Wer sich für die Rechtsmedizin interessiert, aber keine Lust hat, sich in Sachbücher einzulesen, dem kann ich die Reihe um die Rechtsmedizinerin Sabine Yao von Michael Tsokos wärmstens empfehlen. Mit Vorfreude habe ich auf den dritten Band gewartet und durfte mich sogar über ein ganz besonderes Bloggerpaket freuen. Was sich darin verbarg, habe ich euch in diesem Beitrag erzählt: Buchpost Mit kalter Hand
In meiner Rezension „Mit kalter Hand“ von Prof. Dr. Michael Tsokos erfahrt ihr, was der dritte Band für mich bereithielt.
Leseexemplar
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

© Umschlaggestaltung: Stefan Hilden, HildenDesign.de
erschienen bei Droemer Knaur
Veröffentlicht 1. September 2025
352 Seiten
Band 3 der Reihe Die Sabine Yao-Reihe
erhältlich als Paperback, Hörbuch und EBook
Klappentext
Der dritte atemberaubend spannende True-Crime-Bestseller um die Rechtsmedizinerin!
Sabine Yao muss diesmal ihre rechtsmedizinische Expertise in der Sonderkommission um Profiler Milan Hasanović einbringen, die die Ermittlungen zum »Pferderipper von Lübars« übernommen hat. Die Befürchtung, dass der brutale Täter früher oder später von Tieren auf Menschen umschwenkt, ist mehr als begründet.
Noch von allen unbemerkt, plant ein online-süchtiger Mann in einer schäbigen Pankower Einzimmerwohnung, seine barbarischen Fantasien erneut in die Wirklichkeit umzusetzen. Auf einer Erotik-Plattform für Männer bahnt er eine Verabredung für ein tödliches Rendezvous mit seinem nächsten Opfer an. Zeitgleich werden an verschiedenen Orten über Berlin verteilt Leichenteile gefunden.
Sabine Yao muss immer tiefer in die düsteren Gefilde der menschlichen Seele hinabsteigen, um die labyrinthischen Abgründe einer kranken Psyche ergründen zu können …
Eine forensische Thriller-Reihe der Extraklasse: So hart und authentisch wie nie
Beklemmend authentisch: Wie in den Vorgängern »Mit kalter Präzision« und »Mit kaltem Kalkül« sind wir mit Michael Tsokos, dem bekanntesten Rechtsmediziner Deutschlands, mittendrin im nervenaufreibenden Alltag am Seziertisch – ebenso wie in einem komplexen Kriminalfall für das BKA!
© Klappentext: Droemer Knaur
Der Prolog ist mysteriös und zieht mich sofort in seinen Bann. Ich begleite einen namenlosen Mann und nehme an seinen Gedanken und Emotionen teil. Seine Verzweiflung ist spürbar und ich habe Mitleid mit ihm. Viele Fragen türmen sich vor mir auf, die sich erst im weiteren Verlauf klären werden.
Ab dem ersten Kapitel bin ich überwiegend an der Seite der Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao und dem Team der BKA-Einheit „Extremdelikte“. Mir fällt direkt auf, dass Mit kalter Hand unmittelbar nach den Ereignissen aus Band 2 Mit kaltem Kalkül einsetzt. Dies ist aber für Neueinsteiger in diese Reihe kein Problem. Die Bände lassen sich problemlos selbstständig lesen, da die behandelten und beschriebenen Fälle jeweils abgeschlossen sind.
Der personale Erzähler gewährt mir durch verschiedene Perspektiven einen großflächigen Blick über die Geschehnisse. Hauptsächlich darf ich Dr. Sabine Yao begleiten und viel von ihrer Expertise mitnehmen. Außerdem kann ich unter anderem einem Täter und der erfahrenen Leiterin der vierten Mordkommission Monica Monti bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. So bekomme ich spannende Einblicke in mehrere Ebenen der Geschichte, was diese beeindruckend vielfältig macht.
Mit kalter Hand bietet mir ein realistisches Berlin-Setting, bei dem ich viel im Sektionssaal der BKA-Einheit „Extremdelikte“ und im Spandauer Forst unterwegs bin. Es ist auf jeder Seite spürbar, dass Michael Tsokos genau weiß, wovon er da schreibt. Seine Expertise als Rechtsmediziner legt er verständlich und interessant dar. So werden die Ereignisse sachlich genau aufbereitet und inhaltlich dicht dargelegt. Das führt jedoch dazu, dass ich die Atmosphäre als sehr kühl wahrnehme. Mir fehlt dieses Mal die zwischenmenschliche Aktion. Zwar ist diese in Ansätzen vorhanden, aber es überwiegen die professionell wissenschaftlichen und ermittlungstechnischen Vorgehensweisen. Das Privatleben von Sabine Yao findet in Mit kalter Hand schlicht nicht statt. So bleibt für mich die Charakterentwicklung leider aus und Mit kalter Hand wirkt gelegentlich eher wie ein Lehrbuch in Romanform.
