Herzlich Willkommen zum 7. Blog-Tour-Tag. Seit Dienstag, den 17. April 2018, verwöhnen wir Blogger euch mit reichlich Hintergrundwissen rund um das Buch „Teufelsfarbe“ von Ivonne Hübner. Unsere Themen sind super vielfältig und alle sehr spannend. Welcher Blogger welches Thema behandelt und die genauen Details (mit selbstverständlich auch den einzelnen Links) zu dieser Blog-Tour, erfahrt ihr, wenn ihr auf das Blogbanner klickt.

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Heute möchte ich euch etwas zu dem Dorf erzählen, in welchem die Geschichte von Christoph und Margarethe spielt. Jetzt könnte sich jemand fragen, warum? Ganz einfach. Zum einen liebe ich historische Orte. Je älter, desto besser. Wenn mir dann aber der Ort auch noch ein Begriff ist, dann stehe ich vor Begeisterung in Flammen. Meine Großeltern leben nur 17 Kilometer von dem Dorf entfernt, welches ich euch heute vorstellen möchte:

 

Der Name:

Hergeleitet wird der Name „Horka“ vom altslawischen Wort „Gora“ oder dem altsorbischen Wort „gorka“. Es bedeutet so viel wie „Auf der Höhe“ oder „Hügel“. Demnach ist Horka nach seiner Lage benannt und bezieht sich sehr wahrscheinlich auf die älteste Ansiedlung auf dem Kirchberg. Der sorbische Name für das Dorf lautet „Hórki“ und ist als Plural zu verstehen. Denn Horka umfasst Ober-, Mittel- und Niederhorka. Im Laufe der Zeit hat es unterschiedliche Schreibweisen gegeben:
Horki (um 1346),
Horcke, Horcka, zu der Horcke (um 1416),
Horgk (um 1493).
Der Ort wurde sogar kurzzeitig umbenannt. Im Rahmen der Germanisierung, zur Zeit des Nationalsozialismus, hieß das Dorf zwischen 1936 und 1947 „Wehrkirch“.

Die Lage:

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Horka liegt rund zwanzig Kilometer nordwestlich von Görlitz entfernt und lag immer, egal ob das Dorf zu Sachsen, Böhmen oder Preußen gehörig war, am Rande. Nach Bautzen beträgt die Entfernung rund fünfzig Kilometer. Mit seinen ausgedehnten Wäldern gehört die Gemeinde Horka zur Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft.
In dem „Heimatbuch des Kreises Rotheburg O.L. für Schule und Haus“ von Robert Pol aus dem Jahre 1924 wird Horka sogar als das längste Dorf im Rothenburger Kreise beschrieben. Es liegt am weißen Schöps und besitzt eine fruchtbare Ebene. Über diese Ebene erhebt sich nur der örtlich gelegene Weinberg mit einer Höhe von 188 Metern und der Kirchberg.
Heute gibt es drei Gemeindeteile, sie sind zugehörig zum Verwaltungsband Weißer Schöps/Neiße und heißen Horka, Mückenhain und Biehain. Die Eingemeindung von Mückenhain und Biehain fand am 1. März 1994 statt.

Die Boden- und Umgebungsverhältnisse:

Der Ackerboden ist zwar ertragreich, aber lehmig. Nach Osten und Westen schließt sich dann ein leichterer Boden an, der anschließend in die Heide übergeht. Der weiße Schöps ist oft über die Ufer getreten und hat zu verheerenden Überschwemmungen geführt. So mussten im Jahre 1766 viele Bewohner auf ihre Dachböden flüchten, weil das Wasser bis teilweise an die Decke der Stuben stieg. So wurde später ein künstlicher Graben angelegt, der sich vom Schöps oberhalb des Dorfes abzweigt. Er war aber nicht nur als Hochwasserschutz gedacht, sondern vermutlich auch um Mühlen zu betreiben.

