Im Rahmen des Thriller-Leseevents von Lovelybooks und dem dtv Verlag durfte ich das Buch kennenlernen und lesen.

In meiner Rezension zu „Gerecht ist nur der Tod“ von Judith Bergmann verrate ich euch, ob sich die Geschichte lohnt.

 

Gerecht ist nur der Tod: Kriminalroman von Judith Bergmann
© Cover: buerosued.de

Infos zum Buch
erschienen bei der dtv Verlagsgesellschaft
Veröffentlicht 21. Februar 2020
ca. 320 Seiten
erhältlich als Taschenbuch und eBook

Klappentext

»Ein außergewöhnlicher Mord bedeutet einen außergewöhnlichen Mörder.«

Vor den Augen der Gäste wird ein prominenter Kölner Unternehmer auf dem Weg zum Traualtar erschossen. Hauptkommissar Schellenberg und sein Team werden bei ihren Ermittlungen von der Psychologin Ina Reich begleitet. Auf Wunsch der Polizeibehörde soll sie die seelische Belastung der Kripomitglieder untersuchen. Aber nicht jeder im Team heißt Ina willkommen. Kommissarin Bulut bespitzelt die stille Beobachterin, die immer mehr Mühe hat, ein sorgsam gehütetes Geheimnis aus ihrer Vergangenheit vor der Aufdeckung zu bewahren. Als zum Entsetzen aller einer aus den eigenen Reihen in den Kreis der Verdächtigen gerät, erscheint plötzlich alles bisher sicher geglaubte in einem ganz anderen Licht.

© Klappentext: dtv Verlagsgesellschaft

Schon der Titel des Buches hatte mein Interesse geweckt. Steckt doch so viel Wahrheit darin. Der Tod hat keine Vorteile und er gewährt auch keine. Aber ist das damit gemeint? Ich wusste es nicht und war sehr neugierig, wie am Ende der Titel gemeint gewesen sein könnte.

Mit Ina, der Protagonistin und auch gleichzeitig Erzählerin dieses besonderen Krimis, hatte ich keine Probleme. Obwohl sie mich auf Distanz zu sich hielt, weckte sie meine Neugier. Von allen Figuren war sie die schwammigste Person, ich schaffte es einfach nie ein ganz klares Bild von ihr und ihrem Wesen zu zeichnen. Und dennoch ließ mich ihre Geschichte nicht wieder los. Egal, ob es die Rückblicke in eine sehr aufwühlende Vergangenheit oder ihre aktuelle Arbeit inmitten einer Mordermittlung gewesen ist. Ina war mir nicht direkt sympathisch, weil sie einfach nie richtig greifbar war. Aber ich mochte sie. Mochte ihre Art zu erzählen und auch ihre Fähigkeit sich selbst zu reflektieren.
Doch dann war da noch eine dunklere Seite an ihr. Durch ihren hohen Tablettenkonsum wurde schnell deutlich, dass Ina am Ende mit ihren Kräften ist. Doch warum und was sie dennoch antrieb die Ermittler journalistisch zu begleiten, hüllte die Autorin lange in einen dichten Nebel.

Auf der anderen Seite waren da noch die anderen Figuren. Keine Person in dem Buch glich charakterlich einem anderen Akteur. Im Gegenteil, die Persönlichkeiten waren das pure Kontrastprogramm.
Nehmen wir beispielsweise die Kriminalkommissarin Sibel. Sie ist eine Charakterfigur, die am liebsten ständig mit dem Kopf durch die Wand will und sagt, was ihr gerade durch den Kopf schießt. Dabei nimmt sie niemals Rücksicht auf ihren Gegenüber.
Ganz anders ihr Chef Rolf Schellenberg. Ein kühler Kopf, der strategisch vorging und sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Ihn mochte ich tatsächlich von allen Figuren am meisten. Er war mir in seinem Wesen angenehm und bei ihm hatte ich nie das Gefühl, dass er etwas zu verbergen hatte.