Mit kalter Hand ist mit allerlei spannenden Fällen angefüllt, die teilweise parallel erzählt, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten bearbeitet und mitunter aufgeklärt werden. Besonders stechen jedoch die Kriminalfälle um einen Pferderipper im Berliner Raum und im Spandauer Forst gefundene zerstückelte menschliche Leichenteile hervor.
Durch die kurzen Kapitel und die damit verbundenen wechselnden Perspektiven bekommt Mit kalter Hand ein zügiges Erzähltempo. Hilfreich finde ich die am Kapitelanfang stehenden Zeit- und Ortsangaben, sodass ich nie die Orientierung verliere.
Die Spannung ist durchgängig gegeben, aber durch die vielen wissenschaftlichen Ansätze vermisse ich den Thrillertypischen Nervenkitzel. Durch das hohe Maß an Rationalität büßt Mit kalter Hand meiner Meinung nach an Emotionalität ein.
Auf die gesamte Auflösung bin ich neugierig, aber ich fiebere ihr nicht entgegen. Besonders die Aufklärung des Pferderipper-Falles hätte für meinen Geschmack mehr Raum einnehmen können. Dagegen hat mir der Showdown um die Ermittlung eines Täters gut gefallen. Besonders der Einsatz einer Spezialeinheit der Polizei hat mich gebannt lesen lassen.
Insgesamt besticht Mit kalter Hand durch die Möglichkeit, hautnah in die Welt der Rechtsmedizin eintauchen zu können. Einen so authentischen Blick auf Tatorte und die Arbeit im Sektionssaal zu erhalten, wie es in diesem Thriller der Fall ist, ist schon sehr interessant.

© Foto: Monique Meier
Kurz gesagt:
Was dich erwartet:
Ein forensisch-authentischer Thriller, der einen ungefilterten Blick in die Welt der Rechtsmedizin anhand spannender Fälle zulässt.
Lesen:
Wenn ihr Wert auf einen realistischen Thriller legt, der euch glaubwürdige Ermittlungsarbeit aufzeigt und ihr damit klar kommt, verstörende und sehr detaillierte medizinische Details zu lesen.
Weglegen:
Wenn ihr Action und adrenalin-peitschende Spannung in einem Thriller lesen möchtet, solltet ihr nicht zu Mit kalter Hand nicht greifen. Hier sind die Sachlichkeit und authentische Darstellung von Obduktionen sowie Ermittlungen vordergründig.
Mal ehrlich:
Mit kalter Hand ist nichts für schwache Nerven. Hier wird detailliert und realitätsnah die Arbeit der Rechtsmedizin beschrieben. Dabei begleite ich die Protagonistin Sabin Yao im Sektionssaal, Mordermittler an Tatorten und tauche in die Gefühlswelt eines Täters ab. Dies alles wird durch die nüchtern erklärende Stimme des personalen Erzählers unterstützt.
Mit kalter Hand ist ein wahres Fachbuch im Thriller Format. Fachbegriffe werden im Kontext verständlich erklärt und aufbereitet. Durch die kurzen Kapitel und die packenden Perspektivwechsel entsteht eine authentische Grundspannung. Ein bisschen vermisse ich die emotionale Tiefe, denn hier dominiert der wissenschaftliche Ansatz stark. Durch die forensische Genauigkeit und die Einblicke in die verschiedenen Ermittlungsarbeiten werden die Taten von menschlichen Abgründen mancher Individuen eindrucksvoll dargestellt.
Abgerundet wird das Ganze durch die Schauplätze in und um Berlin sowie mehrerer beschriebener Fälle. Diese Vielfältigkeit zeigt eindrucksvoll, wie komplex und weitläufig das Arbeitsfeld der Rechtsmedizin ist.
Die beiden Hauptfälle stehen dabei in einem interessanten Kontrast. Besonders der Blick auf die Arbeit von Veterinärpathologen ist für mich faszinierend, aber auch bewegend.
Ich erlebe in diesem Buch echte Ermittlungsarbeit, dafür nur minimale Actionszenen. Damit kann ich leben, aber ich hätte mir ein bisschen mehr persönliche Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelten der Figuren gewünscht. In diesem Band dominiert die Sachlichkeit stark, sodass ich beim Lesen nicht immer das Gefühl habe, noch in einem Thriller unterwegs zu sein.
Das Ende schleicht sich mehr an, als dass es mit einem Paukenschlag kommt. Manches hat sich im Vorfeld schon abgezeichnet, aber mit der Auflösung der einzelnen Fälle bin ich insgesamt zufrieden.
Fazit:
Mit kalter Hand überzeugt durch seine professionelle und unverfälschte Sicht auf das Vorgehen der Rechtsmedizin und der Ermittlungsbehörden. Obwohl hier die Sachlichkeit mehr Raum einnimmt als die emotionale Ebene, habe ich dennoch einen packenden Thriller mit vielen schaurigen Details gelesen.
*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*
Lesetipp:
Lust auf Neugierig auf die gesamte Reihe geworden?
Dann empfehle ich euch:
Mit kalter Präzision von Michael Tsokos