Fantasy ist nun wirklich nicht mein bevorzugtes Genre. Dennoch übte dieses Buch einen besonderen Reiz für mich aus. Irgendwie wollte ich wissen, was es mit den Balancewächtern auf sich hatte. Schlussendlich gab ich meiner Neugier nach und griff zum Buch.
In meiner Rezension zu
“Zwischenerde: Wächter der Balance” von Tanja Wagner werfe ich nicht nur einen Blick auf die Geschichte, sondern sage euch, ob sie sich meiner Meinung nach lohnt.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst
© Cover: NOEL Verlag
erschienen beim NOEL-Verlag
Veröffentlicht 6. Juli 2020
ca. 407 Seiten
Band 1 der Reihe Zwischenerde
erhältlich als Taschenbuch und eBook
Klappentext
Ihre Bewohner wissen wenig bis gar nichts darüber, denn Primus, Oberhaupt aller Schutzwächter und Angelo Corondall, Hüter der Elemente, haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen vor jeglicher Gefahr zu beschützen. Insbesondere derer, die aus dem tiefsten Kern, dem INDEMALUM, aufzusteigen versuchen.
Als Angelo nach über 20 Jahren Frieden von Pater Janus, seinem einzigen menschlichen Verbündeten, die schreckliche Nachricht überbracht bekommt, dass ER zurück ist, muss er trotz aller weltlichen und familiären Umstände einen Weg finden, um seine Allianz, die BALANCEWÄCHTER, wieder vollständig zusammenzuführen.
Wird es ihm gelingen, FEUER, WASSER, EIS, LUFT und ERDE im Kampf gegen seinen Erzfeind und dessen graugeflügeltes Gefolge aufzustellen, und werden ihnen andere Allianzen, mit besonderen Fähigkeiten zur Seite stehen?
Wird sich die Prophezeiung einer alten Schriftrolle erfüllen oder wird die Erde, wie wir sie heute kennen, schachmatt gesetzt?
© Klappentext: NOEL-Verlag
Von Anfang an war klar erkennbar, dass es sich hierbei um eine Fantasy Geschichte handelte. Normalerweise ist so was schon problematisch bei mir, aber Tanja Wagner gelang es gleich eine interessante Spannung aufzubauen, in der ich sofort versank.
Der Weltenaufbau war superinteressant und stimmig durchdacht. Mithilfe von Rückblicken in die Vergangenheit erlangte ich immer mehr nützliches Wissen, während die Handlungen in der Gegenwart weiter liefen.
Der personale Erzähler führte durch die Geschichte und so durfte ich mehreren Figuren über die Schultern schauen. Dadurch erweiterte sich der Handlungsradius und ich erhielt einen größeren Überblick über die Zusammenhänge als die einzelnen Figuren.
Sehr gut gefiel es mir, dass es keine Kapitel im eigentlichen Sinne gab. Stattdessen gab es für jedes besondere Gesamtereignis einen eigenen Titel, der immer perfekt gewählt gewesen war. Zudem hatten diese Abschnitte zu Beginn eine angenehme Leselänge. Später wurden die Passagen sehr viel länger, was manchmal die Szenerie langatmig werden ließ. Jedoch passten nun mehr Handlungen und verschiedene Sichtweisen hinein, sodass die jeweiligen Bereiche noch immer passend zur Kapitelüberschrift waren.
Nach und nach wurden mir die einzelnen Balancewächter und ihr persönlicher Lebensweg vorgestellt. So bekam ich gleich ein Gefühl für die unterschiedlichen Charaktere und auch das jeweilige Element, was in ihnen wohnte. Auch sorgte Tanja Wagner dafür, dass alle Figuren Stück für Stück miteinander verwoben wurden und sich ein stimmiges Gesamtbild ergab.
Generell waren die Figuren sehr unerwartet ausgearbeitet worden. Ein besonders auffallendes Exemplar war Pater Janus. Er entsprach mit Nichten dem typischen Bild eines Mönches, sondern war das glatte Gegenstück. Obwohl ich es mochte, dass hier keinerlei Klischees bedient wurden, konnte ich im Kopf Pater Janus nicht mit seinem beschriebenen Abbild synchronisieren. Vielleicht bin ich in meinen Vorstellungen einfach zu festgefahren, aber beim Lesen merkte ich immer wieder, dass er in meiner Fantasie einfach anders aussehen wollte.
Der Schreibstil war angenehm flüssig und flott zu lesen. Sehr oft herrschte ein rasantes Tempo innerhalb der Geschichte, sodass überraschende Wendungen stets dafür sorgten, dass sich die Ereignisse unerwartet und unvorhersehbar entwickelten. Dies erzeugte viel Spannung und führte zu einem großen Unterhaltungswert.
Aber auch humoristisch angehauchte Szenen sorgten für Abwechslung und lockerten die bisweilen sehr düstere Atmosphäre wieder auf.
