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Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle von Stuart Turton
© Cover: Zero-Media.net, München

erschienen im Tropen Verlag
Veröffentlicht am 24. August 2019
Originaltitel: The seven deaths of Evelyn Hardcastle
Übersetzt von Dorothee Merkel
ca. 605 Seiten
erhältlich als gebundenes Buch, Hörbuch und eBook

Die Familie Hardcastle lädt zu einem imposanten Maskenball auf ihr Anwesen „Blackheath House“, anlässlich der Rückkehr ihrer geliebten Tochter Evelyn, ein. Doch was als schöner Tag gedacht war, endet dramatisch. Evelyn Hardcastle wird ermordet.
Aber Blackheath ist kein gewöhnlicher Ort. Der Tag des Mordes wiederholt sich immer und immer wieder. Und der Tag wird erst enden, wenn der Mord geklärt wurde. Ein Mann soll den Tod aufklären, dafür bekommt er für acht Tage acht unterschiedliche Wirte zur Verfügung gestellt. Doch jemand möchte die Lösung des Falles um jeden Preis verhindern…

Kennt ihr Matroschka Puppen? Jene eiförmig bemalten Holzpuppen, die ineinandergesteckt werden können? Und jede sieht auf den ersten Blick aus, wie die Vorherige, doch in Wirklichkeit unterscheiden sie sich? Ja? Dann kommt hier das Pendant in Krimiform: „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“.
Eine Geschichte, die mich schon beim Lesen des Klappentextes in ihren Bann zog. Ich hatte gar keine genaue Idee, was mich erwarten würde. Wie kann ich mir ein Buch vorstellen, in dem ein Mord immer und immer wieder geschieht? Wie soll das gehen und wozu? Fragen über Fragen noch bevor ich auch nur eine Zeile aus dem Buch gelesen hatte. Aber was mich hier erwartet hat, das hätte ich im Leben nie gedacht. Dieses Debüt ist der Wahnsinn, aber jetzt erst einmal von Anfang an.
Der Einstieg in die Geschichte war nicht nur für mich verwirrend. Gleich zu Beginn lernte ich den Ich-Erzähler kennen, der genauso viel wusste wie ich, nämlich nichts. Er erwachte verwirrt in einem Wald und wusste weder, wer er ist noch, woher er kam. Und diese tiefe Verwirrung und die Angst der Unwissenheit griff auch auf mich über. Und so stolperte ich ebenfalls ein bisschen planlos in diese liebenswert verrückt und gleichzeitig abgedrehte Geschichte.
Schon von Anfang an benötigte ich den Lageplan, welcher ganz vorn und am Schluss des Buches verzeichnet war. Auch die Einladung zum Maskenball, auf denen alle relevanten Personen erwähnt wurden, dienten mir zur Orientierung. Denn in diesem Buch kommen viele verschiedene Charaktere vor und gerade am Anfang wimmelte es nur so von fremden Menschen. Aber, und das fand ich durchweg positiv, Stück für Stück bekam ich ein Gefühl für all diese Leute. Was nicht zuletzt daran lag, dass Stuart Turton es meisterhaft verstand, jeder einzelnen Figur Leben einzuhauchen und sie ganz klar zu skizzieren.
Die eigentliche Person, der Ich-Erzähler, war für mich stellenweise gar nicht so richtig zu greifen. Sein wahrer Charakter wurde immer wieder von seinen Wirten übertüncht. Dennoch war spürbar, dass ein fremder Geist sich der Fähigkeiten, des Intellekts und der Gewohnheiten des jeweiligen Wirtes bemächtigte und diesen auch beeinflusste. Und Stück für Stück kristallisierte sich dann auch der wahre Kern des Ich-Erzählers heraus.
Dies alles wäre gar nicht möglich gewesen, wenn der Schreibstil von Stuart Turton nicht so unglaublich facettenreich und flüssig gewesen wäre. Er brachte alles so schön in Fluss, dass dieses Buch kaum aus der Hand zu legen war. Hinzu kamen die mit Situationskomik untermalten bildlichen Beschreibungen. Sie lockerten die Geschichte ungemein auf. Durch diese umfassenden Verschachtelungen an Ereignissen, die sich Tag für Tag wiederholten, jedoch von unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wurden, war dieses Buch nicht einfach zu lesen. Ich musste immer höllisch aufpassen, um ja kein Detail zu verpassen. Hier war genaues Lesen vollkommen unablässig.
Langweilig war mir zu keiner Zeit, denn in diesem Buch stirbt nicht nur Evelyn Hardcastle. Generell versterben in dieser Geschichte reichlich Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen.
Stuart Turton legte unendlich viele Fallstricke aus, in die ich mich größtenteils verhedderte. Oft kamen mir Gedanken zur Lösung des Falls, aber im Bruchteil einer Sekunde zerfielen sie wieder zu Staub, weil ein erneutes Ereignis oder eine Erkenntnis diese wieder zunichtemachten. Bis zum Ende des Buches tappte ich größtenteils im Dunkeln und ich persönlich fand die Auflösung absolut stimmig. Sie passte zur gesamten Geschichte und bot dennoch reichlich Freiraum für die eigene Fantasie.

Fazit: Ein Debüt, das es in sich hat. Der Kriminalfall ist schlimmer als so manches Labyrinth. Obwohl es zu Beginn ziemlich verwirrend und unübersichtlich war, war diese Geschichte durchgängig spannend.
Geeignet für alle, die beim Lesen gerne mitdenken und sich darauf einlassen können, dass sich ein Tag immer und immer wiederholt.

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