Historie:

Im 12 Jahrhundert begann die Besiedlung der Gebiete und selbstverständlich wurde auch im Ort Horka eine Kirche errichtet. Es war vermutlich eine aus Holz errichtete einfache Taufkapelle. Zu Beginn wurden die Kirchenbücher, die Aufschluss über Taufen, Trauungen und Todesfälle gaben, nicht zuverlässig geführt. Aber schon im Jahre 1391 wurde der erste Geistliche erwähnt, Johannes Botlitz. Während der katholischen Zeit des Dorfes wurde der Gottesdienst fast ganz in lateinischer Sprache gehalten. Wann genau die Einführung der Reformation begann und wie es dazu kam, ist nicht bekannt. Auch kann der erste evangelische Pfarrer nicht genau festgestellt werden. Bekannt ist jedoch, dass ein Dorflehrer auf Veranlassung des Lehnsherren George von Gersdorff 1539 als Pfarrer von Horka eingesetzt wurde.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Horka im Jahre 1305 in einem Görlitzer Stadtbuch.
Auf der weit sichtbaren Anhöhe liegt die Kirche und der Kirchhof. Sie ist von einer leicht oval, aus Feldsteinen erbauten Mauer von sechs Metern Höhe und entsprechender Stärke umgeben. Die Mauer zieren auch Zinnen mit Schießscharten, die vermutlich zur Zeit der Hussitenkriege (1419 – 1436) entstanden sind. Ziel war es in kriegerischen Zeiten die Kirche zu schützen und die Zinnen werden den Dorfbewohnern zu Verteidigung gedient haben. Daher kommt auch der Name „Wehrkirche“. Noch heute ist die Mauer sehr gut erhalten. Von 2011 bis 2014 wurde sie aufwendig restauriert. Dabei fand man auch menschliche Gebeine und diese wurden dann von der Gemeinde wieder beigesetzt. Ein Grabstein erinnert an die gefundenen sterblichen Überreste einstiger Horkarer Bewohner.
1961 wurden bei Restaurierungsarbeiten Wandmalereien und ein Engelskopf unter vielen Kalkschichten gefunden. Wer heute die Kirche besichtigt kann Wandmalereien aus verschiedenen Jahrhunderten nebeneinander bestaunen. Auch soll der jetzige Altarraum identisch mit der ursprünglichen Kapelle sein.
Horka wird in alten Urkunden oft erwähnt und sie erzählen von den vielen Leiden der Bewohner. So waren sie großen Hungersnöten, Überschwemmungen sowie Dürren mit den einhergehenden Krankheiten und Seuchen, Teuerungen und Insektenplagen sowie auch Krieg und Raub ausgesetzt.
Seit 1390 wird in den Görlitzer Ratsrechnungen Horka öfter erwähnt. So sandte der Görlitzer Rat zur Verfolgung von Landfriedensbrechern seine Schützen regelmäßig dorthin.
Um 1400 gab es beispielsweise einen in der Tierheilkunde bewanderten Schmied, dem der Rat zu Görlitz oft kranke Pferde zur Heilung schickte.
1416 beging der Raubritter Unwirde einen Leichenraub an einer Horkarer Witwe und wurde dafür später in die Acht genommen. Die Rechtsacht war eine verhängte Ächtung, die meistens bei Urteils- oder Ladungsungehorsamkeit ausgesprochen worden ist. Aus der Acht konnte sich der Geächtete lösen, wenn er sich dem Gericht und somit auch einer Strafe stellte.
Ein besonders kreatives Mitglied der Gemeinde Horka, Kaspar Weber, wurde 1446 „zur Staupen geschlagen“, weil er ein Spottlied auf die Görlitzer sang. Staupen ist eine Körperstrafe, bei der der Verurteilte am Pranger geschlagen wurde.
1480 musste Hans Gersdorff auf Horka, der auch „der Pommerhans“ gerufen wurde, vor dem Görlitzer Gericht wegen Totschlags erscheinen. Er gab sich mit Stegreifrittern ab und nahm sie auch bei sich auf. Ein heruntergekommener Ritter, der seinen Lebensunterhalt durch Räubern sicherte, wurde Stegreifritter genannt.
Noch heute rankt sich eine Sage um drei unterirdische Fluchtwege. Einer davon soll mindestens einen Kilometer lang sein. Ob diese tatsächlich bestanden haben, noch existieren oder doch eben nur eine Erzählung sind, ist noch nicht untersucht und erforscht.
Aber egal ob Wahrheit oder Fiktion, einen Besuch dieser Jahrhunderte alten Wehranlage und seiner Kirche ist absolut empfehlenswert. Wenn ihr dann auch noch das Buch gelesen habt, dann werdet ihr die Geschichte von Christoph und seiner Margarete nie mehr vergessen können.