Eingebettet in den Kampf von Gut und Böse war eine zarte Liebesgeschichte, die sich zwar mehr am Rande entfaltete, aber der Geschichte auch einen sanften Ton verlieh. Zudem diente sie auch als schöner Kontrast zu den teilweise älteren und damit auch weiseren Charakteren der Geschichte. So verband diese Story mehrere Generationen, was insgesamt zu viel Lebendigkeit führte.
Die unterschiedlichen Settings empfand ich als sehr gelungen. Sie waren bildlich beschrieben worden, sodass es mir nicht schwerfiel, mir diese auch vorzustellen. Genauso wie mit den Charakteren spielte auch hier die Autorin mit Gegensätzen. Mal gab es sehr finstere und gefährliche Umgebungen, dann wieder schon beinahe paradiesische.
Manchmal hätte ich mir gewünscht, die Atmosphäre der einzelnen Orte mehr fühlen zu können. Bisweilen wurden sie sehr explizit erklärt, was mir ein bisschen Gespür für das Gesamtgeschehen nahm.
In dieser Geschichte wurden sehr viele Fantasy-Elemente verbaut. Was für Liebhaber des Genres eine wahre Freude ist, war für mich bisweilen ein bisschen zu viel. Ich mag es ja immer, wenn ich mir vorstellen kann, dass es genauso sein könnte. Dies gelang mir hier aber leider nicht immer. Dafür gab es Szenenbilder, die für mich ausgiebiger geschrieben sein könnten, weil sie mein Thriller Herz hätten höherschlagen lassen.
© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein Fantasyroman, indem fabelhafte Lebensformen mit unterschiedlichen Elementen plötzlich nach langer Zeit des Friedens wieder ihre Feindschaft entdecken und es zum Kampf um alles oder nichts kommen soll.
Lesen:
Wer Urban Fantasy mag, wird mit dieser Geschichte viele abenteuerliche Stunden haben.
Weglegen:
Wer mit Fantasy gar nicht warm werden kann, sollte das Buch besser nicht lesen. Hier steckt Fantasy in fast jeder Buchseite.
Mal ehrlich:
So ein richtiger Fantasyfreund bin ich nun wirklich nicht und dennoch hatte mich die Grundidee des Buches sehr gereizt. Der Weltenaufbau war vielschichtig und ausgeklügelt. Trotz einer großen Vielzahl an Figuren hatte ich aufgrund der unterschiedlichen Ausarbeitung der Charaktere keinerlei Probleme, sie auseinanderzuhalten. Besonders gut gefiel mir, dass Tanja Wagner auch oft mit Klischees brach. So entsprach zum Beispiel Pater Janus überhaupt nicht dem gängigen Bild eines Mönches. Allerdings und das war für mich persönlich etwas schade, konnte ich einfach sein Abbild mit meiner Vorstellung nicht konform bekommen. Mir war der Gegenentwurf zu einem Mönch einfach zu extrem und ich schaffte es einfach nicht, die Assoziation zuzulassen. Womöglich auch deshalb, weil mich die Beschreibung zu sehr an einen bestimmten Schauspieler erinnerte, den ich einfach in so einer Rolle nicht sehen konnte.
Sehr kontrastreich waren auch die einzelnen Handlungsschauplätze. Von idyllisch bis hin zu gefährlich düster war alles dabei. So erzeugte Tanja Wagner sehr verschiedenen Atmosphären, die abwechslungsreiche Plot Twists förderten und für einen hohen Unterhaltungswert sorgten. Das Tempo innerhalb der Geschichte war recht hoch und die Spannungsspitzen jagten sich förmlich. Trotzdem gab es auch ruhigere Passagen, die schöne Elemente wie Freundschaft und eine aufkeimende Liebe beinhalteten.
Zu Beginn des Buches hatten die betitelten Kapitel eine schöne, angenehme Leselänge, sodass ich richtig zügig vorankam. Im weiteren Verlauf wurden sie aber immer länger, was mich manchmal ausbremste. Das lag gar nicht an den verschiedensten Handlungen, sondern das mir hin und wieder ein Cut fehlte. Gerade dann, wenn ich mehrere Personen in unterschiedlichsten Szenenbildern begleitete.
Fazit:
Ein Fantasyabenteuer vom Feinsten. Die Vielfalt an unterschiedlichsten Elementen dieses Genres war unglaublich hoch und zu einem komplexen sowie atemberaubenden Weltenkonstrukt verbaut worden. Die Spannung war durchgängig hoch und unglaublich vielschichtig. Für Liebhaber von Urban Fantasy definitiv empfehlenswert.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf eine Geschichte in der ein großer Mix an unterschiedlichen Genres herrscht? Dann empfehle ich euch:
Der Ether-Song von Samara Summer