Das Zusammenspiel der Figuren in diesem Buch war sehr gut ausgearbeitet worden. Es war authentisch und durch die einzelnen Charaktere wurde die Geschichte lebendig. Dazu trug auch dieser entspannte und auf den Punkt gebrachte Schreibstil bei. Hier waren keine großen Spannungsspitzen vorhanden, aber dennoch hatte ich das Gefühl unbedingt weiterlesen zu müssen. Die ganzen kleinen unausgesprochenen oder teilweise sogar angedeuteten Geheimnisse hatten nicht nur meine Neugier geweckt, sondern mich auch zum Miträtseln verleitet. Einige meiner Theorien waren schnell im Sande verlaufen, doch dann hatte ich plötzlich, bei rund zweidrittel des Buches, eine Idee, wer der Mörder sein könnte und warum er die Taten beging. Von da an verfiel ich in eine Art Jagdrausch.
Ich musste einfach wissen, ob meine Überlegungen richtig waren und las gebannt die kommenden Seiten. Ja, am Ende lag ich richtig, aber eben doch nicht ganz. Das Finale hatte mich wirklich überrascht und ließ zum Schluss die Geschichte in einem völlig anderen Licht erscheinen. Solche psychologisch ausgeklügelten Bücher liebe ich einfach. Nichts ist, wie es scheint, und ja, irgendwie gab es sogar eine Moral von der Geschichte.

Gerecht ist nur der Tod von Judith Bergmann
© Foto: Monique Meier

Kurz gesagt:

Was dich erwartet:

Eine Ich-Erzählerin, die viele Geheimnisse umgibt und die als Journalistin eine Mordermittlung begleiten darf.

Lesen:

Ihr mögt Krimis, die ruhiger und trotzdem spannend sind? Dann ist dieses Buch genau das Richtige für euch. Hier fließt kaum Blut und ekelige oder brutale Szenen gibt es gar nicht.

Weglegen:

Action und ganz viele Adrenalinschübe während des Lesens sind euch wichtig? Dann Finger weg von dem Buch. Hier geht es leise und unaufgeregt zu.

Mal ehrlich:

Dieses Buch war für mich eine riesige Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hätte. Oft habe ich mich gefragt, wohin mich diese Geschichte wohl führen würde.
Ich kann mich kaum erinnern je einen so unaufgeregten und dennoch auf seine ganz besondere Art und Weise, flüssigen Krimi gelesen zu haben.
Im Fokus stand gar nicht die Ermittlung zu einem sehr medienpräsenten Mord, sondern Ina, die Ich-Erzählerin. Sie war oft undurchschaubar und stets fragte ich mich, welchen Zweck sie wohl verfolgen würde. Dies führte zu einer unterschwelligen Spannung, die eher leise war und mich dennoch durch das Buch trug.
Dann waren da diese unglaublich facettenreichen und ebenso unterschiedlichen Charaktere. Sie standen im starken Kontrast zueinander. Die eine Ermittlerin draufgängerisch, frech und forsch, der andere Ermittler ruhig, überlegt und präzise. Die Mischung fand ich grandios, da so viel Dynamik innerhalb der ermittelnden Gruppe kam.
Lange kam ich nicht auf des Rätsels Lösung, um genau zu sein, so lange nicht, bis mir die Autorin den entscheidenden Hinweis wie ein Präsent vor die Füße legte. Da war es um mich geschehen, das Lese-Jagdfieber hatte mich gepackt und ich legte das Buch erst weg, als ich es ausgelesen hatte. Und da war ich dann vollkommen überwältigt von dieser so ausgeklügelten Geschichte.

Fazit:

Auf dieses Buch und seine Figuren muss sich der Leser einlassen. Nichts ist, wie es wirklich scheint und erst am Ende offenbart sich, wie unglaublich psychologisch raffiniert die Geschichte aufgebaut worden ist.

*Das Buch ist überall im Handel erhältlich*

Lesetipp:

Lust auf noch mehr Überraschung am Ende? Dann empfehle ich euch:
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle von Stuart Turton