Geisterromanzen sind ja eher nicht so mein Fall, aber als ich den Klappentext zu diesem Buch las, konnte ich nicht widerstehen. Die Geschichte klang einfach so schön, dass ich sie lesen wollte.

In meiner Rezension zu
“Mit dir für alle Zeit” von Lisa Grunwald erzähle ich euch, ob mich die Geschichte überzeugen konnte.

Leseexemplar
❧ Dieses Buch habe ich als Freiexemplar von HarperCollins erhalten
❧ Vielen Dank an Literaturtest für die Vermittlung
❧ Meine Meinung ist davon unbeeinflusst

 

Mit dir für alle Zeit von Lisa Grunwald
© Cover: Artwork von Penguin Random House

Infos zum Buch
erschienen bei HarperCollins
Veröffentlicht 25. Juni 2020
Originaltitel Time after Time
Übersetzt von Elfriede Peschel
ca. 512 Seiten
erhältlich als eBook, Hörbuch und brochiert
 

Klappentext

Eine magische Liebesgeschichte

New York, Fünfter Dezember 1937: Weichenmechaniker Joe geht nach Feierabend durch die Grand Central Station – und verliebt sich auf den ersten Blick. In Nora, eine sehr hübsche, doch seltsam altmodisch gekleidete Frau, die verloren unter der berühmten goldenen Uhr steht. Nach einem wundervollen Abend verschwindet sie jedoch spurlos. Und als Joe am nächsten Tag ihre Nummer wählt, informiert ihn ein Mann mit kühler Stimme, dass er Nora nicht sprechen könne: Sie sei vor zwölf Jahren bei einem Zugunglück gestorben. Nora geht Joe jedoch nicht mehr aus dem Kopf. Und am fünften Dezember 1938 steht sie plötzlich wieder vor ihm, unter der goldenen Uhr der Grand Central Station. Hier ist sie gestorben. Und jedes Jahr kehrt sie für einen Tag zurück. Ihre Liebe hat keine Chance – und dennoch wartet Joe fortan Jahr für Jahr auf sie. Gemeinsam suchen sie einen Weg, das Unmögliche zu schaffen: dass Nora für immer bei ihm bleiben kann.

© Klappentext: HarperCollins

Schon der Beginn der Geschichte war schön. Lisa Grunwald verzauberte mich mit ihren schönen Beschreibungen des Grand Central um 1938 und erweckte ihn vor meinem inneren Auge zum Leben. Mit vielen interessanten Details rund um diesen besonderen Bahnhof befriedigte sie meinen Durst nach historischen und architektonischen Details. Eingebettet in dieses vielschichtige Setting erzählte mir die Autorin von Nora und Joe.

Joe, ein liebenswerter, ehrlicher und offener Charakter, stand ständig zwischen den Stühlen. Erst belastete ihn das Wissen um die Frau, in die er sich fast sofort verliebte und dann musste er seiner Familie in den schwersten Stunden beistehen.
Ich mochte Joe sehr, er hatte so viele Träume, doch er opferte sich immer für die anderen. Es war spürbar, dass er es gerne tat, und dennoch tat er mir oft leid. Er war immer so gefangen in seinem Pflichtbewusstsein, das ich manchmal eher das Gefühl hatte, dass Joe der lebende Tote war und nicht seine geliebte Nora.
Aber gerade dies macht ihn so nahbar, so menschlich. Ich fieberte immer mit ihm mit und wünschte Joe dabei immer nur das Beste.

Nora war die wohl interessanteste Figur für mich. Ich würde es schon als Schicksalsschlag bezeichnen, wenn du feststellst, dass du eigentlich gestorben bist, aber unter bestimmten Voraussetzungen wieder lebendig wirst. Nora konnte weiterhin auch alles, was jeder normale Mensch macht. Essen, Trinken, Spaß haben, sich ärgern, kurzum: leben. Und es war bei ihr spürbar, dass sie leben wollte. Als Nora starb, war sie 23 Jahre jung und ihre Leichtigkeit war durch das ganze Buch hindurch präsent. Ich bewunderte sie dafür, wie sie mit ihrer Situation umging und das sie sich selber dabei nie aufgab. Denn ihr Dasein im Diesseits war an bestimmte Bedingungen geknüpft, die ich nach und nach erfuhr.

Die erste Begegnung der beiden war bezaubernd und ich genoss es, sie zu begleiten. Es herrschte von Anfang an eine ganz besondere Verbindung zwischen Nora und Joe und es war wirklich magisch. Ich liebte es ihnen bei ihrem Weg durch die glücklichen und auch durch die harten Zeiten über die Schulter zu schauen.
Zwar erzählte ausschließlich der personale Erzähler die Geschichte, doch mal begleitete ich Joe, mal Nora. So erfuhr ich nicht nur jede Menge über ihre Charaktere, sondern auch über ihre Gedanken- und Gefühlswelt.
Was mir dabei besonders gefiel, waren die Rückblicke in Noras Vergangenheit. Ich erfuhr, warum und wie sie starb und was sie davor gemacht hatte. Es war eindrücklich, aber es beengte mich auch. Die Umstände ihres Todes waren wirklich sehr tragisch und doch war ihre „Auferstehung“ ein einziges Wunder. Aber es war nicht kitschig oder an den Haaren herbeigezogen. Es hatte den Touch Realität, den ich so sehr liebe.