Bezug zum Buch:

Das Salz in der Suppe bei einem historischen Roman ist für mich, dass es wahre Begebenheiten gibt. Solche, die sich auch nachvollziehen lassen. Ivonne Hübner hat in ihrem Werk „Teufelsfarbe“ eine Menge tatsächlicher historisch korrekter Orte und Begebenheiten einfließen lassen. Im Speziellen natürlich das Dorf, in dem der Großteil der Geschichte spielt. Selbstverständlich soll auch einiges aus dem Reich der Fantasie kommen, sonst wäre es ja eine geschichtliche Abhandlung und kein Roman. Wie mir das Buch insgesamt gefallen hat, erfahrt ihr in meiner Rezension. Nun möchte ich aber noch mal kurz auf das Buch und einige der historischen Fakten zurück schwenken:

In dem Buch geht Ivonne Hübner auf die Sage des Ortes, zur Entstehung der Zinnen, ein. Diese gibt es tatsächlich und sie besagt, dass es in Horka einst 72 Bauern gab. Ein jeder musste eine Zinne bauen und diese auch im Belagerungsfall verteidigen. Ob das wirklich so geschehen ist oder nicht, wird wohl niemals geklärt werden. Aber es zeigt deutlich, dass die gesamte Kirchengemeinde diese Schutzmauer erbaut haben muss.
Die Beschreibung der Kirche ist authentisch zu den Aufzeichnungen alter Chronisten. So beschreibt beispielsweise der Pfarrer Holscher im Jahre 1856 in seiner Geschichte der Parochie Horka die Kirche wie folgt ***:
„(…) Der ältere, östliche Teil, in den früheren Kirchenrechnungen „die alte Kapelle“ genannt, ist die ursprüngliche Kirche, hat zwei schöne Kreuzgewölbe und Gurtbogen, welche auf verzierten Tragsteinen ruhen, und stammt wohl aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. (…)“. Meistens besteht ein Gurtbogen aus größeren Steinen und Keilsteinen, der das Gewölbe entweder abschließt oder quer unterteilt.
Der Clou in diesem Buch ist, dass wir nicht nur einen historischen Roman lesen der um das Jahr 1510 spielt, sondern die Autorin lässt auch noch länger zurückliegende historisch korrekte Geschehnisse einfließen. So ist es wahr, dass zu Beginn des Jahres 1431 Horka durch Hussiten stark bedroht wurde. Nicht nur in ihrer Wehrkirche suchten die Bewohner Schutz, sondern sie flüchteten auch in die umliegenden Wälder. Doch ein Gefecht zwischen den Hussiten und aus Görlitz herannahenden schlesischen Streitkräften sorgte dafür, dass die Hussiten Horka nicht überfallen konnten und sich in eine andere Richtung wenden mussten.
Auch das oftmals erwähnte Dorfgericht hat wirklich existiert. Wie im Buch ausführlich beschrieben, bestehen sie aus Richtern und Schöppen. Sie bestehen aus insgesamt fünf Personen und sind meistens vom Gutsherren gewählt worden. Versammelt wurde sich im Kretscham, also der Schenke. Wie auch schon beim Ortsnamen Horka, ist der Ausdruck Kretcham aus einem altsorbischen Wort hergeleitet worden. Für die Nachwelt sind besonders die Schöppenbücher eine wichtige Quelle der Geschichte der Dörfer. Oberhorkas ältestes, noch erhaltenes Schöppenbuch, hat die Chroniken von 1536 bis 1660 aufgeführt. Es gibt auch ein Schöppenbuch von Mittelhorka und ist das einzig Erhaltene. Es geht von 1687 bis 1815.
Ivonne Hübner beschreibt in ihrem Buch auch die Kriminal- und Zivilgerichtsbarkeit, welche beim Rate zu Görlitz ausgeübt wurde. So gab es tatsächlich einen Vorfall im Jahre 1510 in Horka, der ebenda verhandelt wurde. Aber ich verrate an dieser Stelle nichts weiter. Lest das Buch und findet es heraus.

