche Lösung wirkt letztlich zu sehr gewollt, insbesondere eine Wendung, die als großer Plot Twist angelegt ist, verpufft angesichts dieser schlechten Arbeit von Anaïs.
Insgesamt lassen der flache Spannungsbogen und die unzureichende Entwicklung der Ermittlungen das Potenzial von Tod auf den Wellen ungenutzt.

Tod auf den Wellen von Sophie Heinig
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Ein zeitgenössischer Blick auf die Jungfernfahrt der Titanic mit einem kleinen Mordfall im Hintergrund.

Lesen:

Für Leser, die ein ruhiges Cosy-Crime mit historischem Flair suchen, sich entspannen und nicht so sehr mit dem Verbrechen auseinandersetzen möchten.

Weglegen:

Wenn ihr eine packende Ermittlungsstory erwartet, dann dürfte der Spannungsbogen zu schwach ausfallen. Lest vorab gern mal in die Leseprobe rein.

Mal ehrlich:

Tod auf den Wellen nimmt mich mit auf die legendäre Titanic und stellt mir die Protagonistin Anaïs vor. So ist der Einstieg ruhig und informativ. Sophie Heinig gelingt es sehr gut, Anaïs und den historischen Kontext der Titanic anschaulich zu präsentieren. Die Verwendung von Briefen, die Anaïs an ihren Verlobten Olivier schreibt, verleiht der Erzählung zudem eine persönliche Note.

Der Fokus liegt zunächst auf der Charaktereinführung und dem Setting, was eine solide Grundlage schafft. Anaïs wird geschickt als Ermittlerin etabliert, da sie durch ihren Bruder Emmanuel, einen Mordermittler, geschult wurde. So ist es plausibel, weshalb Anaïs den Mord an einer Passagierin aufklären möchte.

Der Schreibstil ist passend zur damaligen Zeit gestaltet und leichtgängig lesbar. Leider bleibt der Spannungsbogen flach, und die Ermittlungsarbeit kommt nur schleppend voran. Widersprüchliche Aussagen stören meinen Lesefluss und wiederholen sich ein wenig zu oft.
Obwohl ich Cosy-Crime schätze, bleibt die Handlung in dieser Geschichte sehr gemütlich. Relevante Ereignisse bleiben aus und Anaïs‘ innere Konflikte, ihre Beziehung zu Olivier sowie ihre tändelnden Interaktionen mit einem anderen Passagier rücken die Ermittlungen immer wieder in den Hintergrund. Dies führt dazu, dass die begrenzte Zeit zur Lösung des Falls nicht effektiv genutzt wird, was das Lesen zunehmend zäh macht.

Lediglich die Stewardess Viona Parish bringt etwas Engagement in die Ermittlungen, bleibt jedoch als Sidekick unterfordert. Anaïs wird mir im Verlauf der Geschichte immer unsympathischer, was die Identifikation mit ihr erschwert. Trotz eines interessanten Plots und dem Versuch, zwei Fälle zu etablieren, hapert es an der Umsetzung. Das Finale enttäuscht, da die Aufklärung teilweise auf Zufällen sowie Vermutungen basiert und nicht auf solider Ermittlungsarbeit.

Fazit:

Tod auf den Wellen punktet mit seiner detailreichen Darstellung der Titanic und einem zu Beginn vielversprechenden Plot. Leider trüben ein sehr flacher Spannungsbogen, schlechte bis gar keine Ermittlungstätigkeiten und unnötige Zufallslösungen den Gesamteindruck.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf einen bedächtig erzählten Kriminalroman, der sich dicht an ein wahren True Crime Fall hält?
Dann empfehle ich euch:
Das Schweigen des Wassers von Susanne Tägder