Jedes Kapitel wurde mit der Jahreszahl, an dem die Ereignisse stattfanden, versehen sowie einem Titel, unter dem diese standen. Sie waren immer stimmig zu den Geschehnissen. Gleichzeitig machten sie neugierig auf das, was da noch so kommen würde.

Ein weiteres Highlight war für mich, dass Lisa Grunwald diese ungewöhnliche Liebesgeschichte in eine historisch korrekte Umgebung und Zeit gebettet hatte. So erfuhr ich, wie die Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg in Manhattan waren, wie es war, als die USA in den Krieg mit einstieg und welche Konsequenzen es für die Menschen hatte. Aber auch was geschah, als der Krieg endlich vorbei war.
Dieser riesige Querschnitt durch fast zwei Jahrzehnte war beeindruckend. Für mich als Geschichtsliebhaberin ein absoluter Traum, weil es so authentisch dargestellt wurde.
Vor allem die Auswirkungen des Krieges mit seinem sehr hässlichen Gesicht stellte Lisa Grunewald sehr geschickt und eindrücklich mithilfe von Joes Familie dar. Sie bestand zu Beginn aus seinem Vater, der Kriegsveteran war, seinem Bruder, dessen Frau und deren beider Kinder.
Hier war besonders das Leid der Menschen generell spürbar und vermittelte mir einen Eindruck, wie die Zeiten so gewesen waren.

Doch manchmal zog sich in diese Geschichte in die Länge. Wurde schwer von viel zu vielen Details, die oft einfach nur zur Füllung dienten. Vereinzelt bestanden sie aus Banalitäten, was Joe oder Nora gerade taten. Was sie betrachteten, dachten. Das raubte mir manchmal die Energie, meinen Enthusiasmus für diese doch so schöne Geschichte. Gelegentlich rutschten die Erzählungen in eine ganz schwere Melancholie ab, die bis zu einem gewissen Grad auch passend zum Inhalt war. Aber dann doch für meinen Geschmack zu viel gewesen ist.
Durch diese doch zuweilen zähen Szenen kämpfte ich mich hin und wieder regelrecht durch und war immer erleichtert, wenn ich diese langatmigen Sequenzen hinter mir lassen konnte.

Das Ende hatte mich im Übrigen sehr überrascht. Es war unerwartet und doch so unglaublich passend zum ganzen Buch. Und rückblickend musste ich erstaunt feststellen, dass diese Geschichte mit sehr wenigen Charakteren auskam. Das hatte mich schon fasziniert.

Mit dir für alle Zeit von Lisa Grunwald
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine Geisterliebesgeschichte der etwas anderen Art, die mit jeder Menge historischen Ereignissen in einem spannenden Setting der Grand Central Station aufwarten kann.

Lesen:

Geeignet für Leser, die außergewöhnliche Liebesgeschichten mögen und sich für historisch gut recherchierte Ereignisse sowie Lebensumstände begeistern können.

Weglegen:

Wenn ihr lieber Bücher lest, die eine klare Genredefinition haben, wird euch das Buch wohl eher kaum begeistern können. Denn hier mischt sich vieles zusammen und die Grenzen sind stark verschwommen.

Mal ehrlich:

Es fällt mir unheimlich schwer eine endgültige Meinung zu diesem Buch zu haben. Ich bin ehrlich gesagt hin- und hergerissen.
Das Buch war unglaublich spannend und in seiner Thematik außergewöhnlich. Ständig fragte ich mich, wie sich wohl diese ungewöhnliche Liebesgeschichte weiterentwickeln würde. Dann wurde zusätzlich auch noch meine historische Leidenschaft angesprochen. Lisa Grunwald verarbeitete unheimlich viele geschichtsträchtige Aspekte in diesem Buch. Dabei deckte sie einen großen Zeitraum von fast zwei Jahrzehnten ab. Das war unglaublich beeindruckend und ich konnte meinen großen Wissensdurst stillen.
Dabei floss die Geschichte der beiden Protagonisten perfekt in dieses Setting hinein.
Jedoch hatte das Buch manchmal auch Längen. Szenen, die meiner Meinung nach hätten auch weggelassen werden können. Sie konnten mich dann nicht abholen und schickten mich manchmal auf eine richtige Durststrecke. Dann wurde es plötzlich wieder spannend und ich war wieder mittendrin im Geschehen.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass mich die Geschichte sowohl begeisterte, mich manchmal auch schlicht gelangweilt hatte. Dieses Auf und Ab war manchmal anstrengend, dennoch hatte diese Geschichte einen schönen Reiz für mich.

Fazit:

Eine Liebesgeschichte mit einem Setting, dessen Dreh-und Angelpunkt der Grand Central gewesen ist. Ich mochte, wie das Schicksal der beiden Liebenden in die damalige Welt eingebettet wurde und mit reichlich historischen Details unterfüttert wurde. Auch wenn das Buch seine Längen hatte, die Geschichte von Nora und Joe war wirklich verzaubernd.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

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