Impressionen des Ortes:

Nachwort:

Ich hoffe, euch hat mein kleiner Ausflug in das Dorf Horka gefallen. Leider konnte ich nur einen kleinen Teil dieser spannenden historischen Geschichte von Horka umreißen. Die Abhandlung wäre vermutlich viel zu lang geworden und ich möchte euch doch neugierig auf das Buch stimmen. Daher habe ich einige markante Punkte herausgesucht, die mich persönlich sehr angesprochen haben. Hauptsächlich habe ich mich nur auf Informationen bis ins 16. Jahrhundert gestützt.
Trotz sorgfältiger Recherche kann ich einen inhaltlichen Fehler nicht ausschließen. Sollte euch etwas auffallen oder unklar sein, dann scheut euch nicht mich anzuschreiben.
Ganz herzlich möchte ich mich an dieser Stelle bei meinem Opa, Günter Kositz, bedanken. Er hat für mich seine geheimen Buchschätze durchforscht und mir wundervolle alte Heimatbücher ausgeliehen. Auch wenn mich die altdeutsche Schrift bisweilen zur Verzweiflung trieb, hat es meinen Durst nach historischen Details kaum löschen können.
Natürlich möchte ich mich an dieser Stelle auch bei meinem Papa, Mirko Kositz, bedanken. Dank seinem Einsatz konnte ich euch ein paar wunderschöne Bilder vom Ort Horka zeigen. Ich hoffe, dass sie euch ebenso gefallen wie mir.

 

 

Zum Abschluss des Tages gibt es für euch noch ein Gewinnspiel. Zu gewinnen gibt es eins von zwei Taschenbüchern:

Beantwortet einfach folgende Frage und beachtet die Teilnahmebedingungen.

Viel Erfolg wünscht euch,
Mo

Interessiert dich der geschichtliche Hintergrund deines Heimatortes?

-Teilnahmeberechtigt sind alle Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet und eine Versandadresse in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben.
– Das Gewinnspiel läuft vom 17. April und endet am 30.April um 23:59 Uhr
-Teilnahme ab 18 Jahren oder mit Erlaubnis der Eltern
– Es wird keine Haftung für den Postweg übernommen.
– Die Teilnehmer erklären sich mit der öffentlichen Nennung ihrer Kommentarnamen im Gewinnfall auf dem Verlagsblog “Bakerstreet Bibliothek” und der Facebookseite des Dryas Verlags einverstanden und räumen dem Veranstalter unentgeltlich, zeitlich und örtlich unbeschränkt das einfache Recht ein, die von ihnen im Rahmen der Gewinnspielaktion an den Veranstalter überlassenen Inhalte (z.B. Bildern, Texte) zu vervielfältigen, zu verbreitern, öffentlich zugänglich zu machen, zu bearbeiten sowie die Wahrnehmung dieser Rechte auf beauftragte Dritte, wie z.B. technische Dienstleister zu übertragen. Die Einräumung der vorstehend genannten Rechte dient alleine der Veranstaltung und Durchführung der Gewinnspielaktion und etwaige Präsentation von Teilnahmebeiträgen in Online und Offlinemedien (z.B. auf der Facebookseite, Website).
Soweit sich aus den Inhalten Hinweise aus die ethnische Herkunft, Religion oder Gesundheit der abgebildeten Menschen ergeben (z.B. Hautfarbe, Kopfbedeckung, Brille), bezieht sich die vorgenannte Einwilligung auch auf diese Angaben.
– Die Gewinner werden nach der Auslosung auf dem Bakerstreet-Bibliothek-Blog bekannt gegeben.
– Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Gewinn wird nicht bar ausgezahlt. Das Gewinnspiel steht in keinem Zusammenhang mit Blogger. Blogger steht nicht als Ansprechpartner für das Gewinnspiel zur Verfügung.
– Wie genau auf meinem Blog Daten weiterverarbeitet werden, erkläre ich in meiner Datenschutzerklärung
– Mit der Teilnahme wird den Teilnahmebedingungen zugestimmt

Hinweise:
* Das Banner wurde uns freundlicherweise vom Dryas Verlag zur Verfügung gestellt
** Die Bildquelle ist „Kartendaten(c)2018GeoBasis-DE/BKG((c)2009),Google“
*** Das Zitat habe ich aus dem Buch „Heimatbuch des Kreises Rotheburg O.L.“ von Robert Pohl entnommen.
Als Infoquellen dienten mir folgende Bücher:
„Die Ortsnamen der Oerlausitz“ von Jan Meschgang
„Heimatbuch des Kreises Rotheburg O.L.“ von Robert Pohl
„Reisehandbuch Lausitz“ vom VEB Touristverlag Berlin . Leipzig
sowie die Homepage der Gemeinde https://www.horka.de/